Euro-Banken misstrauen einander immer mehr

Die eintägigen Einlagen der Banken bei der EZB haben erneut die 100 Mrd. Euro-Grenze überschritten - ein Zeichen für Misstrauen.

Die Turbulenzen am europäischen Geldmarkt lassen nicht nach: Zuletzt haben die Banken des Euroraums über Nacht 128,719 Mrd. Euro bei der Europäischen Zentralbank (EZB) als eintägige Einlagen hinterlegt, teilte die EZB am Dienstag mit. Dies sind um rund 22,8 Mrd. Euro mehr als zu Wochenbeginn. Der Höchstwert in diesem Jahr liegt bei rund 145 Mrd. Euro, der Anfang August erreicht wurde.

Die Einlagen der Banken bei der EZB gelten als Indikator für das Misstrauen der Institute untereinander. Die Geschäftsbanken erhalten für diese Einlagen derzeit einen Zins von nur 0,75 Prozent, während sie für einwöchige Liquidität bei der Notenbank 1,50 Prozent zahlen müssen. Den Zinsverlust nehmen die Banken gegen eine höhere Sicherheit in Kauf. Als ausschlaggebend für die aktuell hohe Risikoscheu der Banken untereinander gilt die allgemein angespannte Marktlage und die Schuldenkrise im Euroraum.

Besonders hoch war das Misstrauen der Institute untereinander Ende 2008 nach der Pleite der US-Bank Lehman Brothers in der Finanzkrise. Seinerzeit war der Interbanken- oder Geldhandel zum Erliegen gekommen - die EZB musste einspringen. Damals lagen die Bankeinlagen bei der EZB deutlich über 200 Mrd. Euro.

EZB hat Staatsanleihen im Wert von 14,3 Mrd. Euro gekauft

In der Woche bis zum 19. August hat die EZB für 14,3 Mrd. Euro Staatsanleihen von Euroländern gekauft. Das ist deutlich weniger als zum Start ihrer neuen Runde von Anleihekäufen. Von welchen Staaten sie die Anleihen erworben hat, teilte die EZB wie erwartet nicht mit. Es ist jedoch davon auszugehen, dass es wie zu Beginn der neuen Kaufrunde in der Masse Papiere Italiens und Spaniens waren. Händler hatten in den zurückliegenden Tagen immer wieder berichtet, dass die Notenbank am Anleihemarkt zugunsten dieser Länder aktiv sei.

Die EZB hatte vor gut zwei Wochen entsprechende Käufe beschlossen. Sie begründet ihre Intervention am Anleihemarkt zwar offiziell damit, dass wegen des Drucks der Finanzmärkte auf diese beiden Länder ihre geldpolitischen Maßnahmen dort nicht ankämen. De facto hilft sie Italien und Spanien durch die Käufe jedoch, finanziell flüssig zu bleiben und nimmt den Druck von den dortigen Banken - meistens die größten Anleihegläubiger der Staaten.

Die EZB hatte ihr Anleihekaufprogramm, über das sie sich bis vergangene Woche bereits für 110,5 Mrd. Euro Anleihen von Problemländern in die Bilanz geholt hatte, im Mai 2010 auf dem ersten Höhepunkt der Griechenland-Krise gestartet. Bis März hatte sie dann Papiere von Griechenland, Irland und Portugal gekauft. Das Anleihekaufprogramm ist heftig umstritten.

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