EZB

Banken bereiten sich auf Bilanz-Striptease vor

Stresstest: Spitzenmanager von sechs heimischen Kreditinstituten reisen zum ersten Info-Gespräch nach Frankfurt.

Im kommenden Jahr wird es ernst: 128 Banken aus 17 Euroländern müssen ihre Bücher öffnen und ihre Krisenfestigkeit in einem Stresstest beweisen. Die europäischen Aufseher wollen ganz genau wissen, welche Risiken in den Bilanzen schlummern, wie dick die Notfalls-Polster sind und wie gut die Banken kapitalisiert sind. Böse Überraschungen, wie sie nach der Finanzkrise 2008 im Bankensektor passiert sind, oder Bilanz-Tricksereien, wie sie bei spanischen Instituten vorgekommen sind, sollen künftig vermieden werden.

Was genau die Aufseher wissen wollen und welche Einblicke sie verlangen, sollen die Chefs heimischer Banken heute, Montag, erfahren. Spitzenmanager von Erste Group, Bawag PSK, Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG), Raiffeisen Zentralbank (RZB) und den Raiffeisenlandesbanken von Oberösterreich sowie Niederösterreich-Wien reisen nach Frankfurt, um Informationen zu bekommen.

Diese sechs Institute aus Österreich sind es auch, die künftig nicht mehr national, sondern so wie 122 Banken aus anderen Euroländern von der Europäischen Zentralbank beaufsichtigt werden. Bis die EZB im November 2014 die Aufsicht übernimmt, sollen die Banken von der bestehenden European Banking Authority (EBA) auf Herz und Nieren geprüft werden. Beim Bilanz-Check wollen die Aufseher wissen, wie die Banken ihre Kredite und Beteiligungen bewertet haben und welche Risikovorsorgen sie getroffen haben. Sind diese Sicherheiten zu niedrig, könnten Banken gezwungen sein, ihr Eigenkapital aufzustocken. EZB-Präsident Mario Draghi rief die Banken der Eurozone am Freitag denn auch auf, ihre Kapitalpolster noch während des laufenden Fitness-Checks aufzufüllen. Österreichs Finanzmarktaufsicht erwartet keine großen Überraschungen für die heimischen Banken. Offen spekuliert wird über den Kapitalbedarf der ÖVAG.

Staatsanleihen

Kritisch sehen die europäischen Aufseher die sehr unterschiedliche Bewertung riskanter Staatsanleihen in den Bankbilanzen. „Wir werden auf einheitliche, konservative Bewertungen drängen“, sagte der Italiener Andrea Enria, Chef der EBA.

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