Flughafen Wien: Aufräumen und durchstarten

Flughafen Wien: Aufräumen und durchstarten
Kursänderung: Einigung mit der AUA, Skylink vor dem Start, neues Immo-Konzept. Der Bau der dritten Piste wird aber hinausgeschoben.

Am 5. Juni ist der Stichtag. Nach monatelangen Testläufen soll der neue Terminal Skylink in den Vollbetrieb gehen. Das Desaster um das Großprojekt, dessen Kosten davonflogen und dessen Fertigstellung sich um Jahre verzögerte, scheint ausgestanden zu sein. Die Bilanz des börse­notierten Flughafens belastet der Skylink freilich noch. Der Gewinn 2011 sank um 58 Prozent auf 31,6 Millionen Euro, die Dividende wird auf einen Euro je Aktie halbiert.

Nicht nur deswegen fahren die beiden neuen Flughafen-Chefs Günther Ofner und Julian Jäger ein hartes Kostensenkungsgprogramm. Mit der ums Überleben kämpfenden Lufthansa-Tochter AUA wurde ein neuer Handling-Vertrag (Leistungen am Vorfeld) ausgehandelt. Was für den Flughafen Einnahmenseinbußen in "niedriger zweistelliger Millionenhöhe" (Jäger) bedeutet, die durch Kosteneinsparungen kompensiert werden müssen. 50 der rund 2000 Mitarbeiter im Handling wurden bereits abgebaut, 50 weitere werden folgen. Für neue Langstrecken-Flüge gibt’s kräftige Rabatte. Wien sei somit deutlich billiger als die Konkurrenz-Flughäfen im Star-Alliance–Verbund der Lufthansa-Gruppe, München, Frankfurt und Zürich.

Die Investitionen werden bis 2015 von 650 auf 590 Millionen Euro reduziert, um die Verschuldung einzubremsen. Ofner und Jäger wollen im Herbst ein neues Immobilienkonzept vorlegen. Geplant ist ein Shopping-Center auf einer Fläche von rund 10.000 Quadratmetern sowie der Bau eines Hotels. In diesem Bereich hinkt Wien anderen Hubs hinterher.

Neue Piste

Flughafen Wien: Aufräumen und durchstarten

Der Baubeginn der bei den Anrainern heftig umstrittenen dritten Start- und Landepiste sei frühestens 2016 realistisch, stellen die Airport-Chefs klar. Bis dahin würden die Kapazitäten ausreichen. Der Kostenpunkt für die drei Kilometer lange Asphaltpiste liegt bei 1,5 bis zwei Milliarden Euro.

Sanierungsbedarf hat der Flughafen bei seinen Beteiligungen. Lediglich der Airport Malta bringt Gewinne. Das Engagement in Kosice brachte im Vorjahr 13 Verlustmillionen, Friedrichshafen scheint mit sechs Millionen Euro Verlust auf. Auch der Flughafen Vöslau, eine hundertprozentige Tochter, bringt rote Zahlen und wurde wertberichtigt.

Sollte der Betrieb des Flughafens Bratislava ausgeschrieben werden, will sich Wien bewerben. Eine Beteiligung schließt Ofner allerdings aus.

Ein Körberlgeld könnte noch von den ausführenden Firmen beim Bau des Skylink kommen. Die Vorstände erhoffen sich einen zweistelligen Millionenbetrag aus Schadenersatzforderungen.

Geldsegen für die gefeuerten Ex-Vorstände

Die ehemaligen Flughafen-Chefs Gerhard Schmid und Ernest Gabmann können noch auf großzügige Boni hoffen. Sollten die Baukosten des Terminals Skylink unter 780 Millionen Euro liegen und die Inbetriebnahme im Juni funktionieren, gibt’s für die beiden gegangenen Manager nachträglich einen Skylink-Bonus. Die Chancen darauf stehen aus heutiger Sicht gut. Die Boni müssen im Nachhinein für die Jahre 2009, 2010 und 2011 ausbezahlt werden.

Da kommt ein hübsches Sümmchen zusammen. Pro Jahr rund 84.600 Euro, macht für jeden Vorstand in Summe knapp 254.000 Euro. Der ehemalige Technik-Vorstand Schmid, der für heuer noch einen mit etwa 240.000 Euro dotierten Konsulentenvertrag hat und an der Skylink-Inbetriebnahme mitarbeitet, erhielt 2011 neben seinem Gesamtbezug von 348.900 noch eine Abfertigung von 323.200 Euro.

Ex-Flughafen-Chef Herbert Kaufmann kriegt keinen Skylink-Bonus, hat aber einen zweijährigen Konsulentenvertrag über insgesamt 360.000 Euro. Auf Gabmann wird als Berater verzichtet, er klagte deswegen.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

Kommentare