Endspurt um Air Berlin

Passagierflugzeuge der deutschen Fluggesellschaft Air Berlin
Deutscher Unternehmer Wöhrl könnte Lufthansa noch abfangen. Wettbewerbsprobleme.

Der Zeitplan für die insolvente Air Berlin samt deren Österreich-Tochter NIKI ist knapp. Bis zum 15. September müssen die Bieter ihre Offerte bei den deutschen Insolvenzverwaltern abgeben, am 21. September soll die Entscheidung fallen. Als Favoriten gelten nach wie vor die AUA-Mutter Lufthansa sowie die Billig-Airline Easyjet. Air Berlin würde sowohl von Lufthansa als auch von Easyjet nicht als Ganzes übernommen, sondern die Flugzeuge und die Mitarbeiter könnten aufgeteilt werden.

Die Lufthansa hat laut der Berliner Zeitung für den 26. September eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung angesetzt. Eine der großen offenen Fragen ist das Wettbewerbsthema. Auch in Wien, wo der Lufthansa-Konzern mit der AUA mit Abstand Marktführer ist.

AUA-Chef Kay Kratky hält Kritik an einer Monopolisierung für "absurd", sagte er am Mittwoch beim Luftfahrtsymposium in Wien. Ein starkes Drehkreuz brauche zumindest zwei starke Partner – den Flughafen selbst und einen Home Carrier ",mit einer gewissen Position". Da dürfe man keine nationale Brille aufsetzen, sondern müssen "global und europäisch denken".

Flughafen-Vorstand Julian Jäger hofft für Air Berlin und NIKI auf eine "möglichst schnelle Lösung". Es sei grundsätzlich positiv, wenn die Lufthansa-Gruppe in Wien weiter wachse. Das sei aber auch eine Herausforderung für den Flughafen, weitere Airlines nach Wien zu bringen. Jäger rechnet für 2017 mit 24,3 Millionen Fluggästen und damit mit einem neuen Passagier-Rekord.

"Hohes Gebot"

Auf den letzten Flugkilometern will der deutsche Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl, 69, die Lufthansa noch überholen. Er kündigte an, mit einigen Partnern doch noch ins Rennen einzusteigen. "Die Höhe ist ziemlich hoch. Ich glaube, man wird sehr, sehr überrascht sein", sagte Wöhrl im ARD-Morgenmagazin. Wöhrl sprach von mehreren hundert Millionen Euro, die in verschiedenen Raten bezahlt würden. Er wolle Air-Berlin nicht zerschlagen: "Entweder alles oder gar nichts."

Wöhrl, der bereits mit 18 Jahren den Pilotenschein machte, kennt die Luftfahrt bestens. Er baute in Deutschland regionale Airlines auf und verkaufte diese weiter. 2006 verkaufte er die sanierte dba und später die ebenfalls restrukturierte LTU an Air Berlin. Diese hatte mit dem Erwerb der LTU allerdings weniger Glück. Neben Wöhrl prüfen auch der deutsche Ferienflieger Condor, das Berliner Logistik-Unternehmen Zeitfracht und NIKI-Gründer Niki Lauda ein Angebot.

Der AUA-Chef dürfte wohl Wöhrl und Lauda gemeint haben, als er am Luftfahrtsymposium von "Spätberufenen" sprach, die "noch kurz um die Ecke kommen".

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