Frühpensionisten aus Leidenschaft

Altersinflation: Die Österreicher werden alle zehn Jahre um 2,5 Jahre älter
Als ideales Pensionsantrittsalter gilt in Österreich immer noch 60 Jahre.

Darin sind sich die Österreicher ausnahmsweise einig: Das ideale Ruhestandsalter ist 60 Jahre – kein Jahr später. "Der Wunsch, so früh wie möglich in Pension zu gehen, ist tief in der österreichischen Seele verwurzelt", stellt Leopold Stieger frustriert fest. Mit der Plattform seniors4success will er eigentlich erreichen, dass sich Senioren in der immer länger dauernden Phase der Pension aktiv in der Gesellschaft einbringen. Die Bevölkerung will das freilich nur zum Teil, zeigt die Online-Umfrage, die Marketagent.com mit knapp 2000 Beteiligten durchgeführt hat. Das gesetzliche Pensionsalter (für Frauen 60 Jahre, ab 2033 einheitlich 65 Jahre) anheben? Dafür können sich nur 18 Prozent erwärmen, zwei Drittel sind dagegen. Immerhin: Dass sich das faktische Antrittsalter (derzeit 57,5 Jahre bei Frauen und 59,6 bei Männern) ans gesetzliche annähert, halten 40 Prozent für richtig.

Nach der Pension – bezahlt oder ehrenamtlich – arbeiten will nur ein Drittel. Besorgniserregend, findet Stieger: Studien hätten gezeigt, dass für Pensionisten, die den Ruhestand wörtlich nehmen, die Lebenserwartung pro Jahr um zwei Monate sinkt.

Nur das Geld fehlt

Beim Gedanken an die Pension überwiegt bei der Hälfte die Freude, 18 Prozent sehen ihr mit Angst entgegen. Mehr Freizeit, Freiheit, weniger Stress werden von den bereits Pensionierten als Vorteil genannt. Als größten Nachteil empfinden 36 Prozent, dass weniger Geld da ist – seine Arbeitskollegen vermisst nur jeder Zehnte. Übrigens geben nur neun Prozent an, von ihrem Arbeitgeber mehr oder minder sanft zur Pension gedrängt worden zu sein.

Paradox: Obwohl die Mehrheit nicht an den Pensionsregeln rütteln will, sind 60 Prozent mit der Politik unzufrieden. "Die Regierung ist in Denken und Handeln sogar weiter als das Wahlvolk", so Stieger. Jeder einzelne Österreicher müsse wachgerüttelt werden, damit er sich von der Pensionsillusion verabschiedet.

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