Geheime Absprache? Autobauer unter Kartellverdacht

BMW und Mercedes für den Export in Bremerhaven
VW, Audi, Porsche, BMW und Daimler sollen seit den 1990er Jahren gemauschelt haben, schreibt "Der Spiegel". Es gebe bereits Selbstanzeigen.

Gravierende Vorwürfe erhebt Der Spiegel gegen die fünf großen deutschen Autobauer VW, Audi, Porsche, BMW und Daimler. Laut einem Onlinebericht des Magazins hätten die Hersteller über viele Jahre in einer Reihe geheimer Arbeitskreise Preise, technische Standards und Geschäftsbedingungen abgesprochen. Wenn die Vorwürfe stimmen, wäre das einer der größten Kartellfälle der Wirtschaftsgeschichte.

Kartellrechtswidrige Absprache

Laut Spiegel habe Volkswagen am 4. Juli 2016 darüber selbst einen Schriftsatz bei Wettbewerbsbehörden eingereicht. Darin soll VW selbst den Verdacht äußern, die Absprachen von Volkswagen, Audi, Porsche, BMW und Daimler seien „kartellrechtswidriges Verhalten“.

Seit den 90er Jahren hätten sich mehr als 200 Mitarbeiter in über 60 Arbeitsgruppen über Kosten, Zulieferer, Märkte und Strategien abgestimmt. Auch die Auswahl von Lieferanten und die Preise von Bauteilen in allen Bereichen der Auto-Entwicklung, von Motoren, Bremsen, Kupplung und Getrieben, seien Gegenstand der Gespräche gewesen.

Kleiner AdBlue-Tank

Darunter soll es auch um die Diesel-Abgasreinigung gegangen sein, die letztlich zur Abgasaffäre geführt habe, schreibt das Handelsblatt. Die Hersteller seien übereingekommen, die zur Schadstoffreinigung nötigen (und teuren) Harnstofftanks (AdBlue) eher klein anzulegen. Diese sind nötig, um schädliche Stickoxide in Wasser und Stickstoff aufzuspalten. Weil die AdBlue-Menge aber begrenzt werden musste, seien irgendwann Abgastricksereien notwendig geworden.

Auch Daimler hat laut Spiegel "eine Art Selbstanzeige" eingereicht. Die betroffenen Unternehmen äußerten sich zu den Vorwürfen nicht, Daimler und BMW sprachen von "Spekulationen". Das Bundeskartellamt in Bonn erklärte zu dem Magazinbericht: "Details laufender Verfahren können wir nicht kommentieren." Auch die EU-Kommission in Brüssel gab als europäische Wettbewerbsbehörde keinen Kommentar ab.

Laut Spiegel waren die Hinweise auf mögliche illegale Absprachen "eine Art Beifang": Diese seien bei Hausdurchsuchungen aufgetaucht, die durchgeführt wurden, um mögliche Absprachen von Stahlpreisen zu klären.

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