Europas Wirtschafts-Finale: Schon wieder Deutschland

Die Wettquoten für Fußball-EM und Wirtschaftskraft der Länder sind sehr ähnlich
Deutschland gegen Spanien: Sie würden um den Sieg kämpfen, wenn die Wirtschaft um die Meisterschaft spielte.

Der Vergleich regt zum Schmunzeln an und bringt dann doch ein realitätsnahes Ergebnis: Fußballfan und Spitzen-Ökonom Peter Brezinschek von der Raiffeisen Bank International (RBI) hat Kriterien für die wirtschaftliche Stärke und die Börsen europäischer Länder bewertet und eine Ranking erstellt.

"Mein Prognose-Finale lautet Deutschland gegen Spanien", verkündet Brezinschek das Ergebnis seiner fußballerischen Wirtschaftsanalyse. Lustigerweise entspricht das auch (fast) den Wettquoten der Fußball-Fans: Hier ist Deutschland der klare Favorit vor Frankreich und Spanien. Österreich landet in Brezinscheks Liste übrigens auf Platz sieben.

Aber: Fußball-Spaß beiseite, ist Brezinscheks kurzfristiger Ausblick für die europäischen Aktienmärkte wenig erfreulich. Der Grund: Die US-Zinsen dürften nach den jüngsten Inflationszahlen doch rascher und stärker steigen als noch vor Kurzem erwartet. Schon im Juni rechnet der RBI-Ökonom mit dem nächsten US-Zinsschritt. "Dieser dürfte die Aktienkurse zunächst drücken", glaubt er. Außerdem sind die Prognosen für die Gewinnentwicklung der Unternehmen in Europa, den USA und Asien "spektakulär niedrig".

Druck auf Banken

In Europa werden die Zinsen zwar noch länger nicht steigen, die Inflation dürfte im Mai allerdings den Tiefpunkt erreicht haben. EZB-Chef Mario Draghi wird nach Einschätzung Brezinscheks das Anleihekaufprogramm erst Mitte 2017 beenden.

Für Europas Banken bleibe damit das Umfeld schwierig. Sie müssten unter dem Druck der Aufsicht Eigenkapital aufbauen, verdienten aber im Spar- und Kreditgeschäft kaum etwas. "Das wird sich erst ändern, wenn die Zinsen steigen", sagt Brezinschek. Für Bank-Aktien sind ebenso wie für Versicherungs-Titel die Aussichten auf Kursgewinne gering.

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