Wo Ihr Geld jetzt noch sicher ist

Es gibt noch Zufluchtsorte fürs Geld
Trotz Aktien-Talfahrt gibt es Zufluchtsorte. Anleger müssen jedoch mit weniger zufrieden sein.

Ein ehrlicher Tipp und aus dem Leben gegriffen: "Kauft euch was Schönes", lautete die spontane Antwort eines Bankenvertreters auf die Frage, wo Kunden jetzt am besten ihr Geld anlegen sollten. Tatsächlich ist die Ratlosigkeit groß. Bisher rieten die Profis, auf Aktien zu setzen. Und was jetzt? Die Börsen fallen und fallen, der Wiener Leitindex ATX stürzte am Dienstag unter die 2000-Punkte-Marke. So tief lag er zuletzt 2012.

Was soll man mit seinem Geld am besten anstellen?

Schulden tilgen Ein Rat, den Sie von keinem Vermögensberater hören werden: "Jeder, der über Geld verfügt, sollte sich als Erstes fragen, ob er nicht etwas abzudecken hat", rät Finanzexpertin Michaela Kollmann von der Arbeiterkammer Wien. Die Zinsen, die für ein überzogenes Konto oder einen Kredit fällig werden, werden Sie nämlich mit keiner noch so cleveren Veranlagung hereinbekommen. Vorsicht aber vor der Pönale, die bei vorzeitiger Tilgung anfallen könnte – da heißt es genau rechnen.

Sparbuch & Bausparer Selbst wenn damit im Moment nicht einmal die Inflation abgedeckt ist: Laut Erste-Bank-Umfrage ist das Sparbuch mit 58 Prozent der Nennungen immer noch die beliebteste Sparform der Österreicher, dicht gefolgt von Bausparen (53 Prozent). Das ist nicht so unvernünftig, wie es auf den ersten Blick scheint. Ein Notgroschen ist immer wichtig. Über die vergangenen zehn Jahre ist man mit einem Sparbuch sogar besser ausgestiegen als an der Wiener Börse (siehe Grafik unten). Aktuell bringt ein Sparbuch, das täglich fällig ist, bei den Großbanken nur noch mickrige 0,01 Prozent. Aber immerhin: Bis zu 100.000 Euro pro Person und Bank sind staatlich garantiert. Auch wenn die Bank pleitegeht, ist das Geld nicht weg.

Kapitalsparen Für höhere Zinsen muss man sein Geld längerfristig binden. All zu lange Laufzeiten seien dabei aber nicht sinnvoll, warnt Kollmann. "Da hätte ich doch die Hoffnung, dass die Zinsen in zehn Jahren höher sind als jetzt." Zehnjährige Kapitalsparbücher gibt es bei Österreichs Banken freilich ohnehin kaum noch. Als eine der wenigen Banken offeriert die Raiffeisenlandesbank OÖ ein zehnjähriges Vorsorgesparbuch. Zinssatz: 0,55 Prozent.

Lebensversicherung Als reine Sparform eignet sich dieses Produkt eher nicht. Dafür sind die Spesen zu hoch. Wer Versicherungsschutz plus Vorsorge will, bekommt bei klassischen Lebens-Polizzen derzeit einen Garantiezins von 1 Prozent. Die Versicherungen schaffen es derzeit allerdings noch, diesen Garantiezins deutlich zu überschreiten.

Anleihen Sicher ist das Geld nur in Anleihen von Staaten guter Bonität wie Deutschland. Deutschland oder Österreich zahlen derzeit aber so gut wie keine Zinsen auf Staatsanleihen. Unternehmensanleihen bringen höhere Renditen, allerdings auch mehr Risiko. Geht das Unternehmen pleite, bleibt dem Anleger die Konkursquote.

Aktien Trotz der jüngsten Börsenturbulenzen: "Aktien sind im derzeitig Zinsumfeld nahezu alternativlos", sagt Rainer Schnabl, Geschäftsführer der Raiffeisen KAG. Nach acht Jahren mit Kurszuwächsen seien Korrekturen normal, ergänzt Gaston Giefing, Chef des Raiffeisen Private Banking.

Fonds Wohlhabenden Investoren rät das Raiffeisen Private Banking zu aktiv gemanagten Mischfonds. In Zeiten hoher Schwankungen könne der Anleger ruhig schlafen, der Fondsmanager versucht das Risiko zu streuen. Für kleine Börserl n – um die 100 Euro pro Monat – bieten Banken Fondssparpläne an. "Achtung: Auch da können hohe Gebühren anfallen", warnt Kollmann.

Gold In der Zehnjahresbetrachtung steht Gold zwar sehr gut da (siehe Grafik), doch Vorsicht: Seit dem Hoch von 2011 hat Gold aber 22 Prozent verloren (in Euro gerechnet). Und Gold im Depot bringt keine Zinsen. Unter Kleinanlegern besonders beliebt ist der Kauf von Goldmünzen wie dem Philharmoniker der Münze Österreich. Münzen sind aber teurer als Goldbarren, da ein Prägeaufschlag dazukommt.

Wo Ihr Geld jetzt noch sicher ist

Die Kapitalmärkte neigen zu Übertreibungen und Experten lassen sich gern anstecken. Die aktuellen Horrorszenarien sind aber jenseits von Gut und Böse. "Verkaufen Sie alles!" lautete kürzlich ein (ernst gemeinter) Rat von Analysten der Royal Bank of Scotland. Vielen Dank für den Tipp, und was dann? "Wir werden alle leiden und einen teuren Preis für die Fehler der Notenbanken zahlen", warnt Starinvestor Jim Rogers düster. Und ein banaler Nebensatz in einem Goldman-Sachs-Papier wird in Foren zum "Ende des Kapitalismus" stilisiert.

Hallo, geht’s eine Spur kleiner? Wir erleben eine Talfahrt der Börsen; das ist nicht das Ende der Welt. Ja, nicht einmal eine große Überraschung – nach sieben Jahren, in denen es fast nur bergauf ging.

Autor: Hermann Sileitsch

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