Giftige Chemikalien in Markenkleidung

Giftige Chemikalien in Markenkleidung
Bedenkliche Chemikalien in Kleidung von Zara und Co. ortet Greenpeace. Clean Clothes-Kampagne fordert ines gerechte Löhne in Outdoor-Branche.

Die Meldung platzt passend in die Vorweihnachtszeit, in der viele Menschen Gewand kaufen, um ihre Liebsten damit an Heilig Abend zu beschenken. Der aktuelle Greenpeace-Test könnte das wohlige Gefühl ein wenig trüben: In Markenkleidung international führender Hersteller findet sich oftmals eine besorgniserregend hohe Konzentration von Nonylphenoletoxylaten (NPE), Phthalaten (Weichmachern) und anderen industriellen Chemikalien - das zeigt der Greenpeace Report "Giftige Garne".

Gelangen diese Chemikalien in die Umwelt, sind sie nur schwer abbaubar. Sie können das Hormonsystem schädigen, die Fortpflanzung gefährden und sich in der Nahrungskette anreichern.

Untersucht wurden 141 Kleidungsstücke von Modekonzernen wie Zara, Levis, Tommy Hilfiger, Mango, Calvin Klein, Esprit oder Diesel, darunter auch in Österreich gekaufte Produkte. Bereits im Vorjahr hat Greenpeace auf die "schmutzige Wäsche" von Modeketten hingewiesen.

"Nichts dazugelernt"

"Unser Bericht deckt auf, dass die betroffenen Unternehmen aus den Erkenntnissen früherer Greenpeace-Untersuchungen nichts dazugelernt haben. Ohne es zu wissen kaufen KonsumentInnen mit ihren Textilien auch gefährliche Chemikalien ein. Dass die Textilindustrie weiterhin die Gefährdung von Mensch und Umwelt in Kauf nimmt, ist völlig verantwortungslos", so Greenpeace-Konsumentensprecherin Claudia Sprinz.

Bewusst eingesetzt oder Rückstände

Die gefundenen Schadstoffe werden entweder bewusst in der Produktion eingesetzt oder sind Rückstände des Herstellungsprozesses. Nonylphenoletoxylate (NPE) wurden in 89 der 141 Artikel nachgewiesen. In vier Textilien wurde eine gesundheitsschädlich hohe Konzentration von Weichmachern (Phthalaten) gefunden.

Auch ein in Österreich gekauftes T-Shirt der Marke Tommy Hilfiger enthielt eine bedenkliche Menge an Phthalaten. Diese problematischen Weichmacher werden speziell bei Aufdrucken in der T-Shirt Produktion eingesetzt und sind ebenso wie Nonylphenole (NP) - ein Abbauprodukt von NPE - hormonell wirksam. Darüber hinaus sind Phthalate in der EU als "fortpflanzungsgefährdend" klassifiziert. Wenn sie in Plastisol-Aufdrucken verwendet werden, sind sie nicht eng an den Kunststoff gebunden und können daher aus dem Produkt freigesetzt werden.

Einige der untersuchten Modehersteller gehören zum sogenannten "Fast Fashion" -Segment. In sehr kurzen Abständen werden neue Trendartikel herausgebracht, um auf Kundenwünsche rasch zu reagieren. Durch den so entstehenden Produktionsdruck und knappe Liefertermine werden ökologisch unverantwortliche Praktiken, wie hoher Chemikalieneinsatz gefördert. "Pro Jahr werden rund 80 Milliarden Kleidungsstücke produziert - meist in asiatischen Herstellerländern. Selbst geringe Mengen an Chemikalienrückständen im einzelnen Kleidungsstück, führen bei der Masse an Textilien zu einer großflächigen Verbreitung umwelt-und gesundheitsgefährlicher Schadstoffe auf der ganzen Welt", so Sprinz.

