"Böse Deutsche"? EU-Granden verteidigen Trump

Juncker nimmt US-Präsidenten in Schutz: "Das ist nicht wahr - 'bad' heißt nicht böse. Das war nicht aggressiv gemeint."

Was hat Donald Trump wirklich über die Deutschen gesagt? Der US-Präsident habe kein Problem mit den Deutschen, aber mit dem deutschen Handelsüberschuss, sagte dessen Wirtschaftsberater Gary Cohn beim G-7-Gipfel in Taormina auf Sizilien. Er bestätigte zugleich, dass in der Diskussion mit der EU-Spitze in Brüssel über den deutschen Handelsüberschuss mit den USA die Worte „very bad“ gefallen seien.

Deutsche Medien hatten berichtet, Trump habe in den vertraulichen Gesprächen die Deutschen (je nach Übersetzung) als "böse, sehr böse" bezeichnet - oder aber den Handelsüberschuss als "schlecht, sehr schlecht". Laut Cohn sagte Trump: „Ich habe kein Problem mit Deutschland, ich habe ein Problem mit dem deutschen Handel.“ Trump habe auch auf seine deutschen Wurzeln verwiesen. Das Zitat hatte für schwere Irritationen gesorgt.

"Brauchen Installateure statt Indiskretionen"

Zuvor hatten allerdings schon die Präsidenten der EU-Institutionen, Jean-Claude Juncker und Donald Tusk, den US-Präsidenten verteidigt.

"Das wird übertrieben. 'Bad' heißt nicht böse, schlecht reicht ja", stellte Juncker auf Deutsch klar. Es stimme nicht, dass Trump gegenüber Deutschland eine aggressive Haltung eingenommen habe. Er habe lediglich klar gemacht, dass die USA mit dem deutschen Handelsüberschuss ein Problem hätten, "wie andere auch".

Der polnische Ratspräsident Tusk wollte davor die "geleakten" Äußerungen überhaupt nicht kommentieren. Er kritisierte, dass immer wieder vermeintliche Aussagen an die Öffentlichkeit gespielt würden: "Mein Eindruck ist, die Diplomatie braucht heute eher professionelle Installateure, als indiskrete Diplomaten."

Schwierigste Gipfel seit Jahren

Einig waren sich die EU-Granden, dass der G7-Gipfel in Taormina der schwierigste seit Jahren sein werde. Speziell beim Klimaschutz und Handel sind die Divergenzen innerhalb der Gruppe groß. Die EU sehe ihre Hauptaufgabe darin, die Einheit in den G7 zu bewahren. Auch das Thema Migration sei nur global zu bewältigen, nicht auf regionaler oder lokaler Ebene. "Auch wenn es sich hier auf Sizilien wie ein lokales Problem präsentiert", sagte Tusk.

Wie wolle man die USA überzeugen, den gemeinsamen Weg beim Pariser Klimaschutzabkommen nicht zu verlassen? Man werde die Positionen vergleichen und diskutieren, aus EU-Sicht sei aber klar, dass das Abkommen komplett umgesetzt werden müsse, betonte Juncker. Damit reagierte er auf Spekulationen, die USA könnten es darauf anlegen, ihre Klimaschutzzusagen neu zu verhandeln oder abzuschwächen.

Beim Ukraine-Konflikt sehen Tusk und Juncker die Voraussetzungen nicht erfüllt, die Sanktionen gegen Russland zu lockern. Seit dem letzten Gipfel habe sich nichts verändert.

Trotz der vielen Konfliktherde lief in Taormina der Schmäh. Angesichts von vier G7-Neulingen (Trump, May, Macron, Gentiloni) sagte Juncker: "Donald, wir sind die einzigen stabilen Elemente." Der Pole konterte trocken: "Die Veteranen, meinst du."

Kommentare