Ölpreis-Verfall zwingt OMV zum Sparen

Die OMV kürzt wegen der gesunkenen Ölpreise die Fördermenge.
Der Energiekonzern steigt bei Projekten auf die Bremse und muss 700 Mio. Euro Sonderlast schultern.

Der stark gesunkene Ölpreis macht sich auch bei der heimischen OMV negativ bemerkbar. Von heuer bis einschließlich 2017 will der Konzern nur noch 2,5 bis drei Mrd. Euro jährlich ausgeben. Bisher waren im Durchschnitt 3,9 Milliarden geplant. Außerdem seien weitere Maßnahmen zur Kostensenkung vorgesehen, teilte OMV-Chef Gerhard Roiss gestern, Donnerstag, mit. "Das vierte Quartal war schwierig, aber der Ausblick für 2015 ist noch tougher."

Bei einigen Projekten nehme die OMV das Tempo zurück, so Roiss: "Dies wird dazu führen, dass das Produktionsziel für 2016 von rund 400.000 Barrel Öl pro Tag erst später erreicht werden kann." Im vierten Quartal 2014 lag die Produktion bei 318.000 Barrel pro Tag, eine Steigerung von 15 Prozent zum Vorjahresquartal. Der Ausfall großer Teile der Produktion in Libyen sei durch das Engagement in Norwegen überkompensiert worden.

Wertberichtigungen

Infolge des gesunkenen Ölpreises muss die OMV auch Wertberichtigungen und Rückstellungen bei den Töchtern Petrol Ofisi (Türkei) und Petrom (Rumänien) vornehmen. Bei einem längerfristigen Ölpreis von 50 Dollar je Barrel würde das Risiko weiterer Abschreibungen steigen. Man sei vorbereitet, falls notwendig, Investitionen noch weiter zu kürzen, sagte Finanzvorstand David Davies. Weiters würden Verkäufe im Gasbereich geprüft.

Ein Ausschüttungsgrad von 30 Prozent des Gewinns werde weiterhin angestrebt. "Wichtiger als die Dividende ist aber, das Unternehmen finanziell stabil zu halten", betonte Rioss. Die Aktie verlor knapp vier Prozent.

Auch Shell will die Investitionen zurückfahren. Der niederländisch-britische Konzern verdoppelte im vierten Quartal trotz des Ölpreis-Verfalls den Gewinn auf 4,2 Mrd. Dollar. Beim russischen Energieriesen Gazprom hingegen brach der Gewinn im dritten Quartal wegen des Ukrainekonflikts um 61 Prozent auf 1,4 Mrd. Euro ein.

Die USA und Russland dürften sich am europäischen Gasmarkt bald ein hartes Match liefern. Schon Ende 2015 wird das erste Schiefergas über den neuen Flüssiggas-Terminal in Luisiana die USA verlassen und nach Europa geliefert werden. Für die russische Gazprom, von der die EU mindestens ein Drittel ihres Gasbedarfs geliefert bekommt, wird damit ein Preiskampf eröffnet.

"Gekauft wird, was billiger ist", sagt ein Experte. Die Russen würden in Sibirien Erdgas zu sehr niedrigen Kosten aus der Erde pumpen. Sie hätten also Spielraum für Preisnachlässe. Für die Wirtschaft des Landes wäre allerdings ein deutliches Nachgeben beim Gaspreis nach dem Ölpreisverfall ein zusätzlicher schwerer Dämpfer.

Alternativmarkt Asien

Die US-Gaslieferanten wiederum würden auch nicht jedes Preisspiel mitmachen. Denn sie hätten mit Asien einen zweiten großen Absatzmarkt. Der Transport von US-Gas nach Südostasien kostet laut Energie-Spezialisten pro Gigajoule Gas um etwa zwei Dollar mehr als die Lieferung nach Europa. "Ist der europäische Gaspreis höher als der asiatische minus zwei Dollar, werden die USA nach Europa liefern", lautet die Einschätzung.

Die Internationale Energie Agentur (IEA) in Paris geht davon aus, dass die USA etwa die Hälfte ihres Gasexports nach Europa und die andere Hälfte nach Südostasien liefern werden. Und: "In den nächsten 20 Jahren wird die Schiefergasproduktion in den USA stetig zunehmen", erklärt Lázló Varró, Gas-Chef bei der IEA.

Gleichzeitig soll der europäische Gasverbrauch nur wenig steigen. Kein Wunder, dass Gazprom am Mittwoch ankündigte, die Nord-Stream-Pipeline durch die Ostsee nicht weiter auszubauen. Zudem hat Gazprom am Mittwoch den bestehenden Gasliefervertrag mit der OMV neu verhandelt (mehr dazu hier). Über die Details wurde zwar Stillschweigen vereinbart. Es ist aber anzunehmen, dass es um weitere Preisnachlässe geht. Schon zwei Mal senkte Gazprom in den vergangenen Jahren den Gaslieferpreis. An Österreichs Endkunden wurde dies in Form von einmaligen Boni weitergegeben.

Streben nach Unabhängigkeit

In Brüssel brütet man schon länger über der Frage, wie die EU-Staaten mittels einer Energie-Union einerseits den Binnenmarkt vollenden und andererseits unabhängiger von russischem Gas werden können. Eine von manchen vorgeschlagene Einkaufsgemeinschaft aller 28 Länder sei aber nicht notwendig sagt E-Control-Chef Walter Boltz zum KURIER. Österreich etwa würde davon kaum profitieren. "Regionale Kooperation beim Einkauf könnte aber etwa den osteuropäischen Staaten eine bessere Verhandlungsposition gegenüber Moskau verschaffen", sagt Boltz. Sinnvoll könnte auch eine EU-Kooperation sein, um Gasvorräte vor Zypern nach Europa zu transportieren: Gemeinsam könnte man die notwendigen Mittel locker aufbringen – und mit der Türkei über eine Pipeline verhandeln, was für Zypern alleine angesichts der politischen Spannungen wenig realistisch erscheint.

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