Filzpatschen für den Gotthard-Tunnel

Gotthard-Tunne: Schwingungsdämpfung aus Österreich
Großauftrag.Ein Vorarlberger Familienunternehmen sorgt weltweit für ruhigere Zugfahrten.

Der längste Eisenbahntunnel der Welt in den Schweizer Alpen, die Straßenbahn in Dublin und die U-Bahn in Delhi haben eines gemeinsam: Auf allen drei Schienenstrecken dämpft das Vorarlberger Familienunternehmen Getzner Werkstoffe die Erschütterung, die die Züge auslösen. "Die Lösung ist zwar technisch viel anspruchsvoller", erklärt Getzner-Geschäftsführer Jürgen Rainalter, "aber im Prinzip ist es eine Art Filzpatschen."

In den zwei Tunnelröhren des Gotthard-Tunnels, die zusammen 114 Kilometer lang sind, dämpfen etwa 390.000 Einlageplatten aus höchstelastischem Polyurethan in den Schwellenschuhen, die das Gleis tragen.

Auf den Zulaufstrecken sorgen Polyurethan-Sohlen für 30.000 Betonschwellen und Matten unter dem Gleisschotter für ruhige Verhältnisse bei Zuggeschwindigkeiten von bis zu 250 Stundenkilometern. Volumen des Auftrags: 4,5 Millionen Franken (vier Millionen Euro).

Weniger Servicekosten

Die Dämpfung sorgt aber nicht nur für einen ruhigen Lauf, sie spart dem Streckenbetreiber auch Geld. Jürgen Rainalter: "Ein wesentlicher Kostenfaktor ist das Service. Je länger die Serviceintervalle sind, desto günstiger kommt der Betrieb." Auf so genannten festen Fahrbahnen – die Gleise sind auf Beton montiert und nicht durch Schotter gedämpft – kann dieses Intervall auf bis zu 40 Jahre verlängert werden. Rainalter: "Die Verringerung der Wartungsintervalle und -kosten ist eine immer größere Herausforderung, denn das Tempo auf der Schiene wird immer höher." Getzner steckt daher immer mehr Geld in Forschung und Entwicklung. Das Familienunternehmen entwickelt und produziert seine PU-Werkstoffe ausschließlich selbst.

Das Geschäft auf der Schiene ist mit knapp 60 Prozent des Umsatzes von 78 Millionen Euro zwar das größte, aber nicht das einzige. Stark gewachsen ist in den vergangenen Jahren das Industriegeschäft, wo Schwingungen und Lärm von Maschinen und Anlagen gedämpft werden. Die Bausparte sorgt für die Schwingungsdämpfung ganzer Gebäude.

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