Finanz und Krankenkassen schicken Firmen in die Pleite

Finanz und Krankenkassen schicken Firmen in die Pleite
Vor allem in der Steiermark und in Wien sind auffallend viele Jobs von Insolvenzen betroffen.

Eine Verputzfirma, ein Maler-Betrieb, ein Kleintransporteur und ein kleines Gastronomie-Lokal – diese Unternehmen prägen die aktuelle Insolvenzstatistik. Zwar liegen die Firmeninsolvenzen auf dem tiefsten Stand seit 17 Jahren, aber nun tritt die prognostizierte Trendumkehr ein. Und die fällt deutlich aus.

Laut dem Gläubigerschutzverband KSV1870 sind in den ersten drei Monaten 2016 fast 1360 Unternehmen in die Pleite geschlittert, das ist ein Anstieg um knapp sieben Prozent. Bei 850 Firmen war ausreichend Vermögen vorhanden, damit das Insolvenzverfahren eröffnet werden konnte. Das ist ein Zuwachs von zwölf Prozent.

„Schon im dritten und vierten Quartal 2015 waren die Insolvenzen sehr stark, die Steigerung setzt sich jetzt weiter fort“, sagt Otto Zotter, Leiter der Bundesländer-Niederlassungen des KSV1870. „Vor allem Kleinunternehmen haben Liquiditätsprobleme. Sie bekommen von ihren Banken keinen Kredit, weil sie weder die entsprechende Bonität noch Sicherheiten haben.“ Nachsatz: „Diese Unternehmen können ihren wichtigen Zahlungsverpflichtungen gegenüber dem Finanzamt, der Gebietskrankenkasse oder der Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse nicht nachkommen.“

Letztere stellen dann zwangsläufig die Insolvenzanträge. Auffällig ist auch, dass die Zahl der Arbeitnehmer, die von Pleiten betroffen sind, im ersten Quartal 2016 um fast 38 Prozent auf 6200 Personen gestiegen ist.

„Für diesen Anstieg sind vorwiegend Firmen in der Steiermark und in Wien verantwortlich“, weiß Zotter. In der Steiermark traf es die personalintensiven Firmen Steirerfrucht, Apfel-Land und Borckenstein und in Wien unter anderem den Personaldienstleister Temporent.

Den höchsten Pleiten-Anstieg im ersten Quartal verzeichneten Salzburg (+65 Prozent), Tirol (+36,9 Prozent) und Vorarlberg (+11,4 Prozent). Im Gegensatz dazu ist die Zahl der Insolvenzen in Kärnten(-24,5 Prozent), im Burgenland (-11,4 Prozent) und in Niederösterreich (-9,4 Prozent) deutlich gesunken.

Im Branchen-Ranking führt das Baugewerbe mit 274 Pleiten, gefolgt von den Dienstleistern (240 Fälle) und dem Gastgewerbe (209 Fälle).

Schwache Konjunktur

„Ich rechne damit, dass die Steigerung der Insolvenzen heuer weiter anhalten wird – auch in anderen Bundesländern“, sagt KSV1870-Experte Zotter. „Es wird heuer, wie schon im Vorjahr, durchwegs auch die eine oder andere größere Unternehmenspleite geben.“

Fakt ist auch, dass in der Wirtschaft nach wie vor eine Verunsicherung herrsche, weshalb die Investitionen ausbleiben. Die Stimmung unter den Unternehmen sei sehr schlecht. Otto Zotter: „Denn die Konjunkturentwicklung ist zu schwach.“

Kommentare