"Risikofreude wird sich auszahlen"

"Risikofreude wird sich auszahlen"
Experten erwarten weitere Kursgewinne bei Aktien, insbesondere aus Westeuropa.

An den Aktienmärkten geht es wieder aufwärts. Nicht nur was die Kurse betrifft, sondern es fließt auch wieder viel Kapital in Aktien. In der Vorwoche verzeichneten US-Aktienfonds den größten Zufluss seit Mai 2001, weltweit waren es 16,7 Milliarden Dollar – der zweithöchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen dieser Statistik.

„Im Vorjahr haben Aktienfonds weltweit keine privaten Kapitalzuflüsse gesehen“, sagt Martin Bruckner, Vorstand der Allianz Investmentbank. Dass Aktien trotz der fehlenden Investments der Privatanleger derart zulegen konnten, dürfte an zwei Gründen liegen: Erstens hätten viele börsenotierte Unternehmen eigene Aktien aufgekauft und damit das Angebot verringert. Und zweitens dürften große Staatsfonds in Aktien investiert haben.

"Viele Anleger verfolgten 2012 eine zu defensive Strategie"

Von den Gewinnen, die Investoren 2012 mit Aktien einfahren konnten, haben Private aber kaum etwas gesehen. „Viele Anleger verfolgten 2012 eine zu defensive Strategie“, sagt Alfred Reisenberger, Chefinvestor der Wiener Privatbank. „Dieses Jahr können sie es besser machen.“ Zwar sei die Situation auf den Finanzmärkten noch fragil, aber der Wille zur Problemlösung wirke überzeugend. „Die Stimmung steigt, die Neuverschuldung sinkt und monetäre Stimuli bleiben“, sagt Reisenberger. Europas Wirtschaft stabilisiere sich, die USA würden an Fahrt gewinnen und China bleibe die globale Wachstumslokomotive.

Auch Vermögens-Managerin Margaret Patel vom Investmenthaus Wells Capital Management sieht den Wendepunkt gekommen. „Risikofreude wird sich dieses Jahr auszahlen.“ Dass der Run der Kleinanleger bisher ausgeblieben ist, erklärt sie mit deren schlechten Erfahrungen der vergangenen Jahre.

Europa

Die Allianz empfiehlt Aktien im Portfolio überzugewichten. Denn die Rückkehr der Investoren in Aktien werde zu Kurssteigerungen führen. Gekauft werden sollten eher Aktien aus den etablierten Märkten Europas. Hier beginne sich die Wirtschaft gerade erst zu erholen, während die US-Ökonomie auf stabilem, unverändertem Kurs dahinsteuere. Europäische Unternehmen verfügen laut Bruckner über solide Bilanzen und hohe Dividendenrenditen. Ihre Bewertungen seien trotz der Kursanstiege im Vorjahr noch attraktiv.

Auch der Chef-Stratege für die globale Veranlagung der französischen Société Générale, Phillipe Ferreira, sieht in Europa das größte Kurspotenzial. Insbesondere Aktien aus Österreich sowie Banktitel seien sehr günstig. Letztere seien um 60 Prozent und mehr unterbewertet. Vorsichtig eingestellt ist er gegenüber Osteuropa.

Auch Bruckner bevorzugt Finanzwerte, deren Erholung sich 2013 fortsetzen sollte, sowie Aktien von zyklischen Unternehmen. Diese würde mit der Verbesserung der Konjunktur deutlich gewinnen. Reisenberger setzt ebenfalls auf Europa. „Das Schlimmste in der Eurozone sollte überstanden sein.“ Risiken sieht er im Fall einer länger anhaltenden Konjunkturflaute und in den Wahlen in Italien sowie Deutschland. Die Wiener Privatbank favorisiert unter anderen Erste Group, RHI und CA Immo.

Bei Anleihen dürfte die Zeit der hohen Kursgewinne vorbei sein. „Es ist davon auszugehen, dass Investoren insbesondere mit risikofreien Staatsanleihen Geld verlieren werden“, heißt es seitens der französischen Fondsgesellschaft Comgest. Wer Anleihen hält, könnte also die jetzigen Kurse nutzen und mit Gewinn aussteigen.

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