Geldanlage: Profiteure der Schuldenkrise

Geldanlage: Profiteure der Schuldenkrise
Die Euro-Krise hat Anleger viel Geld gekostet. Doch es gibt auch Gewinner: Die Vorsichtigen und einige Spekulanten.

Über Jahre hinweg waren die risikoscheuen Anleger die Verlierer: Anleihen brachten nur Mini-Erträge. Wer mit Kapitalanlagen wirklich Geld verdienen wollte, musste Riskanteres wählen: Aktien, Rohstoffe, Hedge-Fonds.

Doch in der Krise haben die Vorsichtigen gewonnen: jene Menschen, denen Sicherheit vor hoher Rendite geht. "Auf der sicheren Seite waren Anleger heuer gut aufgehoben: also bei Anleihen- und Immobilienfonds", sagt Franz Gschiegl, Chef der Sparinvest.

Während also die Aktieninhaber den Blick in ihre Depots lieber vermeiden – immerhin haben die Weltbörsen seit Sommer 2008 rund 30.000 Milliarden Dollar an Wert verloren – können sich Anleihe-Investoren freuen. Allerdings nicht alle: Denn nur Anleihen der Staaten mit bester Kreditwürdigkeit, haben schöne Gewinne abgeworfen.

Deutsche Staatsanleihen etwa: plus zehn Prozent seit Jahresbeginn. Profitierten konnten davon jene Anleger, die Staatsanleihen-Fonds gekauft haben. Denn Einzelanleihen werden von Kleinanlegern meist bis zum Laufzeitende gehalten. Kursgewinne bei Anleihen können aber nur während der Laufzeit lukriert werden.

Fünf bis sechs Prozent Gewinn erzielten Anleger in Fonds mit Staatsanleihen aus Norwegen, Schweden und Finnland. Mit österreichischen Staatsanleihen-Fonds waren rund drei Prozent zu holen. Und mit Staatspapieren der aufstrebenden Länder Asiens oder Lateinamerikas fünf bis sechs Prozent.

Gut gefahren sind heuer auch die Goldkäufer. Obwohl der Preis schon zu Jahresbeginn in Höhen lag, die von manchen Experten als übertrieben bezeichnet wurden, ging es weiter nach oben: plus 32 Prozent (in Euro gerechnet) kletterte der Goldpreis heuer. Silber schnitt mit plus 19,5 Prozent auch nicht schlecht ab.

Unter all den Verlusten bei Aktien gab es einen Ausreißer: die Biotechnologie-Aktien. Sie konnten seit Jahresbeginn im Durchschnitt um sieben Prozent zulegen.

Das Sparbuch hat wegen der niedrigen Zinsen bei zugleich hoher Inflation an Beliebtheit verloren. Die Österreicher wollen sich auch nicht mehr lange binden, hat eine neue Umfrage der Gfk Austria ergeben. "Es ist den Österreichern jetzt wichtig, dass das Geld möglichst rasch zur Verfügung steht, wenn es gebraucht wird", sagt Gfk-Expertin Sonja Buchinger.

Immer mehr Menschen denken daran, ihr Erspartes nicht bei der Bank, sondern daheim zu bunkern – im Sparstrumpf oder im Tresor. 2007 waren es nur fünf Prozent der Sparer, die den Sparstrumpf bevorzugten, heute sind es bereits doppelt so viele. Jeder zehnte Österreicher überlegt, das Ersparte zu Hause zu bunkern oder einfach auszugeben:

Die Fassade wird neu gestrichen, das Dach frisch gedeckt, die Wohnung umgebaut. Möbelhäuser und Baumärkte sind daher Krisengewinner, bestätigt der Standortberater RegioPlan.

Ziel größerer Investments sind zudem Immobilien. Ein echtes Griss herrscht um Gründerzeithäuser. 2010 wurden insgesamt rund 800 Millionen Euro in den Kauf von Wiener Zinshäusern aus der Gründerzeit investiert. Im ersten Halbjahr 2011 stieg die Zahl der Transaktionen zum Vergleichszeitraum des Vorjahres um immerhin 20 Prozent.

Die Rendite, die ein Zinshaus derzeit abwirft, ist zwar bescheiden. Aber bis zu vier Prozent für eine sichere Anlage ist für viele Investoren durchaus interessant. In Wien werden aktuell die Bezirke 8 und 9 stark nachgefragt. Zukunftsgebiete seien Ottakring und Hernals, prophezeit Richard Buxbaum, Zinshaus-Experte von Otto Immobilien.

Gewinne einfahren konnten aber auch einige risikofreudige Rendite-Jäger: Wer zu Beginn der Schuldenkrise Kreditausfallsversicherungen (im Fachjargon: Credit Default Swaps) auf Anleihen der Schuldnerstaaten gekauft hat, konnte Spitzenerträge einfahren. Diese Papiere haben 100 Prozent und mehr an Wert zugelegt. Für die Durchschnittsanleger aber waren Credit Default Swaps keine Alternative: zu kompliziert und undurchsichtig.

Dafür könnten sich die ersten Aktien-Fans wieder aus ihren Rückzugs-Höhlen wagen. "Wenn die ganz große Angst einer kleineren weicht, werden die Käufer an die Börsen zurückkommen", ist Gschiegl überzeugt. Kurzfristig die größten Gewinne seien dann mit jenen Aktien zu erzielen, die am meisten verloren haben: Bank- und Finanztitel. Geld für diese Investments gibt es genug. Allein in Österreich haben Anleger laut Gschiegl 155 Milliarden Euro auf täglich fälligen Bankkonten liegen.

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