Furcht vor Bankenkrise made in China

Eine Anzeigetafel mit chinesischen Schriftzeichen und Börsenkursen in Rot und Grün.
Kreditklemme, Börsenabsturz, Wachstumsrückgang: China bereitet derzeit Grund zur Sorge.

Kaum rutschen die Schlagzeilen zur europäischen Schuldenkrise etwas in den Hintergrund, tut sich eine neue Baustelle für Investoren auf. Und diese liegt ausgerechnet in China - das Land, das eigentlich die Konjunkturlok für die Weltwirtschaft sein soll. Die Nervosität der Anleger ist umso größer, weil im schlimmsten Fall eine neue Finanzkrise droht.

Chinas hoch verschuldete Banken trauen, wie in den vergangenen Tagen deutlich geworden ist, der Zahlungsfähigkeit der eigenen Wettbewerber nicht mehr und leihen sich daher untereinander nur noch zu sehr hohen Zinsen Geld. Zeitweise mussten dafür satte 25 Prozent aufgewendet werden.

Ansteckungsgefahr

Die Angst geht um, dass kleine Banken mit hohen ausstehenden Kredit-Beständen ohne Hilfen der chinesischen Zentralbank Pleite gehen können - und die gesamte Branche anstecken. Dadurch könnte die Wirtschaft in Mitleidenschaft gezogen werden und im Schlepptau dann wichtige internationale Handelspartner wie auch Deutschland. Investoren erinnert dies an den Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008 und die darauffolgende Bankenkrise. Sie fürchten eine Wiederholung der Geschichte.

"Das Kreditwachstum der Volksrepublik ist gigantisch, wenn nicht besorgniserregend", so das Brokerhaus Lynx. Experten sprechen davon, dass China die gleichen Symptome aufweist, die Japan, die USA und Europa vor ihren jeweiligen Finanzkrisen zeigten: einen enormen Fremdfinanzierungsgrad, Tendenzen zur Bildung einer Immobilienblase und einen Rückgang des Wirtschaftswachstums. "China in der Krise - das birgt Absturzgefahr für viele Volkswirtschaften weltweit", kommentieren die Lynx-Analysten.

Dreh- und Angelpunkt aus Sicht der Investoren ist daher nun die Zentralbank. Sie will die Kreditvergabe eindämmen und weigert sich deshalb, neue Banknoten zu drucken oder den Zins zu senken. Es sei genügend Geld im Umlauf, argumentiert sie. Die Institute sollten ihre Liquidität besser steuern und vorsichtiger Kredite vergeben.

Zinsenexplosion

Mehrere Bündel chinesischer Yuan-Banknoten liegen auf einem Tisch.
An employee counts Chinese 100 yuan banknotes at a branch of China Merchants Bank in Hefei, Anhui province June 21, 2013. China's central bank faced down the country's cash-hungry banks on Friday, letting interest rates again spike to extraordinary levels as it increases the pressure on the banks to rein in rampant informal lending and speculative trading. REUTERS/Stringer (CHINA - Tags: BUSINESS)
Was sinnvoll klingt, hat in den vergangenen Tagen aber für Tumult am chinesischen Geldmarkt gesorgt. Um liquide zu bleiben, sahen sich Banken gezwungen, sich bei anderen Instituten Geld zu leihen. Daraufhin stiegen die Zinsen für kurzfristige Geschäfte rasant an. Gerüchte über Zahlungsschwierigkeiten einzelner Banken machten die Runde und verschreckten Investoren. In der Folge ist der Shanghaier Aktienindex allein seit Anfang Juni um 15 Prozent abgerutscht - auf den tiefsten Stand seit viereinhalb Jahren (mehr dazu hier). Die Angst vor einer "harten Landung" der chinesischen Wirtschaft zog zudem Börsen rund um den Globus nach unten.

Um die Märkte zu beruhigen, hat die People's Bank of China - die Notenbank - nun zugesichert, flexibel zu agieren, um die Liquidität des Finanzsektors zu sichern. Zunächst hat sie damit eine gewisse Entspannung erreicht. Analysten bezweifeln aber, dass das von Dauer sein wird.

Die Investmentbank Goldman Sachs hat ihre Wachstumsprognose für die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft in Reaktion auf die angespannte Situation im Finanzsektor bereits gesenkt. Für 2013 erwarten deren Analysten nur noch ein Wachstum von 7,4 Prozent. Das wäre noch weniger als im Vorjahr, als die chinesische Wirtschaft mit einem Plus von 7,8 Prozent schon so wenig zugelegt hatte wie seit 13 Jahren nicht mehr.

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