Exportmacht China lässt die Muskeln spielen

Hafenarbeiter in Qingdao im Osten Chinas.
Starke Nachfrage aus Europa und USA. Einfuhren stärker gestiegen als Exporte.

China hat im Mai mehr exportiert als erwartet und damit ein Signal der wirtschaftlichen Stärke ausgesendet. Die Ausfuhren des Export-Weltmeisters stiegen binnen Jahresfrist um 8,7 Prozent, wie die Zollbehörde am Donnerstag mitteilte. Experten hatten lediglich mit einem Plus von 7,0 Prozent gerechnet.

Auch die Einfuhren legten mit 14,8 Prozent deutlicher zu als mit 8,5 Prozent vorhergesagt. Die Daten belegen, dass sich die Wirtschaft im Reich der Mitte trotz steigender Kreditkosten und einer Abkühlung des Immobilienmarkts gut behauptet. Zuletzt hatten die Bonitätswächter von Moody's Chinas Kreditwürdigkeit herabgestuft und zur Begründung auf die steigende Verschuldung und das verlangsamte Wachstum verwiesen.

Wachsende Ausfuhren

Eine anziehende weltweite Nachfrage hat bereits in den vergangenen Monaten der Volksrepublik und anderen exportorientierten Ländern Asiens nach mehreren eher mauen Jahren wachsende Ausfuhren beschert. Im Mai wurde das Exportgeschäft Chinas insbesondere durch Lieferungen nach Europa und in die USA beflügelt. Die Handelsbeziehungen zu den USA hatten sich nach dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump zwar zunächst eingetrübt, aber beide Seiten sind sich mittlerweile nähergekommen - etwa durch Vereinbarungen zum Ausbau des Geschäfts mit Fleisch und Geflügel.

Trump hat mehrfach das Handelsgebaren der weltweit größten Exportmacht gerügt und insbesondere deren Handelsüberschuss kritisiert. Durch die stärker als erwartet ausgefallenen Importzahlen fiel dieser im Mai mit 40,81 Mrd. Dollar (36,4 Mrd. Euro) nicht so hoch aus wie von Analysten erwartet, die mit 46,3 Mrd. Dollar gerechnet hatten. Doch die Importstärke dürfte nach Ansicht von Ökonom Julian Evans-Pritchard vom Finanzhaus Capital Economics nicht von Dauer sein: "Langsameres Kreditwachstum dürfte sich in den kommenden Quartalen in niedrigeren Wachstumsraten niederschlagen." Viel wird laut Experten davon abhängen, ob die Regierung in Peking auch im weiteren Jahresverlauf kräftig in den Ausbau der Verkehrswege investiert.

Lange wurde Chinas Wirtschaft von der Industrie getragen, doch mittlerweile sind andere asiatische Länder für weltweit aufgestellte Konzerne günstigere Produktionsstandorte. Die Regierung will deswegen den Konsum im eigenen Land ankurbeln und setzt verstärkt auf den Dienstleistungsbereich. Dafür nimmt sie auch ein schwächeres Wachstum in Kauf. Allerdings ist die Wirtschaft noch immer stark abhängig von staatlichen Konjunkturprogrammen.

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