Geberit: Gewinneinbruch nach Sanitec-Übernahme

Geberit-Pressekonferenz (Archivbild)
Auch der Frankenkurs machte dem Schweizer Sanitärtechnik-Konzern 2015 zu schaffen.

Der Sanitärtechnikkonzern Geberit ist am Verdauen der Übernahme des Badausstatters Sanitec. Zwar bescherte das finnische Unternehmen den Schweizern im vergangenen Jahr einen Wachstumsschub, aber die Kosten für die Integration zogen das Ergebnis deutlich nach unten.

Der Betriebsgewinn (EBIT) fiel um 13,6 Prozent auf 498,3 Mio. Franken (454,3 Mio. Euro). Der Reingewinn von Geberit sackte um 15,3 Prozent auf 422,4 Mio. Franken ab, wie das Unternehmen am Dienstag in einer Aussendung bekannt gab.

Grund für den Gewinneinbruch seien die Sanitec-Übernahme und der Frankenschock, hieß es. Die Akquisition habe zu Kosten von 71 Mio. Franken geführt, die den Reingewinn belasteten. Zudem schlug die Aufwertung des Frankens nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses am 15. Jänner 2015 mit 75 Mio. Franken aufs Nettoresultat, wie der neue Geberit-Chef Christian Buhl vor den Medien in Zürich erklärte.

Ohne die Übernahme und die Auswirkungen des starken Frankens wäre der Reingewinn von Geberit lediglich um 1,1 Prozent auf 493,1 Mio. Franken gesunken. Der Betriebsgewinn hätte sogar um 2,4 Prozent zugenommen.

Neue Geschäftssparten

Wie bereits im Jänner bekannt gegeben kletterte der Umsatz von Europas größtem Sanitärtechnikkonzern um 24,2 Prozent auf 2,594 Mrd. Franken. Die auf Spülkästen und Rohre spezialisierte Geberit hatte Sanitec vor einem Jahr für 1,29 Mrd. Franken gekauft und war damit ins Geschäft mit Waschbecken, Toiletten, Duschkabinen und Badspiegel vorgestoßen.

Mit den vorgelegten Zahlen hat das Unternehmen die Erwartungen der Finanzgemeinde teilweise erfüllt. Analysten hatten im Durchschnitt etwas mehr Betriebsgewinn, aber etwas weniger Reingewinn erwartet.

"Die Geberit-Gruppe erzielte 2015 in einem anspruchsvollen Marktumfeld gute Resultate", sagte Buhl. Die Dividende werde leicht um 1,2 Prozent auf 8,40 Franken pro Aktie erhöht.

Aktie sackte ab

Dennoch reagierten die Anleger ungnädig. An der tieferen Schweizer Börse sank die Aktie bis Börsenschluss um 2,3 Prozent, nachdem die Titel am Vortag zeitweise ein Allzeithoch erreicht hatten. Man habe sich von den Gewinnen und der Dividende mehr erhofft, hieß es am Markt.

Zum Wachstum habe Sanitec von Februar bis Dezember 649 Mio. Franken beigesteuert, erklärte Finanzchef Roland Iff. Ohne das finnische Unternehmen und Währungseffekte wäre der Geberit-Umsatz lediglich um 2,7 Prozent gewachsen.

Zu schaffen machte dem Unternehmen die Flaute in der Bauindustrie in einigen europäischen Ländern und in China sowie die Frankenaufwertung. Alleine die Wechselkurseffekte fraßen 201 Mio. Franken Umsatz weg.

Angesichts des Frankenschocks gewährte Geberit seinen Kunden einen Preisrabatt von 10 Prozent in der Schweiz. Damit wollte das Unternehmen Parallelimporte aus dem billigeren Ausland verhindern. In der Schweiz sank der Umsatz ohne Sanitec um 8,3 Prozent auf 276 Mio. Franken.

In Russland seien die Verkäufe zweistellig eingebrochen, sagte Buhl. Zudem musste Geberit in der Ukraine Federn lassen. In Asien zog ein zweistelliger Rückgang der Verkäufe in China den Umsatz nach unten.

In Deutschland Verkäufe gesteigert

Dagegen konnte Geberit im mit Abstand größten Markt Deutschland die Verkäufe währungs- und akquisitionsbereinigt um 4,7 Prozent steigern und fuhr einen Umsatz von knapp 800 Mio. Franken ein. Auch in Skandinavien, Amerika und Nahost/Afrika liefen die Geschäfte besser.

Die Integration von Sanitec sei auf Kurs und solle bis zum Jahr 2018 vollständig abgeschlossen sein, sagte Buhl. Im laufenden Jahr 2016 sollen die Kosten für die Akquisition und Integration von 71 Mio. auf 37 Mio. Franken sinken.

Im Ausblick auf das Geschäftsjahr 2016 zeigt sich Geberit vorsichtig. Die Situation in der Bauindustrie werde anspruchsvoll bleiben. Die Entwicklung der einzelnen Regionen und Märkte und Bausektoren entwickle sich sehr unterschiedlich.

"In Europa sehen wir Anzeichen einer Stabilisierung der Bauindustrie, aber keine Erholung", sagte Buhl. "In der Schweiz erwarten wir kein Wachstum der Bauindustrie aufgrund eines schwächelnden Gewerbebaus und eines schwierigen Wohnungsbaus."

Auch in Österreich werde eine Stagnation erwartet. Dagegen zeigte sich Buhl zuversichtlich für die Bauwirtschaft in Deutschland, Großbritannien, die Niederlande und Polen. Auch Spanien und Portugal dürften weiter wachsen, allerdings auf sehr kleinem Niveau.

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