Elektroautos starten zur Aufholjagd

BMW bringt mit dem i3s eine sportlichere Version auf den Markt.
Hersteller wollen nach dem Abgasskandal verstärkt in E-Mobilität investieren.

Auch auf der diesjährigen Internationalen Automobilmesse (IAA) in Frankfurt am Main werden zum großen Teil neue Benziner und Dieselfahrzeuge vorgestellt. Im Vorfeld der am Donnerstag startenden Veranstaltung geben die Autohersteller aber Versprechen, in Zukunft mehr in Elektroautos zu investieren.

Daimler etwa will den Smart schon ab 2020 ausschließlich als Elektroauto anbieten. Insgesamt plane der Konzern mehr als 50 Modelle mit Stromantrieb. BMW-Vorstandschef Harald Krüger plant 25 elektrifizierte Modelle, 12 davon vollelektrisch. Der BMW i3 verkauft sich seit Marktstart 2012 nicht mehr gut. Die Nachfrage blieb ohnehin in all den Jahren weit hinter den Erwartungen zurück, da der relativ hohe Preis, die geringe Reichweite und das immer noch lückenhafte Netz von Ladestellen die Kunden abschreckt. Dennoch versuchen es die Münchener mit dem i3s (Facelift und verbesserte Leistung) noch einmal.

50 Milliarden Euro

VW-Chef Mathias Müller steckt die Ambitionen für seinen Konzern etwas höher. Bis 2030 will VW 20 Milliarden Euro in die Entwicklung von E-Autos stecken. Zusätzliche 50 Mrd. Euro sollen investiert werden, um den Batteriebedarf zu decken – das bisher größte Beschaffungsvolumen in der Geschichte des Konzerns. Der vom Manipulationsskandal angeschlagene Hersteller möchte mit dieser Investition "die Revolution in der Autoindustrie anführen", so Müller. Er will außerdem Dieselfahrverbote auf keinen Fall akzeptieren. Er warnte vor einer übereilten Verkehrswende und plädierte für einen Mix aus Verbrennungs- und E-Motoren.

Tesla ist zwar nicht auf der Messe vertreten, aber auch der US-amerikanische Elektro-Pionier kündigt Innovationen an. So soll die Zahl der "Supercharger"-Stationen drastisch erhöht werden und die Anlagen auch in Supermärkten, Einkaufszentren und Straßen aufgestellt werden.

Der Zulieferer Bosch will in den nächsten Monaten entscheiden, ob er in die Batterieproduktion einsteigt. Auch in anderen Bereichen dürfte mehr Entwicklungsarbeit auf die Zulieferer zukommen. Daimler will bei Elektroautos noch weniger selbst herstellen als bei den konventionell angetriebenen. Der Zulieferer Schaeffler kündigte an, seine Elektroauto-Aktivitäten in einem neuen Unternehmensbereich zu bündeln.

Zu tiefe Grenzwerte?

Im Vorfeld der für heute, Mittwoch, im EU-Parlament angesetzten Debatte über Dieselgate plädiert die ÖVP-Delegierte Claudia Schmidt dafür, die Höhe der Grenzwerte für Feinstaub und das Reizgas NOx zu überprüfen. Im Vergleich zu anderen Grenzwerten seien jene für Pkw "eigenartig" niedrig angesetzt. So etwa beträgt der EU-Grenzwert für NOx an einem Büroarbeitsplatz 60 Mikrogramm pro Kubikmeter, jener für Autos aber nur 50. Das heißt so viel wie: im Büro ist man höheren Grenzwerten ausgesetzt als im Auto, aber im Büro sitz man viel länger. "Ich nehmen die Autohersteller nicht in Schutz, Betrug ist Betrug", so Schmidt, betonte aber auch: Die EU müsse sich überlegen, sagte sie zum KURIER, wie sie zu diesen Grenzwerten gekommen sei. Daheim eine Kerze oder ein Räucherstäbchen anzuzünden, übersteige diese Werte bei Weitem.

