Ex-Bank-Austria-Chef Cernko geht bei Erste Group an Bord

Willibald Cernko erhält einen Dreijahresvertrag
Ex-UniCredit Bank Austria-Chef Willibald Cernko wird neuer Vorstand für das Risikomanagement.

In der österreichischen Bankenlandschaft kommt es zu einem kleinen Erdbeben. Denn: Andreas Treichl, Chef der Erste Group, ist ein ganz besonderer personeller Coup gelungen. Er holt den früheren UniCredit Bank Austria-Chef Willibald Cernko in den Vorstand der Erste Group.

Der 60-jährige Cernko wird ab Ende des Jahres den weitläufigen Geschäftsbereich Risikomanagement leiten. Pikant ist dieses Engagement auch wegen des politischen Farbenspiels. Die Erste Group ist tief in der konservativen "Reichshälfte" verankert, indes wird Cernko der Sozialdemokratie zugerechnet.

Ex-Bank-Austria-Chef Cernko geht bei Erste Group an Bord
Erste Group Bank Chief Executive Andreas Treichl addresses a news conference in Vienna, Austria, August 5, 2016. REUTERS/Heinz-Peter Bader
Dem Vernehmen nach erhält der gebürtige Steirer einen Dreijahresvertrag. Am Donnerstagnachmittag muss noch der Aufsichtsrat der Erste Group unter Vorsitz von Friedrich Rödler die Personalentscheidung absegnen. "Herr Cernko wird dem Aufsichtsrat als einer der Kandidaten für den Risikovorstand vorgeschlagen", bestätigt Erste-Sprecher Michael Mauritz auf Anfrage des KURIER. Der bisherige Risiko-Vorstand, der Deutsche Andreas Gottschling, verlässt nach drei Jahren die Bank.

Treichl und Cernko kennen und schätzen einander seit langem. Sie haben unter anderem viele Jahre in der Sparte Banken und Versicherungen in der Wirtschaftskammer Österreich eng zusammengearbeitet.

Steiler Aufstieg

Cernko begann seine Karriere Mitte der 1980er Jahre in der staatlichen Creditanstalt unter Hannes Androsch und setzte sie bei der fusionierten Creditanstalt Bank Austria in verschiedenen Vorstandsfunktionen fort. 2005 wurde die Bank von der italienischen UniCredit-Gruppe übernommen. Vier Jahre später stieg der ausgewiesene Troubleshooter Cernko zum Chef der UniCredit Bank Austria auf. Insider gingen eigentlich davon aus, dass Cernko bis zu seiner Rente die Bank leiten werde. Doch im Jänner 2016 kam alles anders. Die Mailänder Eigentümer verordneten der Österreich-Tochter einen Sparkurs, die Umsetzung sollte angeblich auf Wunsch der Italiener ohne Cernko erfolgen. Man trennte sich Ende Februar, obwohl sein Vertrag noch bis Herbst 2018 gelaufen wäre.

Dass Cernko nun vom früheren Konkurrenten der UniCredit Bank Austria in eine Top-Position gehievt wird, halten Insider für eine Art späte Genugtuung. Offenbar gibt es keine Konkurrenzklausel. Doch Cernkos Bestellung nährt neue Spekulationen über die Nachfolge Treichls. Der Vertrag des 64-jährigen Erste-Chefs läuft noch bis Mitte 2020. Dem Vernehmen nach wird Cernko aber als möglicher Nachfolger nicht zur Verfügung stehen. Als Favorit wird derzeit Erste-Group-Vorstand Peter Bosek gehandelt.

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