Detox

Giftige Chemikalien in Markenkleidung

Greenpeace setzt sich bereits seit 2011 mit der internationalen Kampagne "Detox" (engl. für "Entgiften") für umweltschonende Produktionsbedingungen in der Textilindustrie ein. Als weltweite Akteure müssen Modelabels ihre Verantwortung wahrnehmen und ihren gesamten Produktionszyklus "entgiften". Greenpeace fordert verbindliche Zusagen und einen Ausstieg aus der Verwendung giftiger Chemikalien. "Wer beim Mode-Einkauf die Umwelt möglichst nicht belasten möchte, sollte Bekleidung lange nutzen, verstärkt in Secondhand-Läden einkaufen und bei neuen Textilien auf umweltfreundliche Produktion, beispielsweise mit GOTS-Gütesiegel sowie Langlebigkeit achten", so Sprinz abschließend.
 

Einen anderen Aspekt hat die Clean Clothes Kampagne aufgegriffen. In der Outdoor-Bekleidungsbranche gibt es noch einiges zu tun, damit zum Lifestyle-Feeling der Kunden auch halbwegs menschengerechte Arbeitsbedingungen für die Näherinnen dazu kommen, kritisierte am Montag die Clean Clothes Kampagne. Zwar habe sich schon einiges gebessert, aber vieles liege noch immer im Argen - auch was die Informationspolitik der Hersteller betrifft.

CCK übte in diesem Zusammenhang Kritik an den Sportartikelhändlern Hervis und Sports Eybl & Sports Expert. „Unter welchen Standards die Produkte von Kilimanjaro und Seven Summits gefertigt werden, bleibt für uns ungewiss. Die Erfahrungen zeigen jedoch: Wer nicht pro-aktiv gegen die Ausbeutung von Menschen vorgeht, lässt sie gewähren“, so die Einschätzung von Michaela Königshofer von CCK.

Reaktionen

Hervis werde Infos veröffentlichen, Details wurden keine genannt. Sport Eybl hat daraufhin gewiesen, dass man die eigenen Vertragspartner nicht nur zur Einhaltung sämtlicher gesetzlichen Standards auf dem jeweils höchstmöglichen Standard verpflichte sondern auch ein Commitment einfordere, dass sie sich im Bereich Forschung und Entwicklung besonders in Nachhaltigkeitsfragen engagieren.

Nichts halte man dagegen von Radikalmaßnahmen wie dem Boykott von Produzenten oder Produkten, da sich Eybl als Mittler zwischen Herstellern und Endkonsumenten sehen und hinter jedem Produkt auch immer ein Kundenbedürfnis steht. Und bevormunden wolle man den Kunden nicht. Für 2013 plant Eybl einen Nachhaltigkeits-Kongress und zusätzlich ein Öko-Bonus-System für Hersteller mit besonders großem Nachhaltigkeits-Bewusstsein.

ÖOC-Ausstatter Erima

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Im hinteren Feld findet sich auch das deutsche Unternehmen Erima, Ausstatter des Österreichischen Olympischen Comités (ÖOC). Dabei habe sich das ÖOC 2008 zu einer sozial fairen Beschaffung bekannt, indem es soziale Standards in die Lizenzverträge mit Ausstatterfirmen aufnehmen wollte. „Ich hoffe, dass das ÖOC nicht wieder eine Olympiade tatenlos verstreichen lässt und endlich die eigenen Vorgaben umsetzt“, betonte Königshofer.

Kleine Fortschritte

Laut CCK hat sich die Outdoor-Branche in den vergangenen zwei Jahren allerdings gebessert. „In der Branche ist unsere Forderung nach existenzsichernden Löhnen angekommen. Es ist nur zu hoffen, dass es nicht bei Absichtserklärungen der Unternehmen bleibt, sondern die Arbeiterinnen tatsächlich profitieren“, so Königshofer.

Die Clean Clothes Kampagne befragte 25 Outdoor-Unternehmen, u.a. Jack Wolfskin, Patagonia und Mammut nach den sozialen Standards für ihre Produktionsstätten. Darunter auch österreichische Marken wie Northland und Seven Summits.

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