Fachkräftemangel in der Gastronomie: Grüne für mehr Mobilität

(Symbolbild)
Grüne denken an einen "Umstiegsfond", WKÖ will Fachkräfte aus Drittstaaten nach Österreich holen.

Die Probleme in der Gastronomie bzw. im Tourismus sind seit längerem ein Thema: So gibt es im Westen Österreichs deutlich weniger Köche und Kellner als im Osten. Die Grünen wollen durch bessere Arbeitsbedingungen die Attraktivität der Jobs erhöhen und die Mobilität der Fachkräfte in Österreich fördern. Die Wirtschaftskammer wiederum appelliert einmal mehr an das Sozialministerium, dass besonders betroffene Regionen die Chance haben sollten, Kräfte aus EU-Drittstaaten zu holen.

Die Grünen stellen nächste Woche im Nationalrat ihr Maßnahmenpaket zur Behebung des Fachkräftemangels im Tourismus vor. Darin sollen Überstunden für "arbeitsarme" Zeiten angesammelt werden. Der Umstieg auf dieses Ganzjahresarbeitszeitmodell soll kollektivvertraglich verankert und befristet gefördert werden. Dadurch soll die Beschäftigungsdauer über das ganze Jahr verbessert werden.

Umstiegsfonds

Da viele Fachkräfte aus Angst vor schlechten Berufsaussichten die Branche früh wieder verlassen, soll den Einsteigern die Gewissheit gegeben werden, auch in einem späteren Lebensabschnitt noch einen Berufswechsel vornehmen zu können, so Birgit Schatz, Nationalratsabgeordnete der Grünen und Arbeitnehmersprecherin. Das soll durch einen "Umstiegsfonds" ermöglicht werden, der durch einen 1-Cent-Beitrag pro Arbeitsstunde durch die Abreitgeber der Branche finanziert werden soll. Ziel ist es, dass Fachkräfte nach beispielsweise sieben Jahren einen Rechtsanspruch auf eine selbst gewählte Ausbildung für eine berufliche Umorientierung haben und dabei durch das AMS unterstützt werden.

Um dem West-Ost-Gefälle entgegenzuwirken wollen die Grünen die Mobilität der Fachkräfte fördern. Durch regionale Entwicklungsprogramme sollen Wohnangebote, Kinderbetreuungsangebote und eine bessere Infrastruktur für touristisches Personal zur Verfügung gestellt werden. Sei der Arbeitsplatz weit abgelegen vom Wohnort, könne man beispielsweise günstige Nachttaxis für das Personal zur Verfügung stellen, so Schatz.

WKÖ-Idee

Die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) hat einen anderen Vorschlag. Köche und Restaurantfachkräfte sollen in die Mangelberufsliste aufgenommen werden. Dadurch könnte man Fachkräfte aus Drittstaaten nach Österreich holen. Für die Aufnahme (,mit welcher der Erhalt einer Rot-Weiß-Rot-Karte und damit eine zwölfmonatige Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis bei einem bestimmten Arbeitgeber für Angehörige von EU-Drittstaaten möglich wäre,) gilt jedoch der österreichweite Durchschnitt der regionalen Stellenandrangsziffern (Verhältnis von offenen Stellen und Arbeitssuchenden).

"Eine regionale Betrachtung, mit der wir nicht einfach alles über einen Kamm scheren" sei notwendig um vor allem die schlechte Lage in den westlichen Bundesländern zu verbessern, meint Petra Nocker-Schwarzenbacher, Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer. Hintergrund der Forderung sind die von der Sparte Tourismus der Wirtschaftskammer veröffentlichten Stellenandrangsziffern für die einzelnen Bundesländer. Laut WKÖ fallen in Tirol und Salzburg auf einen gesuchten Koch 0,6 vermittelbare Köche. In Niederösterreich und Wien gebe es für jede offene Stelle 3,3 beziehungsweise 4,5 vermittelbare Köche. Die Situation bei Restaurantfachkräften zeige ein ähnliches Bild.

Der Vorarlberger Tourismus-Landesrat Karlheinz Rüdisser (ÖVP) forderte in einem Schreiben an den Bund bereits, einzelne Berufe der Sparte Tourismus in die Liste der Mangelberufe aufzunehmen.

"Der Ruf nach billigen Arbeitskräften wird das Problem nicht lösen", kritisierte Berend Tusch, Fachbereichsvorsitzender der Gewerkschaft vida und leistet damit auch den Plänen der Wirtschaftskammer Widerstand. Die Gewerkschaft weist auf die notwendige Einhaltung der Arbeitszeitgrenzen und ordentliche Arbeitsbedingungen und Ausbildungen hin.

Die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) hofft auf konstruktive Verhandlungen der Sozialpartnerschaften und appelliert damit an die Gewerkschaft, welche sich "jeder sachlichen Arbeit" verweigere, geht aus einer Presseaussendung hervor.

Laut Kollektivvertrag erhält ein Koch ca. 1.500 Euro brutto für einen Vollzeitjob. Dies ist eine Spur weniger als der Mindestlohn im Handel.

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