Erste Group: Nix für die Sparer, doppelte Dividende für Aktionäre
Sparer haben sich offenbar damit abgefunden, dass ihr Geld nicht mehr verzinst wird: Zehn Milliarden Euro haben Sparer im Vorjahr neu bei der Erste Group angelegt – fast alles in täglich fälligen Sparbüchern zu 0,01 Prozent verzinst.
Aber auch die Erste Group verdient wegen der Null-Zinsen im Geschäft mit Sparern und Kreditnehmern fast nichts. Dass die Bank im Vorjahr dennoch einen Rekordgewinn eingefahren hat, ist auf die stark gesunkenen Risikokosten zurückzuführen. Nur noch knapp 200 Millionen Euro, um 73,2 Prozent weniger als im Jahr zuvor, musste die Erste Group für Kredit- und sonstige Ausfälle aufwenden. Damit stieg das Nettoergebnis auf 1,265 Milliarden Euro, den höchsten jemals erzielten Wert. Für die Aktionäre der Bank gibt es einen Euro je Aktie nach 50 Cent im Jahr zuvor.
Erste Group-Chef Andreas Treichl sieht seine Bank gefordert, "Produkte zu entwerfen, die dem breiten Mittelstand eine Anlagemöglichkeit eröffnen, um das Einkommen etwas aufzubessern". Die Zinsen für die Sparer würden zwar nicht weiter sinken, allerdings auch nicht steigen. Solange die Europäische Zentralbank (EZB) mehr auf die Schuldenberge der südlichen EU-Mitgliedsstaaten schaue als auf den Vermögensaufbau der Mittelschicht, werde sich an den Zinsen in Österreich nichts ändern.
Erste Group-Vorstand Peter Bosek sieht als einzige Chance für höhere Anlageerträge, Aktien ins Portefeuille beizumischen. "Breit diversifizieren", lautet sein Credo. An der Gebührenschraube will er nicht drehen und "sicher keine Bankomatgebühren einführen". Die Preise für die Kontopakete würden allerdings wie jedes Jahr im Ausmaß der Inflationsrate am 1. April angehoben.
Angesichts der anhaltenden Tiefzinsen, politischer Unsicherheiten und des engen regulatorischen Korsetts, sieht Treichl weiterhin schwierige Jahre auf die Bank zukommen. Die Verzinsung des Eigenkapitals, die 2016 bei 10,8 Prozent lag, soll dennoch auch 2017 zweistellig bleiben.
Cernkos erster Auftritt
Willibald Cernko, der am Tag genau vor einem Jahr den Chefposten bei der Bank Austria verlassen hat, ist gestern erstmals als Risikovorstand der Erste Group aufgetreten.
Er forderte die Bankenaufseher auf, dringend eine Pause bei den Regulatorien einzulegen. Es sei Zeit, die in den vergangenen Jahren erlassenen Regeln auf ihre Wirksamkeit zu prüfen. "Wo dient die Regulierung tatsächlich der besseren Steuerung der Finanzwirtschaft und wo entstehen Kollateralschäden, die viel zu groß sind?", formulierte Cernko die notwendigen Fragen. Denn irgendwann erfüllten die Regeln den Zweck nicht mehr, sondern richteten sich gegen das Wohl der Bürger. Beispiel: Kredite für die Klein- und Mittelbetriebe, die Banken wegen strenger Auflagen oft nicht gewähren könnten.
Kommentare