Franken-Kredite: Brisante Klagen gegen Banken

Schweizer Franken.
Viele Kreditnehmer glaubten, gegen das Wechselkursrisiko abgesichert zu sein. Ein teurer Irrtum.

Für viele österreichische Häuselbauer sind die Franken-Kredite zum Albtraum geworden. So auch für Kurt R. Er hat 2008 einen Kredit in Höhe von 296.000 Franken (190.000 Euro) aufgenommen. Erst 2012 hat er eine sogenannte Stop-Loss-Vereinbarung bei seiner Bank abgeschlossen – als Risikoabsicherung: Sollte der Euro-Kurs unter 1,20 Franken fallen, sollte die Bank den Kredit umgehend in Euro konvertieren.

Zur Erinnerung: Bis 14. Jänner 2015 stützte die Schweizer Nationalbank (SNB) einen Mindest-Wechselkurs: ein Euro entsprach 1,20 Franken. Doch ohne Vorwarnung hob die SNB am 15. Jänner die Stützung auf – der Wechselkurs rasselte in den Keller. Aufgrund der Stop-Loss-Order glaubte sich Kurt R. weiterhin auf der sicheren Seite. Mitnichten: Seine Bank wechselte den Kredit am 15. Jänner zu einem Kurs von 0,93 Franken je Euro. Unterm Strich hat Kurt R. nun 318.280 Euro Schulden bei seiner Bank. Mithilfe des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) und der Arbeiterkammer zieht er gegen seine Bank vor Gericht.

Keine Absicherung

"Eine Stop-Loss-Vereinbarung war kein geeignetes Mittel, einen Kurssturz abzufedern", sagt VKI-Experte Thomas Hirmke zum KURIER. "Es war zu erwarten, dass bei einem Wegfall der staatlichen Stützung der Euro-Franken-Wechselkurs massiv einbrechen wird." Nachsatz: "Bei richtiger Beratung hätte Kurt R. schon im Jahr 2012 den Kredit bei 1,20 in Euro konvertiert." Laut VKI ist Kurt R. ein Schaden in Höhe von 71.580 Euro entstanden. Diesen klagt er nun ein.

Die Arbeiterkammer und der VKI betreuen derzeit 160 Stop-Loss-Opfer. In 14 Fällen wurden Entschädigungen der Banken bereits angenommen. In hundert Fällen sind Schlichtungsverfahren mit 36 Banken anhängig. Gegen zwei Banken wird derzeit geklagt. Detail am Rande: Zumindest 1800 heimische Franken-Kreditnehmer sind in die Stop-Loss-Falle getappt.

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