EZB senkt Leitzins auf historisches Tief

EZB senkt Leitzins auf historisches Tief
Der Leitzins fällt angesichts der Wirtschaftskrise auf 0,5 Prozent. Das Geld für die Banken wird damit noch billiger.

Für die Eurozone ist der heutige Tag aus zweierlei Gründen bemerkenswert:

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins angesichts der schweren Wirtschaftskrise in der Währungsunion auf ein Rekordtief gesenkt. Sie nahm ihn von 0,75 auf 0,5 Prozent zurück.

EZB senkt Leitzins auf historisches Tief
Das teilte der EZB-Rat nach einer Sitzung in Bratislava mit. Die meisten Experten hatten mit einer Zinssenkung gerechnet.

Damit ist Zentralbankgeld für Geschäftsbanken im Euroraum so günstig wie nie seit Einführung der gemeinsamen Währung.

Inflation frisst schon lang Sparzinsen auf

Dass es deshalb bei den Mini-Zinsen auf Sparbücher in den nächsten Tagen unmittelbar noch weiter bergab geht, zeichnet sich unmittelbar noch nicht ab. Die Institute verhalten sich abwartend, was die Einlagenverzinsung betrifft. In den meisten Fällen haben die ultratiefen Zinsen für die Sparer ohnehin schon längst zu realen Wertverlusten geführt.

Reaktionen: "Erfolg fragwürdig"

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sieht die Zinssenkung skeptisch. "Der Zinsschritt nach unten ist ein Tribut der EZB an die Rezession in weiten Teilen der Eurozone. Ob er hilft, ist allerdings sehr fraglich", erklärte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Die Banken hätten bereits zuvor genügend Liquiditätsspielraum für die Unternehmensfinanzierung, nutzten ihn aber nicht.

Ähnlich argumentierte der Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB). Verbandspräsident Christian Brand erklärte: "Vor dem Hintergrund der anhaltenden strukturellen Anpassungen in den Eurokrisenstaaten habe ich Verständnis für das Signal der EZB, die konjunkturelle Erholung mit ihren geldpolitischen Mitteln weiter zu unterstützen. Ich habe aber Zweifel, ob die Zinssenkung tatsächlich bei den Unternehmen in diesen Ländern ankommt. Auch werden die Sparer durch diesen Zinsschritt erneut belastet."

Fed ändert nichts

Ein Blick auf die andere Seite des Atlantiks zeigt: Die US-Notenbank hält geldpolitisch Kurs. Wie die Federal Reserve (Fed) am Mittwoch mitteilte, bleibt der Leitzins für die größte Volkswirtschaft der Welt erwartungsgemäß bei 0 bis 0,25 Prozent

Am Donnerstag hatte die in Frankfurt beheimatete Europäische Zentralbank (EZB) ein Auswärtsspiel. Das Direktorium unter EZB-Boss Mario Draghi und die Chefs der Notenbanken der 17 Euroländer setzten sich in Bratislava zusammen, um darüber zu beraten, wie sie der lahmen Konjunktur im Euroraum auf die Sprünge helfen könnten. Ihr Hebel dafür: Sie senkten den Euro-Leitzins von 0,75 auf 0,5 Prozent und damit auf ein neues historisches Tief.

Die Hoffnung dahinter ist, dass die Geschäftsbanken die Zinssenkung in Form von günstigeren Krediten an Unternehmen und Private weitergeben, was die gesamte Wirtschaft stimulieren würde. Experten bezweifeln allerdings, dass sich diese Hoffnung tatsächlich erfüllt. Gerade in Ländern wie Spanien oder Italien, die Konjunkturimpulse bitter nötig hätten, würden Banken nach diesem Zinsschritt auch nicht mehr Kredite vergeben als bisher. Zu sehr wären die Institute damit beschäftigt, die eigenen Bilanzen zu sanieren und die strengen Eigenkapitalregeln einzuhalten.

Trotz dieser Bedenken dürfen Unternehmer und Private im Euroraum nun darauf hoffen, dass es demnächst günstiger wird, sich Geld auszuborgen. Die Kehrseite dieser Medaille: Die ohnehin schon mickrigen Sparzinsen werden tendenziell weiter sinken. Sparzinsen abzüglich Kapitalertragsteuer (25 Prozent) sowie der Inflationsrate werden weiterhin Ergebnisse tief im Minusbereich bringen. Das heißt, dass das Ersparte an Kaufkraft verliert. Da ist es nur ein kleiner Trost, dass die Teuerungsraten zuletzt nachgegeben haben. Mini-Zinsen für simples Sparen könnten durchaus die Nachfrage nach anderen Anlagen wie Anleihen, Aktien, aber auch Immobilien weiter ankurbeln.

Einen Zinssatz haben die Euro-Notenbanker vorläufig nicht angetastet: Der Satz für Einlagen von Banken bei der EZB bleibt bei null. Draghi deutete allerdings an, dass die EZB für einen negativen Einlagenzins technisch bereit sei. Heißt übersetzt: Banken werden vielleicht bald dafür zahlen müssen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Auch das könnte die Kreditvergabe ankurbeln. Die Aussicht auf Negativzinsen drückte den Euro-Kurs kräftig nach unten. Exporteuren erleichtert das ihr Geschäftsleben.

Zum anderen bringen bringen die Notenbanken der Eurozone seit heute nach und nach insgesamt knapp drei Mrd. Stück neue Fünf-Euro-Scheine über Bankomaten und Bankschalter in Umlauf. Davon wurden knapp über 200 Mio. Stück in Österreich gedruckt, sagte Christian Gutlederer, Pressesprecher der Österreichischen Nationalbank.

Wesentliche Neuerungen sind die überarbeiteten Sicherheitsmerkmale und eine spezielle Beschichtung. Der neue Fünfer ist der erste der zweiten Euro-Generation seit Einführung des gemeinsamen Bargelds im Jahr 2002.

Die alten Banknoten bleiben bis auf Weiteres gesetzliches Zahlungsmittel. Sie behalten ihren Wert und können bei jeder Notenbank des Eurosystems unbefristet kostenlos getauscht werden.

Im Laufe der kommenden Jahre werden auch die übrigen Euro-Banknoten ersetzt. Der überarbeitete Zehner ist bereits in der Pilotproduktion. Er soll im kommenden Jahr 2014 eingeführt werden, für das Jahr 2015 ist der neue 20er vorgesehen.

Die Oberfläche des neuen Fünfers ist mit einem Speziallack überzogen, der den Schein haltbarer machen soll. Derzeit hat der Fünf-Euro-Schein eine Lebensdauer von weniger als einem Jahr. Ein 20er hält nach Angaben von Experten knapp zwei Jahre, ein 50er drei bis vier Jahre.

Die neue Euro-Banknotenserie wurde nach der griechischen Mythenfigur "Europa" benannt, die im Wasserzeichen und im Hologrammband am Rand des neuen Scheins sichtbar ist. Weitere Neuerungen für mehr Sicherheit sind eine Art Riffelung an beiden Rändern auf der Vorderseite und eine Smaragdzahl. Der als glänzende Zahl aufgedruckte Wert "Fünf" auf der Vorderseite ändert seine Farbe von smaragdgrün zu tiefblau, wenn man die Banknote etwas neigt.

Das Kürzel für die Europäische Zentralbank (EZB) ist in neun Sprachen aufgedruckt, bisher waren es fünf. Zudem steht es auf der Vorderseite nicht mehr oben, sondern am linken Rand des Scheins.

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