Gasautos bleiben Ladenhüter

Gasautos bleiben Ladenhüter
Erdgasautos locken zwar mit teilweise enormem Sparpotenzial bei den Tankkosten. Dennoch greift kaum jemand zu.

Erdgas. Ein Brennstoff, den zwar fast 950.000 Österreicher zu Heizzwecken in ihre Häuser und Wohnungen lassen, aber nur knapp 3000 in ihren Tank. Erdgasautos „dümpeln vor sich hin", wie es der deutsche Auto-Papst Ferdinand Dudenhöffer formuliert. Was eine Schande sei, denn die Technik sei ausgereift und absolut konkurrenzfähig. „Die Autofahrer schimpfen über hohe Benzin- und Dieselpreise, aber Reaktionen beim Autokauf scheint das nicht hervorzurufen." Woran liegt das? Der KURIER fasst die Pros und Kontras zum Thema Erdgasauto zusammen:

Tankkosten: Hier hängen Erdgasautos die Konkurrenz um Längen ab. Die Brennstoffkosten liegen deutlich unter jenen von Diesel und Benzin. Für einen Kilo (!) Erdgas muss derzeit nur rund ein Euro gezahlt werden – was hauptsächlich daran liegt, dass keine Mineralölsteuer anfällt. Die Erdgasabgabe, die eingehoben wird, beträgt nur rund sieben Cent. Hinzu kommt, dass Gas einen höheren Energiegehalt hat als Diesel und Benzin. Mit derselben Tankmenge lassen sich längere Strecken zurücklegen. Unterm Strich steht eine Kostenersparnis von bis zu 50 Prozent.

Umwelt: Vonseiten der Regierung gibt es keinerlei Bekenntnis zu mehr Erdgasautos. Dabei hätten sie einen unmittelbar positiven Effekt auf die heimische Klimabilanz. Erdgasautos emittieren um rund 20 Prozent weniger und um bis zu 90 Prozent weniger Stickstoffoxide als herkömmliche Pkw. Die Regierung hält stattdessen weiter am immer absurder werdenden Ziel fest, wonach bis 2020 rund 250.000 Elektroautos auf den Straßen unterwegs sein sollen – derzeit sind es gerade einmal 1300. Immerhin: Energieregulator Walter Boltz hat unlängst eine Lanze für Gasautos gebrochen

Anschaffungskosten: Die liegen mittlerweile nur noch knapp unter dem Niveau von vergleichbaren Diesel-Modellen. Benziner sind doch noch spürbar günstiger. Allerdings bieten Energieversorger und Landesregierungen Förderungen für Gasautos an. In Wien sind es 1000 Euro. Hinzu kommen Kostenvorteile bei der Normverbrauchsabgabe (NoVA) in Höhe von bis zu 500 Euro. Der Wiederverkaufswert eines Gasautos ist allerdings noch nicht ganz klar, da das Angebot am Gebrauchtwagenmarkt praktisch nicht vorhanden ist.

Gasautos bleiben Ladenhüter

Modellpalette: Wer sich auf ein spezielles Modell kapriziert, könnte ein Problem bekommen. Denn die kleine Modellpalette ist wohl das größte Minus und somit Hauptgrund, warum Erdgasautos nach wie vor ein Schattendasein fristen, glaubt ÖAMTC-Cheftechniker Max Lang. „Bei den Premiumherstellern scheinen alternative Antriebe eher ein Hobby zu sein", ätzt Autoexperte Dudenhöffer. Gerade einmal rund 20 verschiedene Erdgas-Modelle seien am Markt. Es fehlt an groß angelegter Werbung und vor allem auch an Angeboten im niedrig-motorisierten Bereich. Immerhin hat VW jüngst angekündigt 2013, einen Gas-Golf auf den Markt bringen zu wollen. Dudenhöffer nimmt auch die Politik in die Pflicht: Die -Limits für die Autobauer müssten nach unten gedrückt werden, „dann würden bestimmt mehr Erdgas-Modelle im Portfolio der Autokonzerne zu finden sein".

Tankstellen: Da wurde zwar zuletzt einiges getan, die Dichte ist aber nach wie vor überschaubar. An rund 170 Tankstellen kann Erdgas getankt werden, das ist jede Fünfzehnte in Österreich. Mit 19 Tankstellen allein in Wien ist die Hauptstadt im internationalen Vergleich allerdings Top. Man müsse schon „sehr viel Pech haben", sagt ÖAMTC-Experte Lang, wenn man in Österreich mit einem Gasauto hängen bleibe – zumal die Fahrzeuge ja ohnedies mit einem Benzin-Reservetank ausgestattet seien.

 

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