Fluglotsen winken mit Streikbeschluss
Die geplante Vereinheitlichung der Flugsicherung sorgt auf Europas Flughäfen für Verunsicherung. Österreichs Fluglotsen haben am Donnerstagvormittag an allen Flughäfen sowie in ihrer Wiener Zentrale Betriebsversammlungen abgehalten. Das könnte erst der Auftakt gewesen sein - einen Streikbeschluss der Gewerkschaft (ÖGB) haben die Austro-Control-Mitarbeiter schon fix.
Ob man davon Gebrauch mache, sei noch nicht sicher. "Wir wollen jetzt einmal abwarten, welche Kompromisse sich im Verkehrsausschuss ergeben", sagt Austro-Control-Betriebsrat Helmut Harucksteiner. "Dann werden wir sehen, was weiter notwendig ist." Man sei auch mit Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) in Kontakt, die den Lotsen ihre Unterstützung zugesagt habe.
Die Fluglotsen seien jedenfalls sehr bestürzt über das, "was die EU mit uns plant, wie man über die Flugsicherung drüberfährt", sagt Harucksteiner. "Man ist nicht bereit, das so hinzunehmen."
Rückendeckung bekamen die Fluglotsen auch von der (gerade wahlkämpfenden) Arbeiterkammer. "Das funktionierende System der Austro Control darf nicht auf Spardruck der Airliner-Lobby ausgehöhlt werden", wettert AK-Präsident Rudolf Kaske.
AUA: Alles im Lot
Protestaktionen in ganz Europa seien vorerst einmal nur für Mittwoch und Donnerstag vorgesehen gewesen. In vielen Ländern sind deshalb Flüge ausgefallen. Die AUA-Mutter Lufthansa hat 12 Flüge von und nach Österreich gestrichen. Die AUA selbst ist indes "im Großen und Ganzen pünktlich unterwegs", sagte ein Sprecher. Bis Mittag seien lediglich zwei Flüge verspätet, einer nach Barcelona um eine halbe Stunde und einer nach Paris um 45 Minuten. Der Grund: Es habe keinen Slot im französischen Luftraum gegeben.
Wer in Europa in einen Flieger steigt, muss damit rechnen, auch bei einer Direktverbindung einen Umweg nehmen zu müssen. Schuld daran ist neben zahlreichen Überflugsverboten der Umstand, dass de facto jedes Land in puncto Flugsicherung sein eigenes Süppchen kocht. Umwege kosten mehr Kerosin und verteuern so die Tickets. Eine schon seit vielen Jahren geplante Zusammenlegung der kleinteiligen Kontrollräume macht daher Sinn. Dass die Gewerkschaften um die Arbeitsplätze in der Branche kämpfen, ist aus ihrer Sicht logisch. Im selben Atemzug von Sparwahn zu reden, der die Sicherheit der Passagiere gefährdet, ist aber Polemik. Warum sollte ein Lotse in Wien nicht die Flüge über Ungarn genauso gut kontrollieren können wie bis jetzt jene über Kärnten? Und ein einziger Ansprechpartner bei grenzüberschreitenden Ernstfällen könnte sogar durchaus hilfreich sein.
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