Europäische Behörde warnt vor Explosionsgefahr bei Airbus A350

Europäische Behörde warnt vor Explosionsgefahr bei Airbus A350
Die Warnmeldung der EASA trifft Airbus zum denkbar schlechten Zeitpunkt. Es ist nicht das einzige Großprojekte des Luftfahrtkonzerns, das in der Krise steckt.

Die europäische Flugsicherheitsbehörde EASA hat eine dringende Sicherheitswarnung zum Flugzeug Airbus A350 herausgegeben. Das Versagen einer Hydraulikpumpe könne bei Maschinen der bisher ausgelieferten Unterbauart A350-900 zu einer Entzündung des Kraftstoff-Luftgemischs im Treibstofftank führen, erklärte die EASA am Donnerstag.

Der Hersteller Airbus erklärte, die Schwachstelle könne mit einem Software-Update behoben werden. Man habe die betroffenen Fluggesellschaften informiert. Airbus prüfe, ob weitere Maßnahmen nötig seien. Das Softwareupdate wird nach Angaben von Airbus derzeit im Simulator getestet. Es soll dafür sorgen, dass die Pumpe entsprechend überwacht wird und könne in der Nacht aufgespielt werden, die Fluggesellschaften müssten dafür ihren Flugplan nicht ändern.

Sogar Designänderung am Tisch

Der Airbus-Sprecher sagte, die EASA-Warnung habe die höchste Dringlichkeitsstufe, damit die Änderungen sofort umgesetzt werden. "Langfristig denken wir über eine Designänderung nach."

Europäische Behörde warnt vor Explosionsgefahr bei Airbus A350
An Airbus A350 waits on the tarmac at the Toulouse-Blaignac airport on June 16, 2017. / AFP PHOTO / REMY GABALDA
Die A350-Familie wurde als Konkurrent von zur Boeing 787 "Dreamliner" konzipiert. Der Großraumjet gilt durch seine Bauart als besonders umweltschonend, treibstoffsparend und leise. Seit der Erstauslieferung des A350 im Jahr 2014 wurden mehr als 100 Maschinen dieses Typs ausgeliefert.

Die Lufthansa habe die Vorsichtsmaßnahmen an den vier A350 ihrer Flotte in der vergangenen Nacht umgesetzt, sagte eine Sprecherin der Airline. Crews und Techniker seien informiert, die Handbücher entsprechend geändert. Es gebe keine Auswirkungen auf den Flugverkehr. Der Langstreckenjet wird unter anderem auch bei den asiatischen Fluggesellschaften Singapore Airlines, Cathay Pacific und Qatar Airways eingesetzt. Die heimischen Fluglinien Austrian Airlines und Niki verfügen nicht über A350-Modelle.

Die Airbus-Aktie selbst notierte am Vormittag kaum verändert. Die EASA gibt fast täglich Warnungen zu möglichen Schwachstellen an Modellen heraus. Dies ist Teil der Sicherheitskultur in der Luftfahrt.

Europäische Behörde warnt vor Explosionsgefahr bei Airbus A350
A French Air Force Airbus A400M Atlas sits on the tarmac of a military base in Jordan during a visit of the French defence minister on July 18, 2017. / AFP PHOTO / Khalil MAZRAAWI

Schlechte Aussichten

Die jüngste Warnmeldung der EASA ist freilich nicht das einzige Problem von Airbus. Der Konzern berichtete Ende Juli von einem Gewinneinbruch im zweiten Quartal. Die Erlöse sanken im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fünf Prozent auf 15,7 Milliarden Euro. Der um Einmaleffekte bereinigte operative Gewinn (Ebit) schrumpfte stärker als von Analysten erwartet um 27 Prozent auf 859 Millionen Euro. Unter dem Strich sank der Überschuss um 34 Prozent auf 895 Mio. Euro. Dazu trugen auch weitere Mehrkosten für den problembehafteten Militärtransporter A400M bei.

Und eine Besserung ist nicht in Sicht. Fehlende Bestellungen für den Riesenjet A380, das Prestigeprojekt des Konzerns, zwangen Airbus sogar dazu, die Produktion zurückzufahren. Ab 2019 sollen jährlich nur noch acht Exemplare des weltgrößten Passagierflugzeugs die Werkshallen verlassen. Vergangenes Jahr hatte Airbus noch 28 A380 ausgeliefert, für 2018 ist bereits eine Kürzung auf 12 Jets geplant.

Dazu kommt, dass bei Airbus' größtem Verkaufsschlager, dem modernisierten Mittelstreckenjet A320neo, Probleme der Triebwerksbauer das Auslieferungsziel von 700 Maschinen in Gefahr bringen.

Boeing im Hoch

Während Airbus strauchelt, vermeldet der amerikanische Konkurrent Boeing zu allem Überdruss neue Erfolgszahlen. Der US-Flugzeugbauer profitiert von guten Geschäften mit dem 787-Dreamliner und blickt optimistischer auf das Gesamtjahr. Der Airbus-Rivale hob Ende Juli zum zweiten Mal in diesem Jahr seine Prognose an. Im zweiten Quartal verdiente die weltweite Nummer eins der Branche unter dem Strich 1,76 Mrd. US-Dollar (1,51 Mrd. Euro), nach einem Verlust von 234 Millionen vor Jahresfrist.

Damals verbuchte der Konzern wegen Problemen bei diversen Flugzeugprogrammen mehr als zwei Mrd. Dollar. Im jüngsten Quartal profitierte Boeing neben der robusten Nachfrage nach dem Dreamliner auch von seinem Sparkurs. Der Umsatz ging um 8,1 Prozent auf 22,7 Mrd. Dollar zurück. Für das Gesamtjahr erwartet Boeing nun einen bereinigten Gewinn je Aktie von 11,10 bis 11,30 Dollar. Im zweiten Quartal waren es 2,89 Dollar.

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