Geldvermögen der Österreicher geschrumpft

Geldvermögen der Österreicher geschrumpft
Obwohl das Geldvermögen der Österreicher geschrumpft ist, gehört Österreich immer noch zu den reichsten Ländern der Welt.

Der deutsche Versicherer Allianz hat das Vermögen der Österreicher untersucht - mit folgendem Ergebnis: Das Netto-Geldvermögen der Österreicher ist im vergangenen Jahr um 1,1 Prozent auf 40.648 Euro pro Kopf geschrumpft  - dennoch rangiert Österreich damit aber unter den reichsten Ländern der Welt. Mit Platz 15 liegt man unmittelbar vor Deutschland.

Beinahe eine Klasse für sich sind laut der Untersuchung die Schweizer, die laut dem "Global Wealth Report" des deutschen Versicherungskonzerns über ein Pro-Kopf-Geldvermögen (Zahlungsmittelbestand plus Forderungen, minus Schulden) von 138.062 Euro (+0,6 Prozent) verfügen. Danach folgen die Japaner mit unverändert 93.087 Euro pro Kopf, vor den US-Amerikanern mit 90.417 Euro (+2,0 Prozent). Erst auf Platz vier des Rankings folgen die Belgier als reichste EU-Bürger. Sie besitzen pro Kopf 68.491 Euro (+3,4 Prozent), also etwa halb so viel wie die Schweizer.

Analysiert wurden in der Allianz Studie die Vermögens- und Schuldenlage der privaten Haushalte in über 50 Ländern.

"Arme" Millionäre

"UHNW" nennt der jetzt veröffentlichte "World Ultra Wealth Report" der in Singapur ansässigen Forschungsgesellschaft Wealth-X jene Personen, die über ein Vermögen von mehr als 30 Millionen Dollar (22,9 Millionen Euro) verfügen. Diese "Ultra High Net Worth Individuals" haben unter der Krise gelitten: 2011 sei ihre Zahl zwar auf 187.380 gestiegen, fand Wealth-X heraus; ihr Vermögen schrumpfte aber um 1,8 Prozent auf zusammen 25,8 Billionen Dollar. Ein kleiner Trost: Das ist immer noch mehr als das Bruttoinlandsprodukt der weltgrößten Volkswirtschaften USA und China zusammen. Die höchsten Verluste machten der Studie zufolge die Reichen mit einem Vermögen zwischen 200 und 499 Mio. Dollar. Ihre Zahl sei um 9,9 Prozent gesunken, das Vermögen um insgesamt 11,4 Prozent.

Milliardäre wurden reicher

Geldvermögen der Österreicher geschrumpft

Dem Abwärtstrend entzogen haben sich allerdings die Milliardäre: Deren Zahl nahm um 9,4 Prozent auf 2.160 zu, ihr Reichtum wuchs sogar um 14 Prozent auf 6,2 Billionen Dollar. "Sie haben eine viel größere Entourage und bekommen eine viel bessere Investmentberatung", sagte Wealth-X-Chef Mykolas Rambus der Nachrichtenagentur Reuters. "Sie genießen gewiss die Aufmerksamkeit jeder großen Bank."

Da Europa gegen Schuldenkrise und Rezession kämpft und die Konjunkturerholung in den USA sehr holprig verläuft, ändern die Reichen ihr Anlageverhalten. Den Forschern zufolge haben sie Geld aus besonders risikoreichen Anlagen wie Aktien abgezogen und in private Unternehmen, Rohstoffe und Immobilien gesteckt.

Die Studie "World Ultra Wealth Report" ist zur Gänze hier abrufbar.

Deutschland: Privater Reichtum wächst

Der private Reichtum in Deutschland wird nach Informationen der Süddeutschen Zeitung indes immer größer - und das Vermögen des Staates hingegen kleiner. Gleichzeitig würden die Reichsten immer reicher. Die Zeitung beruft sich auf den Entwurf für den vierten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. Die Analyse, die alle vier Jahre herauskommt, wurde vom Bundesarbeitsministerium vorgelegt. Am Montag sei sie zur Abstimmung an andere Ressorts in der Bundesregierung gegangen.

Der Wohlstand in Deutschland hat dem Bericht zufolge zuletzt kräftig zugenommen. Maßgeblich sei dabei das Nettovermögen, zu dem etwa Immobilien, Geldanlagen, Bauland oder Ansprüche aus Betriebsrenten gehörten. Das Arbeitsministerium schreibt dazu: "Während das Nettovermögen des deutschen Staates zwischen Anfang 1992 und Anfang 2012 um über 800 Milliarden Euro zurückging, hat sich das Nettovermögen der privaten Haushalte von knapp 4,6 auf rund 10 Billionen Euro mehr als verdoppelt." Das Abschmelzen der Vermögenswerte der öffentlichen Haushalte sei bereits seit zwei Jahrzehnten zu beobachten. Im Zuge der Rettungsmaßnahmen anlässlich der Finanz- und Wirtschaftskrise sei "eine Verschiebung privater Forderungen und Verbindlichkeiten in staatliche Bilanzen feststellbar".

"Sehr ungleiche Verteilung"

Das private Nettovermögen hat sich nach den Regierungsangaben allein zwischen 2007 und 2012 um 1,4 Billionen Euro erhöht. Hinter diesen Zahlen stecke jedoch auch "eine sehr ungleiche Verteilung der Privatvermögen". So vereinten "die vermögensstärksten zehn Prozent der Haushalte über die Hälfte des gesamten Nettovermögens auf sich". Der Anteil dieses obersten Zehntels sei dabei "im Zeitverlauf immer weiter gestiegen". 1998 belief er sich laut den amtlichen Zahlen auf 45 Prozent, 2008 war in den Händen dieser Gruppe der reichsten Haushalte bereits mehr als 53 Prozent des Nettogesamtvermögens. Die untere Hälfte der Haushalte verfüge über nur gut ein Prozent des gesamten Nettovermögens, heißt es in dem Bericht weiter.

Der Abstand zwischen West- und Ostdeutschland habe sich dabei verringert, schreibt die Zeitung in ihrer Dienstagausgabe. Westdeutsche Haushalte hätten aber im Schnitt immer noch ein Immobilien- und Geldvermögen von etwa 132000 Euro, bei den ostdeutschen seien es nur 55000 Euro.

Große Unterschiede verzeichnet die Analyse auch bei der Lohnentwicklung: Sie sei "im oberen Bereich in Deutschland positiv steigend" gewesen. Die unteren 40 Prozent der Vollzeitbeschäftigten hätten jedoch nach Abzug der Inflation Verluste bei der Bezahlung hinnehmen müssen. "Eine solche Einkommensentwicklung verletzt das Gerechtigkeitsempfinden der Bevölkerung", wird dazu angemerkt.

Trotzdem werde in dem Bericht der Anstieg der sogenannten atypischen Beschäftigung verteidigt. Teilzeit- und Minijobs, Leiharbeit oder befristete Stellen seien nicht zu Lasten der Normalarbeitsverhältnisse gegangen. Das Bundesarbeitsministerium fügt aber kritisch hinzu: "Stundenlöhne, die bei Vollzeit zur Sicherung des Lebensunterhalts eines Alleinstehenden nicht ausreichen, verschärfen Armutsrisiken und schwächen den sozialen Zusammenhalt."

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