"Fat Cat Day": So viel verdienen Österreichs Spitzenmanager

"Fat Cat Day": So viel verdienen Österreichs Spitzenmanager
Die Spitzengagen in den heimischen ATX-Konzernen sind dank fetter Boni um ein Drittel gestiegen. Ein Top-Manager verdient in nur vier Tagen so viel wie ein Durchschnittsverdiener im ganzen Jahr.

Der rasante Wirtschaftsaufschwung nach der Corona-Pandemie, wieder sprudelnde Gewinne und Nachzahlungen von Sonderprämien und Boni ließen die Gagen der heimischen Spitzenmanager im Vorjahr kräftig steigen. Durchschnittlich verdiente ein ATX-Vorstandsvorsitzender im Vorjahr rund 2,8 Millionen Euro.

Das war immerhin um ein Drittel mehr als 2020, geht aus Berechnungen der Arbeiterkammer (AK) zum „Fat Cat Day“ (zu Deutsch: „Fette-Katzen-Tag“) hervor. Damit verdienten die Vorstandschefs das 80-fache des mittleren Jahreseinkommens (Median) eines/einer Beschäftigen in Österreich.

Fat Cat Day soll Gehaltsschere zeigen

Der „Fat Cat Day“ soll die Gehaltsschere zwischen Vorstand und Belegschaft sichtbar machen und wird jährlich von der britischen Lobbygruppe „High Pay Centre“ errechnet. Er bezeichnet jenes Datum, an dem die Chefs börsenotierten Konzerne so viel verdient haben wie ein Durchschnittsverdiener im ganzen Jahr.

Heuer fällt dieser Tag unter Berücksichtigung der arbeitsfreien Feier- und Wochenendtage schon auf den 5. Jänner. Bei einem angenommenen 12-Stunden-Tag erreicht ein ATX-Chef schon nach 48 Stunden oder vier Arbeitstagen das Jahresgehalt eines Durchschnittsverdieners. 2020 fiel der „Fat Cat Day“ auf den 9. Jänner.

Wer in Österreich Spitzengagen verdient

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Absoluter Spitzenreiter und Ausreißer in der Berechnung ist mit einer Jahresvergütung von 10,5 Mio. Euro Anas Abuzaakouk, Vorstandschef der Bawag Group. Er braucht für ein Jahresmedianeinkommen gerade einmal einen Tag und 45 Minuten. Der Bawag-Chef erhielt 4,5 Mio. Euro Boni nachgezahlt, nachdem er 2019 und 2020 darauf verzichtet hatte.

Dahinter folgen Wienerberger-Boss Heimo Scheuch und Peter Oswald von Mayr Melnhof, die ebenfalls von Boni profitierten. Weitere zwölf ATX-Chefs schaffen es innerhalb von sieben Tagen, darunter mit Elisabeth Stadler (Vienna Insurance Group) die einzige Frau in der Liste. Schlusslicht im Ranking ist erneut EVN-Chef Stefan Szyszkowitz. Der niederösterreichische Energieversorger hat das Grundgehalt eines Vorstands auf maximal das 20-fache eines Durchschnittsgehalts gedeckelt.

Cord Prinzhorn wiederum, hatte zwar nur zwei Monate die Position als Vorstandsvorsitzender bei der Lenzing AG inne, verdiente aber nach nur 23 Tagen das Jahres-Medianeinkommen eines Durchschnittsverdieners.

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Bawag-Boss Anas Abuzaakouk profitierte von Nachzahlungen

Höchstgrenzen gefordert

Für die AK ist die EVN Vorbild für eine angemessene Einkommensrelation, die vom Aufsichtsrat der Konzerne festgelegt werden sollte. Statt einseitiger Orientierung an finanziellen Kennzahlen sollten auch Nachhaltigkeitsaspekte – gemessen an Zielen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance – jeweils zu mindestens einem Drittel in die variable Vergütung einfließen, sagt AK-Betriebswirtin Elisabeth Lugger. Soziale Kriterien könnten etwa die Sicherung von Arbeitsplätzen sein. Im Bereich Governance sollten Boni an Ziele wie etwa mehr Frauen in Führungspositionen geknüpft werden. Positives Beispiel sei hier Wienerberger.

Komplexe Vergütungssysteme

Lugger fordert zudem mehr Transparenz bei den immer komplexer werdenden Vergütungsberichten. Die unterschiedlichen Vergütungssysteme würden eine Vergleichbarkeit erschweren. Neben dem erfolgsunabhängigen Fix-/Grundgehalt, würden die Vorstandsmitglieder zudem durch erfolgsabhängige Anreizsysteme belohnt. "Dazu werden meist jährlich neue Vergütungsprogramme auferlegt, sodass sich die einzelnen Programme dann meist überschneiden", weiß Lugger.  Zusätzlich gebe es noch weitere Nebenleistungen, Abfindungs- und Pensionszahlungen etc. "Diese verschiedenen Ausgestaltungen und Ausgestaltungsmöglichkeiten und auch Komponenten macht die Vergütungssysteme komplex und unübersichtlich."

"Fat Cat Day": So viel verdienen Österreichs Spitzenmanager

Elisabeth Lugger, Wirtschaftsjuristin in der Betriebswirtschaftsabteilung der AK Wien

Die AK sieht auch in der Höhe der Managergehälter ein Alarmsignal. Diese habe sich deutlich vom übrigen Lohn- und Gehaltsgefüge abgekoppelt. So haben Anfang der 2000-er Jahre Spitzenmanager in etwa das 20-fache eines Durchschnittsgehalts verdient, nun betrage das Verhältnis schon 1 zu 80.

Deutschlands Top-Gagenkaiser

In Deutschland stiegen im Vorjahr die Top-Gagen ebenfalls kräftig - um 24 Prozent - an. Die Vorstände der 40 im DAX gelisteten Unternehmen kassierten 2021 im Schnitt 3,9 Millionen Euro, geht aus einer Auswertung der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und der Technischen Universität München hervor. Damit verdienten sie 53 mal so viel wie ein Durchschnittsverdiener in Deutschland. 2020 war es noch das 47-fache.

Topverdiener im DAX war der Auswertung zufolge Linde-Chef Steve Angel (66) mit 19 Mio. Euro. Seit der Fusion mit dem US-Konkurrenten Praxair wird Linde operativ von den USA aus geführt. Der in diesem Jahr abgelöste VW-Chef Herbert Diess (63) verdiente 12 Mio. Euro, gefolgt von SAP-Chef Christian Klein mit 9 Mio. Euro. Eingerechnet sind das Festgehalt sowie kurz- und langfristige variable Vergütungen, die unter anderem an den Unternehmenserfolg gekoppelt sind.

"Fat Cat Day": So viel verdienen Österreichs Spitzenmanager

Linde-Chef Steve Angel, Top-Verdiener im DAX

US-Spitzengehälter

In ganz anderen Sphären bewegen sich die Chefs der im US-Börsenindex Dow Jones gelisteten Konzerne. Diese verdienten im Vorjahr umgerechnet durchschnittlich 27,3 Mio. Euro – um 41 Prozent mehr als 2020.

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