GEA-„Rebell“ will Gesetz ändern

Entwurf für neues Finanzierungsmodell präsentiert.

Heini Staudinger, unbeugsamer Schuh- und Möbelerzeuger sowie Händler (Firma: GEA), bleibt dabei: Die Strafe der Finanzmarktaufsicht von 10.000 Euro wegen der ungesetzlichen Finanzierung seines Unternehmens will er nicht zahlen. Die Sache liegt jetzt beim Verfassungsgerichtshof.

Staudinger will aber das Gesetz so ändern, dass kleine Unternehmen wie sein eigenes künftig von den Bürgern Geld für Investitionen annehmen dürfen. Die derzeitige gesetzlich eingezogene Obergrenze von 100.000 Euro Bürgerfinanzierung pro Unternehmen, die ohne Kapitalmarktprospekt möglich ist, sei viel zu gering, sagt er. Jurist Karl Staudinger, Heinis Bruder, hat dazu einen Gesetzesvorschlag präsentiert: Bis zu einem Finanzierungsvolumen von fünf Millionen Euro sollen es kein Prospektpflicht geben. Denn ein Prospekt sei viel zu teuer. Und zweitens: Bürger-Darlehen bis zu diesem Ausmaß sollen nicht als Bankgeschäft gelten. Das finanzierte Unternehmen soll dies ohne Bankkonzession machen dürfen. Staudinger hofft, dass die Politik seinen Vorschlag aufnimmt und noch vor dem Sommer ein entsprechendes Gesetz verabschiedet.

Heini Staudinger hat von 200 Leuten drei Millionen Euro für Investitionen in seinem Betrieb bekommen. Die Aufsicht hat dies untersagt, weil Staudinger ohne Konzession kein Bankgeschäft machen darf.

Vor wenigen Monaten noch war der Begriff kaum jemandem vertraut: Crowd Funding war ein Thema für Eingeweihte und Menschen, die für wohltätige Vereine spenden. Alle anderen verstanden höchstens „Kraut“. Heute ist Crowd Funding zum finanziellen Hoffnungsschimmer für Menschen geworden, die eine Idee, aber kein Geld für eine Unternehmensgründung haben.

Denn Banken finanzieren solche Gründer längst nicht mehr. „Zu riskant“, lautet die gängige Antwort, die gründungswillige Junge von Bankern bekommen. Crowd Funding – eine Idee aus den USA – setzt hier an: Über das Internet wird die Gründungsidee bekannt gemacht und Geld dafür eingesammelt.

In Österreich sind seit kurzem zwei solcher Crowd Funding-Plattformen online: 1000x1000, die unter www.innovation.at zu finden ist, und www.conda.at. 1000x1000 hat drei Unternehmensprojekte, für die Investoren gesucht werden, eines davon ist die Geschichtenbox von Volker Tegetthoff. Conda startet mit dem Projekt „Wohnwagon“, einer Art mobilem Zimmer.

Pro Projekt und Jahr dürfen höchstens 100.000 Euro von „der Crowd“ (ohne Kapitalmarktprospekt) eingesammelt werden. Und die Finanzierung muss eine Art Beteiligung am Unternehmen darstellen. Damit ist Crowd Funding in Österreich letztlich gesetzeskonform.

Interessierte Financiers können zwischen 100 und 5000 Euro je Projekt zur Verfügung stellen. Sie erwerben ein Substanz-Genussrecht an den Unternehmen und können, wenn alles gut geht, von der Wertsteigerung der Firma profitieren. Die Erwartung, Profit aus der Finanzierung zu ziehen, stehe bei den Crowd-Investoren aber nicht im Vordergrund, ist Daniel Horak, Conda-Geschäftsführer überzeugt. „Die Menschen wollen sehen, wohin ihr Geld geht. Sie stecken es in Projekte und Unternehmer, an die sie glauben.“

Weltveränderer

Crowd Funding ist für deren Fans oft mehr als nur Finanzierung für Kleinfirmen. „Das hat das Potenzial, die Welt zu verändern. Es ist wie die Entmachtung des Kapitals“, resümiert Reinhard Willfort, Chef von www.innovation.at, die Stimmung der Crowd-Financiers.

An Projekten mangelt es den beiden Plattformen nicht. „Wir haben schon 35 Anfragen. Mehr als drei bis fünf Projekte wollen wir aber nicht gleichzeitig haben“, sagt Horak von Conda. Seine Plattform steht den Jungunternehmern mit Rat und Tat zur Seite, damit deren Geschäftsidee Erfolg beschieden ist und die Financiers keinen Verlust erleiden.

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