EZB startet mit Aufkauf von Wertpapieren

EZB startet mit Aufkauf von Wertpapieren
Laut Insidern beginnt die Zentralbank am Montag mit dem umstrittenen Kaufprogramm.

Trotz Bedenken der Bundesbank startet die EZB in Kürze ihr Wertpapier-Ankaufprogramm, um damit die lahmende Konjunktur anzukurbeln. Die ersten Papiere sollen bereits in den nächsten Tagen gekauft werden, wie EZB-Direktor Benoit Coeure am Freitag auf einer Notenbank-Konferenz in Riga ankündigte.

Vorgesehen ist zunächst der Erwerb von Pfandbriefen. Sie gelten als besonders sicher, da sie beispielsweise mit Darlehen an die öffentliche Hand gedeckt sind. Später sollen auch Kreditverbriefungen gekauft werden, sogenannte ABS-Papiere. Unter Berufung auf mit den Plänen vertraute Personen berichtete die Thomson-Reuters-Tochter IFR, dass die EZB am Montag mit den Ankäufen beginnen wolle.

Mehr Kredite

Die Europäische Zentralbank (EZB) will so den stockenden Kreditfluss in Teilen der Währungsunion in Gang bringen. In ABS-Papiere können Banken Kredit-Risiken bündeln, aus der Bilanz auslagern und am Markt bei Investoren platzieren. Sie haben dann mehr Mittel frei, um neue Darlehen an Firmen und Privatpersonen zu vergeben. Mit den geplanten Käufen packt die EZB jedoch ein heißes Eisen an, da ABS in der Finanzkrise 2007/08 in den USA als Brandbeschleuniger in Verruf geraten waren. Denn die Papiere brockten Investoren hohe Verluste ein.

Jens Weidmann, Chef der Deutschen Bundesbank, warnte davor, zu große Risiken einzugehen: „ABS-Käufe sind problematisch, wenn dabei Risiken von Bankbilanzen auf die Bilanz der Notenbank verlagert werden.“ Letztlich müssten dann die Steuerzahler dafür geradestehen.

Das Wertpapier-Kaufprogramm soll mindestens zwei Jahre laufen. Laut EZB-Chef Mario Draghi liegt das Potenzial bei rund einer Billion Euro, was er allerdings nur als theoretisch mögliches Volumen und nicht als Kaufziel verstanden wissen will. Dabei will die EZB unter bestimmten Bedingungen auch bei Ramschpapieren aus Griechenland zugreifen, dessen Börsen zuletzt einen Kurseinbruch erlebten.

Ausweitung der Bilanz

Insbesondere in Deutschland warnen Kritiker immer wieder, Draghi mache die EZB zu einer Art „Bad Bank“. Die Ankäufe sollen zusammen mit anderen, bereits beschlossenen Geldspritzen für Banken die Bilanz der EZB kräftig aufblähen. Weidmann warnte, den Bogen dabei nicht zu überspannen. „Umso höher die Zielmarke für die Ausweitung der Bilanz des Eurosystems ist, desto höher ist die Gefahr, dass ein überhöhter Preis für die Wertpapiere gezahlt wird.“ Auf diese Gefahren müsse beim Festlegen des „Preismechanismus“ besonders geachtet werden.

EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny, Chef der Oesterreichischen Nationalbank, mahnte in Wien, die EZB müsse streng auf die Qualität achten: „Qualität ist wichtiger als Quantität. Das mögliche Volumen ist daher beschränkt.“

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