Geschäfte mit Gottes Segen

Stift Klosterneuburggilt als reichstes Stift Österreichs.
Erträge aus Wald- und Immobilienvermögen müssen Renovierungskosten decken.

Wälder, Immobilien, Kraftwerke, wertvolle Gemälde und antike Schriften: Österreichs Stifte und Klöster verfügen über ein beachtliches Vermögen – doch sind sie deswegen reich? Und wer profitiert von diesem Reichtum?

Stifte und Klöster sind in ihrer Finanzgebarung autonom, sie müssen sich also selbst erhalten. Kirchenbeiträge stehen dafür nicht zur Verfügung, diese fließen allesamt in die Diözesen. Waldbesitz ist daher das wohl wichtigste Gut von Österreichs 86 Männer- und 120 Frauen-Ordensgemeinschaften. Denn Forstwirtschaft ist durchaus ertragreich.

„Wer wenig Besitz hat, hat es schwer, das Kloster zu erhalten“, erklärt Walter Hanzmann, Sprecher des Stiftes Klosterneuburg. Dann können nur die allernotwendigsten Sanierungen durchgeführt werden. Was für Österreichs weltliche Wirtschaft gilt, stimmt auch bei den Orden: Frauenklöster sind ärmer und meist sozial engagierter.

Als reichstes Stift Österreichs gilt Klosterneuburg mit seinen 8000 Hektar Wald, 108 Hektar Weingärten, 700 Wohnungen und 4000 Pachtverträgen für Immobilien. 30 Millionen Euro setzt Klosterneuburg im Jahr um – der Stiftswein wird bis nach Kalifornien exportiert. „Die Erträge aus den Wirtschaftsbetrieben werden allesamt in den Erhalt des Stifts investiert“, erklärt Hanzmann. Soeben erst sei die zehn Millionen Euro teure Renovierung abgeschlossen worden, die vom Land Niederösterreich allerdings mit 2 Millionen Euro subventioniert wurde.

Gemeinschaftskasse

Privatbesitz hätten die Mitbrüder nicht. „Alles wird geteilt“, sagt Hanzmann, „ganz nach dem Gelübde der Augustiner: „Armut, Gehorsam und Keuschheit“.

Waldreichstes Stift ist Admont in der Steiermark. Mit 26.000 Hektar Wald steht es auf Rang sechs der größten Waldbesitzer Österreichs.

Mit 6000 Hektar zählt das Stift Schlägl in Oberösterreich eher zu den kleineren klösterlichen Forstbesitzern. „Der Wald ist dennoch unser größter Reichtum. Damit sichern wir den Erhalt des Stiftsgebäudes“, sagt Abt Martin Felhofer. 180 Maurer, Tischler und Elektriker beschäftigt Stift Schlägl das ganze Jahr hindurch. Die 53 Mitbrüder verdienen – so wie in allen Klöstern – extern: Als Lehrer, Pfarrseelsorger oder Krankenpfleger. „Ihr Einkommen wird in eine Gemeinschaftskassa gelegt“, erklärt Felhofer. Wichtig ist dem Abt, dass das Stift regionaler Arbeitgeber ist – etwa durch die Stiftsbrauerei oder den Betrieb des Seminarhotels, des Restaurants und der Hälftebeteiligung am Skigebiet Hochficht. Felhofer, selbst begeisterter Skifahrer, hält Ökologie hoch. Bei Schneekanonen allerdings macht er eine Ausnahme.

11,6 Millionen Euro Umsatz schreibt das Stift im Jahr. Damit ordentlich zu wirtschaften fällt Felhofer nicht schwer: „Wir geben einfach nicht mehr aus als wir einnehmen“, lautet sein einfaches Credo. Das schafft nicht jedes Stift. Geras im Waldviertel hat sich 2004 mit Investitionen derart verschuldet, dass es „unter Geschäftsaufsicht“ gestellt werden musste. Abt Felnhofer wurde damals in Geras als Provisor – eine Art Verwalter – zu Hilfe gerufen. Die Kontrollen der klösterlichen Ausgaben seien seither verschärft worden, sogenannte Visitationen häufiger.

Der Wunsch nach einem Leben in Luxus, wie es sich der deutsche Bischof von Limburg, Tebartz-van Elst, gönnen wollte, hat schon öfter katholische Ordensmänner oder -frauen zu Prunksucht verführt. So wollten belgische Nonnen ihr Kloster verkaufen, um eine Villa in Südfrankreich zu erwerben.

„Um so etwas zu vermeiden, wurde die Rom-Grenze eingeführt“, sagt Michael Prüller, Sprecher der Erzdiözese Wien. Verkäufe über drei Millionen Euro müssen gemeldet und von Rom genehmigt werden. Tebartz-van Elst hat dies durch geschickte Stückelung der Summen offenbar umgangen.

Bischöfe sind mit weitgehenden Vollmachten über das ihnen anvertraute Vermögen ausgestattet. Sie können sich damit über den Beschluss des Vermögensverwaltungsrats hinwegsetzen. „Der Rat wird dann allerdings Beschwerde einlegen“, betont Prüller. Die Erzdiözese Wien setzt mit ihren Mensalgütern jährlich sieben Millionen Euro um, erhält 90 Millionen Euro aus Kirchenbeiträgen und muss daraus 1600 Mitarbeiter sowie rund 1000 Priester bezahlen.

Auf 152 Millionen Euro schätzt die „Initiative gegen Kirchenprivilegien“ Kardinal Christoph Schönborn zur Verfügung gestellte Vermögen. Es besteht aus den sogenannten Mensalgütern: Wälder um Kirchberg am Wechsel, einer Landwirtschaft, Jagdgebieten und einem Anteil an der Kirchenbank Schelhammer&Schattera. Reinerträge aus diesem Vermögen allerdings müssen laut Statut zur Hälfte reinvestiert und zur Hälfte für karitative Zwecke ausgegeben werden. Schönborn lebt von 2500 Euro netto im Monat, hat eine Drei-Zimmer-Wohnung und als Dienstauto einen VW Sharan.

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