Gegen IWF-Chefin Lagarde wird ermittelt

Christine Lagarde beabsichtigt nicht, ihr Amt niederzulegen.
Damalige Finanzministerin soll fahrlässig vorgegangen sein, lautet der Vorwurf.

Die sogenannte „Tapie-Affäre“ wird Christine Lagarde wohl noch einige schlaflose Nächte bescheren – und viele Flugstunden zwischen Washington und Paris. Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), der in Washington zu Hause ist, muss sich in Frankreich jetzt einem formellen Ermittlungsverfahren stellen. Der Vorwurf lautet auf „Fahrlässigkeit“ in ihrer Zeit als französische Finanz- und Wirtschaftsministerin, erklärte Lagarde am Mittwoch. Sie hat ihre Anwälte beauftragt, Berufung gegen das Verfahren einzulegen. Von ihrem Posten als IWF-Chefin zurücktreten will sie nicht.

Gegen IWF-Chefin Lagarde wird ermittelt
French businessman Bernard Tapie attends a news conference for the launching of his web TV at the headquarters of the French daily newspaper 'La Provence' in Marseille, March 12, 2014. REUTERS/Jean-Paul Pelissier (FRANCE - Tags: BUSINESS MEDIA HEADSHOT)
Der Beginn der Finanzaffäre liegt schon viele Jahre zurück. 1990 übernahm der schillernde französische Geschäftsmann Bernard Tapie (Bild) die Aktienmehrheit beim deutschen Sportartikelkonzern Adidas. Vier Jahre später beauftragte Tapie das französische Bankhaus Crédit Lyonnais, eine verstaatlichte Bank, Käufer für seinen Adidas-Anteil zu suchen. Die Bank erwarb das Aktienpaket selbst und verkaufte es nur wenige Monate darauf viel teurer weiter.

Schadensersatz

Tapie fühlte sich naturgemäß über den Tisch gezogen und klagte den Staat auf Entschädigung. Eine lange juristische Auseinandersetzung folgte. Christine Lagarde wollte in ihrer Zeit als Finanzministerin diesem zähen Tauziehen ein Ende bereiten. Sie rief daher im Jahr 2007 ein Schiedsgericht an. Dieses sprach Tapie schließlich Schadensersatz in Höhe von 285 Millionen Euro zu. Inklusive aufgelaufener Zinsen bekam er gut 400 Millionen Euro.

Strittig ist, ob Lagarde überhaupt ein Schiedsgericht anrufen durfte. Strittig ist ebenfalls, ob sie als Finanzministerin und damit als Wächterin der Steuergelder gegen den Schiedsspruch hätte vorgehen müssen. Experten hatten ihr damals geraten, sie ließ es aber bleiben. Für sie war das damals „die beste Lösung“. Prompt kam der Verdacht auf, dass es für Tapie eine Sonderbehandlung gegeben hatte. Schließlich hatte der Geschäftsmann im Präsidentschaftswahlkampf 2007 den späteren Staatschef Nicolas Sarkozy unterstützt.

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