Geldwäsche: Milliarden flossen aus Russland in die EU

Geldwäsche: Milliarden flossen aus Russland in die EU
20 Milliarden Dollar sollen nach Europa gelangt sein. Auch deutsche Firmen profitierten vom Schwarzgeld-Transfer. Dossier will am Dienstag über Geldflüsse nach Österreich berichten.

Binnen weniger Jahre sind mehr als 20 Milliarden Dollar (18,6 Milliarden Euro) dubioser Herkunft aus Russland in die EU geflossen, zu diesem Schluss kommt ein internationales Rechercheprojekt, an dem unter anderen der britische Guardian, die Süddeutsche Zeitung und die österreichische Rechercheplattform Dossier beteiligt sind.

Mithilfe undurchsichtiger Briefkastenfirmen in Großbritannien und mutmaßlich korrupter Richter in der Republik Moldau sei das Geld zwischen 2010 und 2014 auf legale Konten im Westen transferiert und dort zum Einkauf im großen Stil benutzt worden. Deutsche Unternehmen hätten davon kräftig profitiert, schreibt die Süddeutsche. Auch österreichische Firmen sollen Nutznießer der Gelder gewesen sein, heißt es bei Dossier. Mindestens 4,1 Millionen Euro mutmaßlichen Schwarzgeldes seien in 88 Transaktionen an 32 Empfänger in Österreich geflossen. Am Dienstag sollen Details zu den Geldflüssen publiziert werden.

"Die meisten der österreichischen Empfänger dürften ohne ihr Wissen Teil des Netzwerks der mutmaßlichen Geldwäscher geworden sein", schreibt Dossier online. Für sie seien es völlig übliche Geschäfte gewesen. Grundsätzlich seien mit dem Geld "triviale" Dinge wie Damenjacken, Computerzubehör oder Autoersatzteile gekauft worden. Bezahlt wurden unter anderem Möbelhändler, Bekleidungshersteller, ein börsennotierter Rohstoffhändler; auch Privatpersonen, eine Schule und ein Gericht.

Funktioniert habe die Geldwäsche über Briefkastenfirmen in der EU. Die eine habe der anderen Geld geliehen, das sie überhaupt nicht hatte. Für die Rückzahlung haftete eine russische Firma. Wenn dann die Empfängerin nicht zurückzahlen konnte, sprang die russische Haftung ein - und das Geld floss nach Europa. Um dem einen formellen Anschein zu geben, sei das Geld über ein Gericht in Moldawien eingeklagt worden, moldawische Gerichte hätten den Anspruch bestätigt. In Summe seien mehr als 18 Mrd. Dollar so legitimiert worden.

Datensatz mit Überweisungen

Die Süddeutsche Zeitung und Dossier stützen ihre Berichte auf einen Datensatz von etwa 70.000 Überweisungen, der ihr selbst und den internationalen Partnermedien vorliege. Die SZ konnte demnach 662 Fälle identifizieren, in denen Geld von Konten in Lettland genutzt worden sei, um in Deutschland Rechnungen zu bezahlen. Firmen oder Menschen aus Russland, der Ukraine oder Weißrussland hätten Produkte im Einzelhandel gekauft oder sich Waren liefern lassen.

Die Bezahlung hätten immer die Briefkastenfirmen übernommen, heißt es in dem Bericht. 66,5 Millionen Dollar seien auf diesem Weg in den Büchern deutscher Unternehmen oder bei Privatpersonen gelandet.

Bereits im Jahr 2014 hatten Journalisten des internationalen Recherchenetzwerks OCCRP (Organized Crime and Corruption Reporting Project) das gigantische Geldwäsche-System aufgedeckt, das mutmaßlich von Russland aus gesteuert wurde. Dem OCCRP und der russischen Tageszeitung Nowaja Gaseta wurden laut SZ nun Daten zugespielt, die erstmals zeigen, wer von dem Geld profitierte. 61 Journalisten in 32 Ländern haben an dem Projekt recherchiert.

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