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Mercedes EQA: Mit der Studie zeigt Mercedes einen weiteren Vorboten der kommenden Elektroauto-Familie. Zwei Elektromotoren sorgen für 200 kW Leistung.
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Mercedes EQA: Die Reichweite beträgt rund 400 km. „Mit dem Mercedes-Benz Concept EQA nimmt unsere Elektro-Offensive weiter an Fahrt auf: Bis 2022 wird Mercedes-Benz Cars mehr als zehn vollelektrische Fahrzeuge auf dem Markt haben“, so Daimler-Chef Dieter Zetsche.
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BMW i Vision Dynamic: Das Gran Coupe mit vier Türen aus München ist noch eine Studie und fährt natürlich auch elektrisch.
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BMW i Vision Dynamic: Die Eckdaten klingen sportlich: Von 0 auf 100 beschleunigt der BMW in 4 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 200 km/h. Reichweite: 600 km.
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BMW i3s: Das kompakte Elektroauto von BMW bekommt zum einen ein zartes Facelift und zum anderen eine s-Version mit 184 PS Leistung.
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VW I.D.Crozz: Der I.D.Crozz ist in Frankfurt noch als Studie zu sehen - das Serienmodell kommt 2020.
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VW I.D.Crozz: Dank Elektromotoren an beiden Achsen fährt der I.D.Crozz elektrisch, VW gibt eine Reichweite von 500 km an.
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Honda Urban EV Concept: Ebenfalls elektrisch fährt diese Honda-Studie.
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Honda Urban EV Concept: Es baut auf einer komplett neuen Plattform auf und gibt einen Ausblick auf Technologie und Design des 2019 auf den Markt kommenden Serienfahrzeugs.
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Audi Aicon: Elektrisch fährt auch der Audi Aicon. Allerdings ist der Audi noch für eine fernere Zukunft bestimmt.
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Audi Aicon: Der Bayer fährt völlig autonom - für den Fahrer gibt es nicht einmal mehr ein Lenkrad.
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Audi A8: Der neue Audi A8 startet im Spätherbst, wird noch komfortabler und verfügt über weitere Funktionen fürs automatisierte Fahren.
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Mercedes-AMG Project One: Formel-1-Technik für die Straße soll der Project-One bieten.
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Mercedes-AMG Project One: Die Leistung des "Hypercars" liegt bei über 1000 PS. Noch ist der Project One ein Showcar, Serienversion folgt.
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Ferrari Portofino: Der offene Sportwagen aus Maranello löst den California ab.
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Smart Vision EQ fortwo: Studie eines autonom fahrenden Kleinen und ein Kandidat fürs Carsharing (mehr über das Projekt lesen Sie am 14.09. in der Motor-Beilage des KURIER).

Weniger Schadstoffe und die Entwicklung zu mehr UmweltbewusstseinAlle reden über Elektroautos, aber nur wenige haben eines. Hier also ein Erfahrungsbericht nach 1000 Kilometern: Das angeblich größte Problem – die Reichweite – ist keines. Wer meistens in der Stadt oder im Umland fährt, muss ein Mal pro Woche Strom tanken. Mit dem BMW i3 gehen sich locker 220 Kilometer aus, manchmal auch mehr. Nach einer Fahrt vom 19. in den 13. Bezirk über die Höhenstraße und zurück war der Stromtank nach 30 Kilometern noch immer gleich voll. Das liegt daran, dass man nur selten die Bremse braucht. Kaum steigt man vom Gas, wird das Auto langsamer, die Rückspeisung ladet die Batterie. Die Klimaanlage braucht relativ wenig Strom, mit der Heizung gibt es noch keine Erfahrung.

Dass man von anderen Autofahrern nicht ganz ernst genommen wird, erträgt man leicht. Vor allem bei der roten Ampel, von wo der kleine i3 flotter wegspurtet als die Großen, die viel Schmutz ausstoßen. Hart gefedert ist er auch, mit sehr direkter Lenkung – manchmal kommt längst vergessenes Porsche-Feeling auf. Wenn man dann aber frischen Strom braucht, spürt man die Versäumnisse der Wiener Stadtregierung. Wo Ideologie statt Vernunft regiert, wird das Autofahren generell boykottiert. Wer weder im Büro noch zu Hause eine Garage hat, darf nicht sauber durch Wien fahren. Ein Freund wollte vor seinem Haus im 18. Bezirk eine E-Tankstelle errichten lassen – der Hinweis der grünen Bezirksvorsteherin lautete: „Nein, hängen Sie halt ein Kabel aus dem Haus.“

Höherer Stromverbrauch

Und natürlich bringen mehr E-Autos einen höheren Stromverbrauch, aber auch notwendige technische Weiterentwicklungen von Solarpaneelen auf den Häusern bis zu Smart-Grids in den Städten – ja, so etwas gibt es, liebe Grüne. Tut was. Dass die Batterien bald noch besser werden, ist auch klar.

Mehr Elektroautos würden unsere Städte ruhiger machen. In Graz dürfen sie gratis parken. Auch Wien wird auf Dauer Stromautos nicht verhindern können.

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