Ronnie Leitgeb wehrt sich gegen Anklage

Ronnie Leitgeb: "Ich habe nichts Unrechtes getan"
Sport-Coach Leitgeb fühlt sich zu Unrecht verfolgt. Sein Privatgutachter ortet gar keinen Schaden.

Die "Villa Esmara" in Monte Carlo sollte ein Leistungszentrum für Top-Sportler und ein Fitnessstudio für die Reichen werden. Doch das exklusive Projekt, das die Immofinanz finanzierte, wurde für Ex-Tennisverbands-Präsident Ronnie Leitgeb zu einem Albtraum. Die Staatsanwaltschaft Wien beschuldigt Ex-Immofinanz-Boss Karl Petrikovics und drei frühere Immofinanz-Manager der Untreue. Leitgeb wird Beitragstäterschaft vorgeworfen. Angeblicher Schaden: rund eine Million Euro. Die Vorwürfe werden vehement bestritten.

Mehr noch: Leitgebs Verteidiger Roland Kier hat beim Oberlandesgericht Wien einen Einspruch gegen die Anklage eingelegt. Darin zerpflückt Kier die Anschuldigungen. Zugleich legte er ein entlastendes Privatgutachten des Sachverständigen Thomas Keppert vor und beantragte die Einstellung des Verfahrens.

Die Vorgeschichte: Im Jahr 2001 hatte Leitgeb die zündende Idee für das Projekt "Champ Fitness Monte Carlo". Anfang 2002 gewann er die Immofinanz als Finanzier. Die Villa Esmara wurde um 2,44 Millionen Euro von der Immofinanz France gekauft, die Miete sollte acht Prozent der Investitionskosten betragen. Alleine 1,95 Millionen wurden in die Renovierung gesteckt. Doch der Umbau durch eine Baufirma, die von der Immofinanz einsetzt wurde, ging schief.

Massive Baumängel

Im Oktober 2003 startete zwar der Probebetrieb, aber das Sportcenter war nach wie vor eine Baustelle. Es gab grobe Baumängel, weder die Klimaanlage noch die Duschen funktionierten. Die Herrensauna war falsch eingebaut und verschimmelte, sagt Leitgeb. Wegen der Mängel musste Leitgeb sechs Monate keine Miete an die Immofinanz zahlen. Danach waren 36.000 Euro im Monat zu berappen.

Ende April 2005 stellte Leitgeb den Betrieb des Sportcenters ein, weil es keine Lösung für die Baumängel gab, heißt es im Anklageeinspruch. Trotzdem zahlte Leitgeb noch bis Ende August 2005 Miete und für weitere sieben Monate Schadenersatz an die Immofinanz – als Kompensation für den Ausfall der Mieteinnahmen. Unterm Strich kassierte die Immofinanz demnach bei dem Problemprojekt von Leitgeb rund 842.400 Euro Miete und Schadenersatz.

Betuchter Käufer

Später wurde der Mietvertrag aufgelöst und der Verkauf der Immobilie angepeilt. Die Immofinanz fand lang keinen Käufer, der einen angemessenen Preis zahlen wollte, sagt Leitgeb. Auch er hatte ein Verwertungsrecht. Und auch er wollte sein Investment in das Projekt (1,4 Mio. Euro) retten.

Sollte der Verkaufspreis die Latte von fünf Millionen Euro übersteigen, sollte Leitgeb den Mehrerlös einstreifen, heißt es im Anklageeinspruch. Sollte der Verkaufspreis weniger als fünf Millionen einbringen, sollte er die Differenz der Immofinanz ersetzen. Leitgeb übernahm auch eine persönliche Haftung. Im Frühjahr 2006 brachte ein örtlicher Makler dann einen Käufer. Leitgeb nahm mit dem Investor aus Schweden Kontakt auf. Abzüglich der Baumängel (250.000 Euro) zahlte dieser für die Villa Esmara 5,8 Millionen Euro; davon flossen rund 781.000 Euro an Leitgeb.

Kein Schaden?

"Ich habe nichts Unrechtes getan. Ich war, wie andere auch, Kunde der Immofinanz, die die Finanzierung des Projektes übernahm", sagt Leitgeb zum KURIER. "Ich habe das Projekt nicht gern aufgeben, denn es war mein Lebenswerk." Petrikovics habe er vorher gar nicht gekannt. Das Projekt sei von der Größe her unter der Wahrnehmungsschwelle von Petrikovics gelegen. "Ich verstehe nicht, wie ich zu angeblichen Untreuehandlungen von Petrikovics beigetragen haben soll", sagt Leitgeb. Denn: Der Immofinanz sei aus dem Monte-Carlo-Geschäft kein Schaden entstanden. Zu dem Schluss kommt nämlich Leitgebs Gutachter Keppert. Laut Keppert kassierte die Immofinanz aus Verkauf, Mieten und Schadenersatz 5,48 Mio. Euro. Die Anschaffungskosten der Villa hätten nur 4,78 Mio. Euro betragen. Das macht 700.000 Euro Gewinn.

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