Frankreich-Abstufung verschärft die Krise

Frankreich-Abstufung verschärft die Krise
Gefallene Wirtschaftsmacht – Mit Österreich und Frankreich verliert wohl auch der Euro-Rettungsschirm seine Top-Bonität.

Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) hat ihre Drohung wahrgemacht: Wegen mangelnden Krisenmanagements stellte das Institut schon Anfang Dezember die Kreditwürdigkeit von 15 Euroländern unter Beobachtung.

Die Aktion der US-Agentur heizt die Diskussion um die Macht der Ratingagenturen wieder an, sorgt sie doch für neue Brisanz in der Schuldenkrise: Mit der Abstufungswelle schrumpft die Zahl der Triple-A-Länder in der Eurozone nämlich von sechs auf vier. Weil die Bonität des Euro-Rettungsschirms aber auf der Kreditwürdigkeit der bisherigen Triple-A-Länder basiert, hat die Abstufung Frankreichs und Österreichs auch negative Auswirkungen auf die Rettungsbemühungen der EU.

„Die Folge ist, dass auch der Rettungsschirm EFSF damit sein AAA-Rating verlieren dürfte“, unkte man in Brüssel. Nachsatz: Käufer von EFSF-Anleihen habe man dies aber bereits als wahrscheinlich klargemacht.

Bei einer Auktion vergangene Woche waren Anleihen des EFSF noch gut gefragt. Doch damit er effektiv Anleihen für 440 Mrd. Euro ausgeben und das günstige Geld an Problemländer weiterreichen kann, müssen die Euroländer Garantien in Höhe von 780 Mrd. Euro bereitstellen. Diese Summe könnte sich nun deutlich erhöhen. Heftige politische Diskussionen über neue Garantien drohen.

Für die Wirtschaftsmacht Frankreich – zweitgrößte Volkswirtschaft Europas hinter Deutschland – kommt die Abstufung zudem zur Unzeit. Zwei Milliarden-Sparpakete hat die Regierung von Präsident Nicolas Sarkozy aufgelegt, um eine Abstufung zu verhindern. Man fürchtet, mit Krisenländern wie Italien und Spanien in einen Topf geworfen zu werden, wodurch die Zinsen für neue Schulden stark steigen würden. In drei Monaten sind Präsidentenwahlen, und Präsident Sarkozy will ein weiteres unpopuläres Sparpaket unbedingt verhindern.

Steigende Kosten

Thomas Url, Euro-Experte beim Wifo, sieht nach dem Vorpreschen von S&P die beiden anderen Ratingagenturen unter Zugzwang: „Es ist wahrscheinlich, dass Fitch und Moody’s nachziehen werden.“ Die bisher beobachtete Auswirkung von Abstufungen sei, dass die Zinsaufschläge für die Anleihen betroffener Staaten in den nächsten Wochen um rund 0,3 Prozentpunkte steigen. Zuletzt hatte es am Anleihenmarkt eher nach Entspannung ausgesehen: Die Krisenländer Italien und Spanien konnten sich wieder günstig Geld am Kapitalmarkt beschaffen, auch die Renditen für französische und österreichische Staatsanleihen sanken. Lag die Rendite für zehnjährige österreichische Staatsanleihen vergangene Woche noch bei 3,4 Prozent, notierte sie Freitagfrüh bei 2,95 Prozent.

Wie USA/Japan

An der New Yorker Wall Street sorgten die Berichte für leichte Verluste ( 0,4 Prozent), die Nachfrage nach sicheren US-Staatsanleihen legte kräftig zu. In den nächsten Tagen erwartet Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer eine Irritierung der Aktienmärkte. Langfristig sei die Herabstufung aber kein großes Problem in einer Welt, in der auch die USA und Japan kein Triple-A mehr halten: „Dreifach-A ist ohnehin eine aussterbende Spezies“, kommentierte Krämer.

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