Geld der Sparer soll Europa wieder erblühen lassen

Gießen wäre vielleicht eine Möglichkeit – aber womit, wenn gerade niemand so richtig flüssig ist?
Anleger sollen langfristige Projekte finanzieren – dort, wo sie gebraucht werden.

Mit der Erholung war es nicht weit her: Das Pflänzchen droht zu verdorren, bevor es erblüht ist. Nach und nach werden die Prognosen gestutzt – Österreich ist da keine Ausnahme. Und in Frankreich machte das Wachstum Anfang 2014 überhaupt Pause. Kreditklemme, Stagnation, hohe Arbeitslosigkeit: Damit das kein Dauerzustand wird und die Kluft zwischen armen und reichen Ländern nicht tiefer wird, braucht Europa auf Dauer 2,6 Prozent Wachstum, sagt Michael Landesmann vom Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche: "Davon sind wir weit, weit entfernt." Mit sieben weiteren Ökonomen regt er an, dass Eurobonds – also gemeinsam aufgenommene Kredite – die nötigen Investitionen finanzieren. Das ist aber Zukunftsmusik.

Beim EU-Gipfel in Brüssel wurde vor allem diskutiert, ob die Staaten trotz strenger Sparvorgaben mehr ausgeben dürfen – und wofür.

Aber auch das Geld privater Anleger soll angezapft werden. Bis 2020 würden laut EU-Kommission 1500 bis 2000 Mrd. Euro gebraucht, um Energienetze, Straßen, Bahntrassen, Spitäler und andere Infrastrukturprojekte zu finanzieren. Zugleich suchen Sparer händeringend Anlagemöglichkeiten, die zumindest die Inflation abdecken. Der EU-Gipfel gab nun den Auftrag, einen Rechtsrahmen für "Europäische Langfristige Investmentfonds" (ELTIFs) zu schaffen, sodass Versicherer, Pensionsfonds sowie einfache Sparer ihr Geld in solche langfristigen Infrastruktur-Vorhaben stecken können – und das grenzüberschreitend in ganz Europa. Ob das ein Renner wird? Die Fondsindustrie ist skeptisch, ob sich die Idee für Kleinanleger umsetzen lässt. Das größte Manko: Das Geld des Anlegers ist jahrelang gebunden, er kann vor Fristablauf nicht darauf zugreifen. Auch wenn es zuletzt Fortschritte gegeben habe, seien die Pläne noch unausgegoren, sagt Armin Kammel von der Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften VÖIG: "Diskutiert werden ELTIFs schon länger, aber der politische Wunsch steht der ökonomischen Realität entgegen."

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