Europas Krise macht Asien Angst

Europas Krise macht Asien Angst
Die europäische Schuldenkrise gefährde den Aufschwung Aiens, sagt der Vizechef der Asiatischen Entwicklungsbank.

Asien beeindruckt seit Jahren mit steilen Wirtschaftswachstumsraten: Sogar in Zeiten der globalen Finanzkrise schaffen Staaten wie China oder Indien eine Steigerung ihrer Wirtschaftsleistung von sechs bis neun Prozent im Jahr.

Doch in jüngster Zeit wachsen die Sorgen. "Wir hoffen auf eine rasche und gute Lösung der Schuldenkrise in der Eurozone", sagte Bindu N. Lohani, Vizechef der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB) im Gespräch mit dem KURIER.

Lohani, der anlässlich einer UNIDO-Konferenz in der vergangenen Woche Wien besuchte, spielte damit auf die engen Handelsbeziehungen zwischen Asien und Europa an. Denn Handel sei ein Schlüssel zum Wachstum. Dass eine lang andauernde Euro-Krise die Handelsbeziehungen zu Asien negativ beeinflussten könnte, befürchtet auch Österreich. "Wir sehen, dass die Krise den Ruf Europas in Asien verschlechtert", sagt Harald Waiglein, Sektionschef im Finanzministerium. "Wir werden die Krise aber in den Griff bekommen. Wir müssen nur die Kapitalmärkte noch überzeugen, dass wir auch tun, was wir sagen", gab sich Waiglein zuversichtlich.

Europa aber sei nicht die einzige Sorge für Asien, erklärte Lohani. Viele, vor allem die kleineren asiatischen Staaten befürchten, in der "mittleren Einkommensfalle" stecken zu bleiben. Das heißt: Das hohe Wirtschaftswachstum bricht in dem Moment ab, in dem die Einkommen auf einem mittleren Niveau angelangt sind. "Das hat Lateinamerika in den vergangenen Jahrzehnten erlebt", sagt Lohani. Damit würden Millionen von Menschen in Armut verharren. Die Gefahr liege darin, dass viele Länder den Übergang vom Billiglohnland zu einer wettbewerbsfähigen, innovativen Hightech-Nation nicht schafften. Das funktioniere aber nur, wenn breite Bevölkerungsschichten am Wohlstand teilhaben könnte.

In vielen Ländern Asiens sei genau das nicht der Fall: Die hohen Wachstumsraten der vergangenen Jahre seien mit zunehmender Ungleichheit der Einkommensverteilung einhergegangenen. 700 Millionen Menschen in Asien – viele davon in den großen Städten – lebten in bitterer Armut. Sie hätten im Durchschnitt nicht mehr als 1,25 Dollar am Tag zum Leben. Auch die Umwelt habe unter dem Wirtschaftsaufschwung zu leiden gehabt.

 

Gegensteuern

Die Asiatische Entwicklungsbank, der rund 15 Milliarden Dollar (11,6 Milliarden Euro) an Finanzierungen zur Verfügung stehen, versuche mit ihren Projekten den Wohlstand zu verbreitern. "Ein Wirtschaftswachstum, das alle Menschen erreicht und das die Umwelt schont, ist unser Ziel", erklärt Lohani.

Die Schwerpunkte liegen auf Erneuerbaren Energien, Wasserreinhaltung und dem öffentlichen Verkehr in den Städten. "2030 werden mehr als 50 Prozent der Asiaten in Großstädten leben. Da wird das Privatauto nicht die Lösung sein, sonst wird die ganze Stadt ein riesiger Parkplatz", verdeutlicht der ADB-Vize das Problem. Zum Ausbau des öffentlichen Transports reichten die Mittel der Asiatischen Entwicklungsbank aber bei Weitem nicht. "Hier müssen wir private Kapitalgeber sehr stark einbeziehen", unterstreicht Lohani.

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