Geldwäsche für Anfänger: Die Methoden der Kriminellen

Panama-Connection wirbelt weiter viel Staub auf
Wie verschleiert man die Herkunft illegaler Gelder? Seit Al Capone haben sich die Methoden gewandelt.

Wenn es nicht stimmt, so ist es gut erfunden: Für den Begriff Geldwäscherei soll Mafiaboss Al Capone Pate gestanden haben – weil er die Drogeneinnahmen und Schutzgelder in Münzwaschsalons gesteckt hat. Schmutziges Geld wurde so als ehrbares Geschäftseinkommen "weißgewaschen".

Am Prinzip hat sich bis heute nichts geändert. Wer Geld wäscht, will dessen kriminelle Herkunft verschleiern. Nur wie? Das Restaurant, das sich über Jahre hält, obwohl man nie Gäste sieht, ist nicht mehr wirklich zeitgemäß, um Einkünfte zu fingieren. Auch das Kasino hilft beim Weißwaschen nicht. "Das war immer ein Gerücht", sagt Casinos-Austria-Sprecher Martin Himmelbauer. "Bei uns erhält jemand zwar auf Wunsch eine Gewinnbestätigung – aber nur, wenn er das Haus wirklich mit mehr Geld verlässt als er mitgebracht hat."

Die Methoden der modernen Kriminellen:

Finanzwetten

Mit Derivaten lässt sich auf so gut wie alles zocken. Man schließt also mit dem Gegenüber seines Vertrauens eine Wette ab, die man sicher gewinnt. Und lässt sich den Gewinn überweisen – den man vorher dem Gegenüber bar oder über Panama & Co. transferiert hat.

Fingierte Aktienkäufe

Ein Beispiel aus den Panama-Papers: Mit rückdatierten Aktienkäufen wird in der Bilanz ein hoher Kursgewinn verbucht. Wirklich gehandelt wurden die Wertpapiere nie.

Bankeinlage und Kredit

Diese als "Back-to-back-Geschäfte" bekannte Weißwasch-Praktik soll laut Experten besonders häufig sein. Dabei zahlt ein reicher Unternehmer Geld aus illegaler Quelle auf ein Bankkonto ein. Die Bank hat damit kein Problem, weil er dieses Geld leicht mit seinen Einkünften begründen kann. Die Bank gibt mit diesem Konto als Sicherheit einen Kredit an eine Offshore-Firma desselben Unternehmers, der damit eine Immobilie kauft. Aus den Erträgen (etwa beim Weiterverkauf) wird der Kredit getilgt. Das Geld auf dem Konto ist damit gewaschen.

Immobilienkäufe

Mit dem Schwarzgeld wird eine Immobilie, die fünf Millionen Euro wert ist, offiziell um vier Millionen Euro gekauft. Eine Million bekommt der Verkäufer "unterm Tisch". Nach einer gewissen Zeit wird die Immobilie um sechs Millionen verkauft. Zwei Millionen Euro sind so legalisiert.

Online-Geschäfte

Spätestens seit 2010 werde die Geldwäsche-Bekämpfung von Österreichs Banken sehr, sehr ernst genommen, sagt Karin Mair, die als Forensikerin beim Beratungsunternehmen Deloitte die praktische Seite gut kennt: "Kein Bankmitarbeiter geht heute mehr Risiken ein." Kriminelle Energie bahnt sich aber eigene Wege und könnte bei den neuen Technologien fündig werden. Sogenannte Fin-Techs, Internetplattformen zur Finanzierung, ermöglichen ganz neue Betrugsformen, befürchtet Mair: So könnten Hacker fremde Identitäten stehlen und sich dieser bedienen, um Geld auf Bankkonten zu transferieren. Die virtuelle (nur in der Computerwelt existierende) Währung Bitcoin steht ebenfalls im Ruf, häufig zur Geldwäsche genutzt zu werden.

Bares

Und was, wenn man mit dem Bargeld-Koffer unter dem Arm einkaufen geht? Theoretisch kann man nach wie vor fast alles mit Bargeld bezahlen. Nur im Baugewerbe sind Barzahlungen mittlerweile verboten. "In dem Moment, in dem sie mehr als 50.000 Euro von ihrem Konto abheben, erhält das Finanzministerium automatisch eine Meldung ihrer Bank nach dem Kapitalabfluss-Meldegesetz", sagt Anja Cupal von der Steuerberatungskanzlei TPA Horwath. Wenn man von einer Privatperson ein gebrauchtes Auto um 10.000 Euro Cash kauft, hat das keine Folgen. "Sie haben als Privatperson keine Verpflichtung, einen Geldwäsche-Check zu machen", sagt die Expertin. "Das können sie ja gar nicht."

Die Gewerbeordnung kennt allerdings Sorgfaltspflichten zur Geldwäsche-Bekämpfung: Wenn man bei einem Autohändler ein SUV um 90.000 Euro bar kauft, kommt der Händler in Zugzwang. Cupal: "Laut Gewerbeordnung muss er einen Ausweis verlangen." Er wird den Kunden ein standardisiertes Anti-Geldwäsche-Formular ausfüllen lassen, um sich abzusichern. Außerdem müsste er ihn nach der Herkunft des Geldes fragen. "Es ist eine undankbare Aufgabe für Gewerbetreibende, die sind ja keine Privatpolizei", sagt die TPA-Expertin.

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