Esterházys gehen gegen Ottrubay in die Offensive

Esterházys gehen gegen Ottrubay in die Offensive
Schwere Vorwürfe im Erbfolge-Streit: Hohe Verluste, Vermögen ins Ausland verbracht.

Seit Jahren tobt ein Erbfolge-Streit um das größte Vermögen des Burgenlandes. Die Kontrahenten: Stephan Ottrubay, Neffe der 2014 verstorbenen Melinda Esterházy – gegen Paul-Anton Esterházy, Großneffe des 1989 verstorbenen Fürsten Paul Maria Aloys Esterházy de Galantha.

Vertreter aller drei Esterházy-Linien traten jetzt in Wien auf, um familiäre Geschlossenheit gegen Ottrubay zu demonstrieren. Man distanziere sich von Handlungen, "die in der öffentlichen Wahrnehmung fälschlicherweise unter dem Namen Esterházy gesetzt werden", sagt Paul-Anton, künftiger Chef des Familienrates. "Unser Name wird schwer beschädigt von Leuten, die nicht zur Familie gehören." Gemeint ist beispielsweise,dass die Haydn-Festspiele aus dem Schloss in Eisenstadt ausziehen müssen. Oder der Teilabriss der denkmalgeschützten Burg Schwarzenbach. Unverständlich sei auch der "Rauswurf der Landesregierung aus dem Schloss. Heute herrscht dort gähnende Leere".

"Besorgt und entsetzt"

"Besorgt und entsetzt" zeigt sich der Familienrat über die "nachhaltigen Verluste der Betriebe". Die Esterházys ließen von einem Wirtschaftsprüfer die verfügbaren Bilanzen analysieren. Das Ergebnis: Im Vorjahr fielen bei 25 Gesellschaften Verluste von insgesamt 11,2 Millionen Euro an. Die größten Einzelverluste finden sich in der Arenaria (4,4 Millionen Euro, Opernfestspiele St. Margarethen) und der Esterhazy Betriebe GmbH mit 3,7 Millionen. 2014 summierten sich die Verluste laut dem Gutachter auf 11,5 Millionen Euro.

"In den vergangenen fünf Jahren fielen in den operativen Gesellschaften 35 Millionen Euro an kumulierten Verlusten an. Diese wurden durch Zuschüsse aus den Stiftungen von mindestens 83 Millionen Euro abgedeckt", rechnet Moritz Esterházy vor. Er wirft Ottrubay vor, burgenländisches Vermögen ins Ausland zu schaffen. Etwa die Weinaktivitäten. Das Stiftungsvermögen sei in den vergangenen zehn Jahren um 80 Millionen Euro erhöht worden, kontert eine Ottrubay-Sprecherin.

Firmengeflecht

"Wozu braucht es 47 Tochtergesellschaften und acht Stiftungen in Österreich, drei Stiftungen in Liechtenstein, sowie eine Stiftung und drei AGs in der Schweiz?", kritisiert der Familienrat. Die Verwaltung des Stiftes Admont komme mit weniger als zehn Firmen aus. Das sei durch die Komplexität und Verschiedenheit der Aktivitäten notwendig, argumentiert die Ottrubay-Sprecherin.

Höchsturteil in Deutschland

Die Esterházys betonen, es gehe ihnen nicht, wie von Ottrubay behauptet, um Apanagen – "wir sind alle selbst erfolgreich" –, sondern um die Kontrolle und um Transparenz. In Österreich hat die Familie jedoch bisher alle Auseinandersetzungen vor Gericht verloren. Von den Gerichten wurden keine der behaupteten Pflichtverletzungen Ottrubays festgestellt, erklären dessen Anwälte.

Neue Hoffnung gibt der Familie jedoch eine Entscheidung des Bundesgerichtshofes in Karlsruhe. Das deutsche Höchstgericht wies die Klage, die Mutter von Paul-Anton sei nicht als Stiftungsbegünstigte anzusehen, zurück. Ottrubay müsse urkundlich beweisen, dass Ursula Esterházy (und damit ihr Sohn) nicht mehr Begünstigte der Stiftung mit Kontroll- und Einschaurechten sei.

Intrige?

Ottrubay wittert eine "abgestimmte Kampagne" zwischen Paul-Anton Esterhazy und Burgenlands SPÖ-Landeshauptmann Hans Niessl. Es sei bemerkenswert, dass der junge Paul-Anton am 5. Dezember von Niessl als einziger "Vertreter der Familie Esterhazy" zum feierlichen 95-Jahr-Jubiläum des Landes geladen war.

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