Felderer: Flüchtlinge kosten bis zu 1,2 Mrd. Euro

Felderer: Flüchtlinge kosten bis zu 1,2 Mrd. Euro
Folgekosten sinken bei rascher Job-Integration - Industrie schlägt Alarm: Arbeitskosten zu hoch.

Falls 80.000 Flüchtlinge in Österreich bleiben, könnte das nächstes Jahr 1,2 Milliarden Euro an Kosten verursachen, lautet eine "grobe Schätzung" von Fiskalrat-Chef Bernhard Felderer. Die Kosten in den Folgejahren hingen davon ab, wie viele noch kommen und wie rasch sie in den Arbeitsmarkt integriert werden.

In den 1990ern habe das gut funktioniert: Damals hatten 90 Prozent der Flüchtlinge aus Ex-Jugoslawien binnen zwei Jahren einen Job. Damals war aber die Wirtschaftslage viel besser – und die Menschen vom Balkan seien besser ausgebildet gewesen als die Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan.

Die Industrie könnte Flüchtlinge in Mangelberufen wie Schweißer brauchen, sagte Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV). Dafür kämen aber wohl "sehr wenige Personen" in Frage.

Industrie ist alarmiert

Auch ohne Flüchtlingskrise schrillen in den Industriebetrieben die Alarmglocken. "Die Stimmung ist so schlecht, wie ich es in zwei Jahrzehnten nie erlebt habe", sagte Neumayer am Donnerstag. Es sei "surreal", dass "alte Rituale" geübt würden, die der Wirklichkeit des Jahres 2015 nicht entsprächen.

Gemeint sind die Forderungen der Gewerkschaft nach einer Arbeitszeitverkürzung und sechsten Urlaubswoche nach 25 Dienstjahren. Aus Industriesicht kann sich Österreich das nicht leisten.

Mehr Lohn oder Freizeit: das hätten sich die Österreicher früher selbst verdient, weil pro Arbeitsstunde mehr oder billiger produziert wurde. Jetzt steige die Produktivität aber nur um 1,1 bis 1,2 Prozent pro Jahr, sagte Felderer. Da seien große Sprünge nicht mehr möglich.

Von diesen merken die Österreicher ohnehin nichts: Laut OECD sind die verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen seit 2007 um 2,2 Prozent gesunken. Felderer erklärt das mit den hohen Steuern: "Fast 50 Prozent kassiert der Staat ab. Das ist unerträglich." Neumayer fordert, dass die Lohnnebenkosten für die Unternehmen um 1,5 bis 2 Milliarden Euro gesenkt werden.

Arbeit weniger stark besteuern will auch die Gewerkschaft: ÖGB-Sekretär Bernhard Achitz möchte das allerdings durch eine Wertschöpfungsabgabe und höhere vermögensbezogene Steuern gegenfinanzieren. Das lehnt die Industrie ab: Neumayer pocht darauf, dass der "überverwaltete" Staat sparen und Effizienzen heben müsse.

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