FinTechs eröffnen Kampf ums Bankkonto

Virtuell wird künftig nicht nur das Sparschwein sein
Finanz-Start-ups bedrohen die Banken. Eine EU-Regel wird das noch verschärfen.

Kurzer Abstecher ins Jahr 2025: Bankfilialen gibt es längst nicht mehr. Wer Geld überweisen will, greift zum Handy, öffnet die Überweisungs-App, wer einen Finanzierung braucht, geht auf eine der Apps der vielen Kreditplattformen, und wer Geld anlegen will, findet unzählige Online-Offerte im Web. Oder er nutzt die Finanz-Dienste seines Telefonanbieters. In Deutschland hat erst kürzlich der Mobilfunkanbieter O2 begonnen, Bankkonten fürs Smartphone anzubieten.Und die Banken? Was machen die dann? "Der Kampf ums Konto ist eröffnet", sagt Boris Marte, in der Erste Group für Digitalisierung zuständig. Die Tausenden von FinTechs, also Finanz-Start-ups, die Bankgeschäfte anbieten, würden die Bankenwelt revolutionieren, ist Marte überzeugt. Seine Herausforderung: Eine Strategie entwickeln, um den FinTechs Paroli zu bieten. Das ist gar nicht so einfach. "Die FinTechs picken sich nämlich kleine Teile des Bankgeschäfts heraus. In diesem Segment sind sie billiger, schneller und für die Kunden bequemer als die traditionellen Banken", sagt Marte.Und im kommenden Jahr kommt auch noch der große Wettbewerbsvorteil der Banken, das ist die großen Kundenbasis, ins Wanken.

Griss um Kundendaten

2017 muss eine EU-Richtlinie umgesetzt werden, wonach Banken Kundendaten auf deren Wunsch an FinTechs weitergeben müssen. Das heißt: Zahlt ein Kunde beim Einkauf etwa über die schwedische Bezahl-App Klarna, muss Klarna die Daten von der Hausbank bekommen. Diese EU-Regelung werde das Geschäft der FinTechs enorm beschleunigen, glaubt Marte.

Das Sammeln von Kundendaten ist zentral im FinTech-Business. Denn mit dem Finanzgeschäft selbst verdienen sie meist nichts. "Es geht darum, eine große Kundenbasis aufzubauen, um später Geld für die Dienste zu verlangen", sagte Marte. Daten seien Gold für die FinTechs. Banken versuchen nun, die neue Konkurrenz mit Angeboten zur Kooperation zu umgarnen. Die Erste Group etwa baut ihre Online-Plattform "George" mit einem "App-Shop" aus. Dazu nimmt sie FinTechs als Partner herein. Banken haben laut Marte einen großen Wettbewerbsvorteil: Sie bieten im Gegensatz zu FinTechs alle Bankgeschäfte an. "Die Kunden wissen dann, ihre Daten sind nur bei uns und nicht bei vielen einzelnen FinTechs", sagt der Digitalisierungs-Profi. Und noch etwas haben Banken: eine Banklizenz. FinTechs haben meist nur eingeschränkte Lizenzen für Nischengeschäfte oder gar keine, weil sie – wie bei Krediten – nur vermitteln.

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