Fairtrade-Umsätze erstmals über 100 Millionen Euro

Fairtrade International unterstützt nur kleine Kaffeebauern. Den Amerikanern schmeckte das gar nicht Kaffee-Ernte in Nicaragua.
Bauern profitieren, obwohl sie derzeit keine höheren Kaffeepreise bekommen.

Vor zwanzig Jahren ging Fairtrade in Österreich an den Start, zunächst mit dem Verkauf von fair gehandeltem Kaffee. „Es geht nicht darum, Almosen zu verteilen, sondern um den Aufbau von Strukturen, die Bauern die Teilnahme am Wirtschaftssystem ermöglichen“, betont Hartwig Kirner, Chef von Fairtrade Österreich. Fairtrade-Bauern erhalten für ihre Ware einen Mindestpreis. Zudem fließt eine Prämie an die Kooperative. Deren Mitglieder entscheiden demokratisch, wofür sie das Geld verwenden. Die Palette reicht von medizinischen Einrichtungen über Schulungen bis zu Veredelungsanlagen.

Vom garantierten Mindestpreis haben Fairtrade-Kaffeebauern derzeit aber herzlich wenig. Seit mehr als vier Jahren liegt dieser unter dem Weltmarktpreis. Dieser macht aktuell rund 160 Dollar pro Quintal (45,4 Kilo) aus, von Fairtrade wird nur ein Mindestpreis von 140 Dollar garantiert. Fairtrade zahlt aber derzeit den Weltmarktpreis. „Die Bauern profitieren zudem von den Prämien an die Kooperative, die sich um die Vermarktung der Ware kümmern“, betont Kirner. Zwischenhändlern, die Wucherzinsen für Kredite verlangen und die Bauern beim Wiegen der Ware und beim Bezahlen betrügen, sei mit der Kooperative ein Riegel vorgeschoben. Bei Kaffee liegt die Prämie bei 20 Dollar pro Quintal.

Zu viele faire Bohnen

Unterm Strich ernten die Bauern in Afrika, Asien und Lateinamerika deutlich mehr Fairtrade-Kaffee als Konsumenten im Westen haben wollen. 80 Prozent der Ernte werden mangels Abnehmer nicht unter dem Fairtrade-Siegel verkauft, sondern als konventioneller Kaffee. „Wir würden uns natürlich mehr wünschen“, gesteht Kirner. In Österreich tragen nur vier Prozent der verkauften Kaffeepackungen sein Gütesiegel. Die Fairtrade-Umsätze haben im Vorjahr dennoch die 100-Millionen-Euro-Marke durchbrochen. Bestseller sind Bananen, die bereits zu zwanzig Prozent zertifiziert sind, bei Rosen liegt der Anteil bei 30 Prozent. Dennoch gibt es viel Luft nach oben. In der Schweiz setzt Fairtrade pro Kopf doppelt so viel um wie hierzulande.

Die Zahl der Sozial- und Ökolabels steigt. Die freiwillige Übernahme von Verantwortung, auch Corporate Social Responsability genannt, gehört zum guten Ton. Nicht umsonst schenkt Starbucks in Europa nur noch Fairtrade-Kaffee aus. Als Problem bezeichnet Kirner die vielen unternehmensinternen Siegel, die ohne externe Kontrollen arbeiten.

Kaffeebohnen sorgten übrigens innerhalb der Dachorganisation Fairtrade International für Wirbel. Vor einem Jahr hat sich die nach Großbritannien zweitgrößte Länderorganisation – Fairtrade USA – abgespalten. Die Amerikaner waren nicht länger damit einverstanden, dass nur kleine Kaffeebauern das Label bekommen und wollen auch große Plantagen zertifizieren.

Weltweit sind 1,2 Millionen Kleinbauern und Arbeiter ins Fairtrade-Netzwerk eingebunden. Mit den Prämienzahlungen haben sie ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen vor Ort verbessert.

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