Geschädigte Anleger zeigen Erste Bank bei FMA an

Anleger machen Druck auf Erste Bank. Sie weist die Vorwürfe zurück
Beim Verkauf der Alpine-Anleihen soll Bank Anleger "systematisch fehlberaten" haben.

Die Alpine-Pleite wird nun auch ein Fall für die Finanzmarktaufsicht (FMA). Der Wiener Anwalt Wolfgang Haslinger hat am Montag bei der FMA für rund hundert geschädigte Anleihe-Zeichner eine Sachverhaltsdarstellung gegen die Erste Bank eingebracht. Der Verdacht: systematische Fehlberatung. Haslinger wirft der Erste Bank vor, dass sie „die Anleger getäuscht und falsche Marketing-Mitteilungen zu den Alpine-Papieren veröffentlicht hat“. Die Bank habe diese Kunden weder auf das hohe Risiko einer Veranlagung in diese Schuldverschreibungen noch auf den Restrukturierungsbedarf oder auf die latente Konkursgefahr bei der Alpine hingewiesen.

„Die Informationen waren weder zutreffend noch vollständig und suggerierten ein sicheres Produkt“, sagt Haslinger zum KURIER. Seine Mandanten haben zwischen 10.000 und 150.000 Euro Erspartes investiert und nach dem derzeitigen Stand alles verloren. Die Erste Bank bestreitet die Vorwürfe. Sie behauptet, sie wusste nichts von der dramatischen Lage der Alpine.

Bank wusste mehr

Dabei hat die Erste Bank die Papiere nicht nur verkauft, sondern war Konsortialführerin der kreditgebenden Banken und der Anleihe-Emission 2011. Folglich soll ihr laut Anzeige schon damals der tatsächliche Zustand des Alpine-Konzerns „bestens bekannt“ gewesen sein. Auch soll sie gewusst haben, dass Millionen-Forderungen aus strittigen Alpine-Großprojekten möglicherweise uneinbringlich sind. In den Werbe-Foldern der Anleihe gebe es keinen Hinweis auf diese Risken. „Mit dem Wissen, das die Erste Bank hatte, hätte man die Anleihen-Tranche 2011 gar nicht verkaufen dürfen, denn damals stand die Alpine kurz vor der Insolvenz“, behauptet Haslinger. „Die Erste Bank hat sogar die Kreditlinie der Alpine reduziert hat, als die Anleihe begeben wurde.“ Er nimmt an, dass mit dem Geld der Anleger Alpine-Schulden bei der Bank getilgt wurden. Dazu zitiert er aus dem Kapitalmarktprospekt der Anleihe 2011: „Die Alpine Holding kann im Rahmen der gewöhnlichen Finanzierungs-Aktivitäten, den Emissionserlös zur teilweisen oder vollständigen Tilgung bestehender Finanzierungen mit den Syndikatsbanken aufwenden.“

Erste wehrt sich

„Den Pauschalvorwurf der systematischen Fehlberatung weisen wir klar zurück“, kontert die Erste Bank. Die Unterlagen habe man nach bestem Gewissen verfasst und die Anleihen auch gesetzeskonform verkauft. Die schlechte wirtschaftliche Lage der Alpine sei erst im Oktober 2012 bekannt geworden. Zitat Erste Bank: „Die Behauptung, wir hätten die Anleihe in dem Wissen um die angespannte wirtschaftliche Lage des Alpine-Konzerns verkauft, müssen wir daher zurückweisen.“

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