Erholung, welche Erholung? Eurozone noch in Rezession

Experten: Wenn die Wirtschaft weiter so dümpelt, sinken weder Schulden noch Arbeitslosigkeit.

Also, wenn das schon die Erholung wäre: Dann hat die Eurozone ein echtes Problem!" So recht passt die Botschaft von Monika Gehrig-Merz, Wirtschaftsprofessorin an der Universität Wien, nicht zu den Schlagzeilen. Wien, Berlin, Brüssel – landauf, landab wurde die Krise für beendet erklärt. Natürlich, das Wachstum sei schwach, aber seit 2013 gehe es doch bergauf. Nichts da. "Wir lesen auch Zeitungen", sagt die Ökonomin. Vielleicht sei ja der Zweck, gute Stimmung zu verbreiten; auf Basis der Daten könne sie den Optimismus nicht teilen. Der Abschwung habe zwischendurch nur pausiert. Der Euroraum stecke in Wahrheit noch in der großen Rezession fest, die 2008 begonnen hat. Gehrig-Merz sitzt in dem Expertenkomitee, das seit 2002 feststellt, wo sich die Wirtschaft zwischen Konjunkturgipfel und Talsohle im Euroraum aktuell befindet.

Erholung, welche Erholung? Eurozone noch in Rezession

Wachstumsproblem

Das ist keinesfalls eindeutig. Journalisten bedienen sich einer simplen Definition: Ab zwei Vierteljahren mit einem Minus in Folge rufen sie den Abschwung aus, nach zwei Quartalen Wachstum den Aufschwung. Die Rezession wäre seit Anfang 2013 vorbei. Das unabhängige Expertengremium, das bei der Denkfabrik CEPR in London tagt, ist nach fünfstündiger Beratung jedoch zum Schluss gekommen: Die Erholung ist viel zu schwach, um den Abschwung für beendet zu erklären. Die Wirtschaft tritt auf der Stelle – vor allem der private Konsum und die Investitionen stagnieren. Ein Alarmsignal. "Europa hat offensichtlich ein Wachstumsproblem", so Gehrig-Merz. So ließen sich weder die Arbeitslosigkeit senken noch Schulden abbauen. Ganz zu schweigen, was bei weiteren Schocks wäre.Und wie steht Österreich da? "Relativ gut, aber nicht blendend", so Gehrig-Merz. Das Wachstum sei mit rund 1 Prozent pro Jahr kaum besser als der Europa-Durchschnitt. Aber zumindest ist die Rezession überwunden, oder? "So klar sind die Zahlen nicht", sagt die Ökonomin.

EZB in der Pflicht

Eine Erholung, die aber weder robust noch ausreichend sei, sieht der Internationale Währungsfonds. Die Balance zwischen Schuldenabbau und Wachstumsanreizen sei im Euroraum nun ausgewogen, sagte IWF-Chefin Christine Lagarde. Es müsse aber mehr getan werden, um die Nachfrage anzukurbeln. Falls die Inflation hartnäckig niedrige bleibe, solle die EZB im großen Stil Anleihen kaufen.

Kommentare