Glanzvoller Abschied von EZB-Chef Trichet

Glanzvoller Abschied von EZB-Chef Trichet
In der Frankfurter Alten Oper bereiteten die Spitzen der europäischen Politik dem abtretenden EZB-Chef ein würdiges Abschiedsfest.

Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel war die erste und das politische Schwergewicht auf der langen Rednerliste. Ihr folgten zwei "Alt-Europäer", der französische Ex-Präsident Valery Giscard d'Estaing und der greise deutsche Altkanzler Helmut Schmidt. Natürlich mussten auch aktuelle EU-Präsidenten zu Wort kommen: Jerzy Buzek vom Parlament, Herman Van Rompuy vom Rat, Jose Manuel Barroso von der Kommission und Jean-Claude Juncker von der Eurogruppe. Zuletzt artikulierte sich die EZB selbst: Durch seinen Nachfolger ab 1.November Mario Draghi und Trichet selbst im Schlusswort.

In all den Reden fiel die Bilanz der acht Jahre Trichets natürlich viel glanzvoller aus als in der Beurteilung der meisten unabhängigen Beobachter in Wirtschaft, Wissenschaft und Presse. Dass daran nicht nur er, sondern die Politik Schuld hatte, war gestern sehr gut erlebbar. Bis zur Krise stand Trichet außerhalb jeder ernstlichen Kritik: Keiner ermahnte wie er die Politik zu mehr Haushaltsdisziplin und warnte - ungehört - vor den Risken aus deren Verletzung vor allem in den Peripherie-Ländern.

Doch als es richtig Ernst wurde, war Trichet "eben doch in erster Linie Franzose", wie ein höchstrangiger EZB-Insider spottet. Legendär ist nicht nur am EZB-Sitz in Frankfurt das durch die Polstertüren hörbar laute Gespräch Trichets ganz allein mit Präsident Sarkozy vor der ersten EU-Krisensitzung am 8.Mai 2010 zu Griechenland. Dass direkt danach die EZB Statuten-widrig erstmals Anleihen disziplinloser Euro-Staaten kaufte und kurz darauf ihre Bilanz deshalb mit einer Kapitalerhöhung durch die Mitgliedsländer ausgleichen
musste, war das Glück französischer Banken. Diese haben bis heute am meisten davon profitiert.

Tränen

Die Krise hat den bald 69-Jährigen sichtbar altern lassen. Der Rücktritt der Stabilitäts-fixierten Deutschen, des Bundesbank-Präsidenten Axel Weber und des Trichet-Stellvertreters in der EZB, Jürgen Stark, aus Protest gegen die indirekte Defizit-Finanzierung der Krisenländer hat Trichet persönlich verletzt. Wie blank Trichets Nerven liegen, zeigen vertrauliche Berichte höchster EZB-Insider, dass er vor Überbringern sehr schlechter Nachrichten sogar in Tränen ausbricht.

Beim Festakt war davon wenig zu merken, auch wenn die Euro-Krise natürlich im Mittelpunkt stand. Trichet verteidigte sein Wirken, indem er auf die Erfüllung der Hauptaufgabe der EZB verwies, der Preisstabilität: Die Inflation des Euro sei geringer als bei allen Vorgänger-Währungen inklusive der legendären D-Mark.

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