EZB-Chef Draghi hält die Anleger in Atem

EZB-Chef Draghi hält die Anleger in Atem
Die Währungshüter treffen sich am Donnerstag. Experten erwarten eine Abschwächung des Euro.

Börsianer dürften in der neuen Woche bange Blicke nach Frankfurt werfen. Dort entscheidet die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag über ihren weiteren geldpolitischen Kurs und hat damit auch das Wohl und Wehe des Aktienmarktes in der Hand. Erwartungen, dass die Zentralbank bald die Zinsen erhöht, hatten den Euro zuletzt auf ein Drei-Jahres-Hoch getrieben und den Dax zeitweise ausgebremst.

Mit Spannung warten Anleger darauf, ob EZB-Chef Mario Draghi die Zinsspekulationen dämpfen wird, um eine weitere Aufwertung der Gemeinschaftswährung zu verhindern.

Herbe Abwärtskorrektur

"Der Markt wird seine zu optimistische Sichtweise anpassen müssen", sagt Commerzbank-Analystin Antje Praefcke mit Blick auf die EZB-Sitzung. "Dies spricht für eine möglicherweise herbe Abwärtskorrektur des Euro-Kurses." Zum Belastungsfaktor für den Euro könne sich auch die deutsche Politik entwickeln. Sollte die SPD auf ihrem Parteitag am Sonntag eine große Koalition mit der CDU ablehnen, dürfte das nach Ansicht von Experten die Währung schwächen.

Dem Aktienmarkt käme das gelegen. Eine starke Gemeinschaftswährung macht Waren der Unternehmen im Welthandel teurer und schränkt ihre Wettbewerbsfähigkeit ein. Der Dax schaffte es in der alten Woche wegen der Hoffnung auf robuste Firmenbilanzen dennoch, die größten Euro-Sorgen abzuschütteln und gewann ein Prozent auf rund 13.400 Punkte. "Ich sehe keinen Grund, nicht optimistisch für Aktien zu sein", sagt Aktienmarktstratege Robert Halver von der Baader Bank. "Die starke Weltkonjunktur stützt und ich denke nicht, dass die Geldpolitik wirklich restriktiv wird."

Wie gut es um die Weltkonjunktur bestellt ist, dürften in der neuen Woche zahlreiche Wirtschaftsdaten zeigen. Am Mittwoch dürften die Einkaufsmanagerindizes der Eurozone wohl deutlich machen, dass der festere Euro und die höheren Rohstoffpreise die Stimmung der Unternehmen nicht getrübt hätten, erklären die Commerzbank-Analysten. Kurz vor der EZB-Zinsentscheidung am Donnerstag gibt der Ifo-Index Aufschluss über die Stimmung in den deutschen Chefetagen. Analysten erwarten, dass er sich auf einem hohen Niveau stabilisiert hat.

BIP-Wachstum

Am Freitag lohnt sich ein Blick über den Atlantik. Die USA veröffentlichen aktuelle Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt (BIP). Die US-Wirtschaft ist nach Ansicht der DZ-Bank-Analysten auch im Schlussquartal solide gewachsen, allerdings dürfte der Schwung wohl etwas hinter den beiden kräftigen Vorquartalen zurückbleiben. Die Experten rechnen mit einem BIP-Wachstum von knapp drei Prozent.

Für Gesprächsstoff sorgen auch Bilanzzahlen vieler Firmen. Die Schweizer Bank UBS berichtet am Montag über den Geschäftsverlauf im vierten Quartal, die Konsumgüter-Hersteller Procter & Gamble und Johnson & Johnson am Dienstag und am Mittwoch lassen sich der Siemens-Rivale General Electric, der Pharmakonzern Novartis und der Autobauer Ford in die Bücher blicken. Als erstes größeres deutsches Unternehmen stellt am Donnerstag der SAP-Konkurrent Software AG sein Zahlenwerk vor. Er hat bereits mitgeteilt, dass sich die US-Steuerreform positiv auf die Gewinne auswirkt.

Bitcoin-Kapriolen

Daneben verfolgen Investoren weiterhin aufmerksam die Kurskapriolen von Bitcoin & Co. "Es ist nicht das erste Mal, dass die Kurse um 50 Prozent einbrechen und es wird wahrscheinlich nicht das letzte Mal sein", sagt Analyst Mati Greenspan vom Online-Broker eToro. Die Furcht vor einem Verbot des Handels mit Cyber-Devisen in China und Südkorea drückte den Bitcoin-Kurs in der alten Woche zeitweise auf etwa 9.100 Dollar (7.438 Euro). Kurz vor Weihnachten hatte er noch bei 20.000 Dollar gelegen.

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