Eine Hypo-Leiche im Weinkeller

Hypo-Alpe-Adria-Gebäude in Klagenfurt.
So typisch: Wie die Katastrophen-Bank bei einem Projekt in Kroatien abgezockt wurde.

Der ehemalige Hypo-Vorstand Günter Striedinger bekommt am Donnerstag Ausgang aus der Justizanstalt. Neben etlichen bekannten Malversationen wird sich der wegen des Vorzugsaktien-Deals zu vier Jahren Haft verurteilte Banker im U-Ausschuss auch zu einem Fall äußern müssen, der in der Öffentlichkeit noch nicht aufgearbeitet wurde. Projekt "Singulus" – ein exemplarisches Beispiel dafür, wie die Kärntner Skandalbank nach dem immer selben Strickmuster Geld am Balkan versenkte.

In dieser Causa geht es um knapp 20.000 Quadratmeter samt einer stillgelegter Weinkellerei im Städtchen Umag an der kroatischen Küste. Der slowenische Geschäftsmann Miro Oblak gründete 2001 über seine Wolkensberg Privatstiftung die Projektgesellschaft Singulus. In der idyllischen Bucht sollte eine noble Appartement-Anlage entstehen.

Für den Ankauf des Areals aus einer Konkursmasse suchte die Singulus am 28. September 2001 bei der Hypo um einen Kredit von 2,35 Millionen Euro an. Oblaks Ansprechpartner in der Hypo war Striedinger. Auf dessen Anweisung wurde die Summe am 24. Oktober überwiesen. Obwohl im Kreditantrag festgehalten war, dass weder Projektunterlagen noch Kalkulationen vorlagen. Der Kreditausschuss winkte das Darlehen nachträglich am 18. November durch.

Im Mai 2002 langte der nächste Kreditantrag in Kärnten ein. Diesmal auf elf Millionen Euro, benötigt für Investitionen. Die großartigen Sicherheiten: Hypotheken im 2. Rang auf die Immobilie, eine vinkulierte Gebäudeversicherung und Blankowechsel sowie Schuldscheine der Singulus. Insgesamt zahlte die Hypo aus dem zweiten Kredit rund zwei Millionen aus.

Gleichzeitig übernahm die Hypo Consultants in Liechtenstein 33 Prozent an der Singulus. Und legte Oblak dafür 1,5 Millionen Euro hin. Ein Jahr später kaufte die Consultants um 2,87 Millionen Euro weitere 52 Prozent, die letzten 15 Prozent wurden 2004 für 880.000 Euro übernommen. "Eine strategische Entscheidung von Mag. Striedinger", wurde bankintern argumentiert. Daher prüfte die zuständige Abteilung den Kauf nicht.

Striedinger saß mit Ex-Hpyo-Chef Wolfgang Kulterer auch im Aufsichtsrat der Consultants, in die man Immobilienprojekte am Balkan schaufelte und die später unter dubiosen Umständen verscherbelt wurde. 2007 schupfte die Consultants die Singulus in die Hypo-Alpe-Adria-Beteiligungen GmbH (HAAB), eine Blackbox für Problemfälle. Um die vom Wirtschaftsprüfer geforderte Abwertung zu verhindern.

Der Versuch der HAAB, das Ding loszuwerden, scheiterte kläglich. Man war mit italienischen Investoren schon einig, als sich herausstellte, dass die als Sicherheiten gegebenen Sparbücher manipuliert waren.

Die Bilanz des Deals

Gebaut wurde nie, der Weinkeller verfällt vor sich hin. Die Hypo kostete das Abenteuer in Summe 9,6 Millionen Euro. 2011 wurde das Areal auf 6,8 Millionen Euro geschätzt, aber dieser Wert ist mehr als fraglich. Heute sitzt die Hypo-Abbaueinheit HETA auf der Gstetten an der Küste.Oblak dagegen hat prächtig verdient. Der Verkauf der Singulus an die Hypo brachte ihm 5,25 Millionen Euro. Vom zweiten Kredit könnte auch noch was übrig geblieben sein. Die SOKO Hypo stellt eine "widmungsgemäße Verwendung" angesichts fehlender Belege und Rechnungen jedenfalls infrage.

"Singulus wäre ertragreich gewesen, wenn man es realisiert hätte", sagt Oblak-Anwalt Moringer. Sein Mandant sei ausgestiegen, weil er sich mit einem von der Hypo in die Singulus gesetzten Manager nicht verstand und die Hypo außerdem die Baubewilligung verfallen ließ. Der Verdacht, dass Striedinger und andere Hypo-Manager von Oblak Kick-backs kassierten, liegt nahe. "Es gibt keinen wie immer gearteten Hinweis, kein Euro und keine Kuna", beteuert Moringer. Aber warum sollten sich die Banker dann auf ein derartiges Abenteuer einlassen? "Unfähigkeit und Größenwahn", vermutet Moringer. Striedinger und Oblak werden sich demnächst übrigens mit Kulterer vor Gericht treffen. Die Anklage über das Projekt "Skiper" (Hotel, Appartements) ist bereits rechtskräftig, die Staatsanwaltschaft beziffert den Schaden mit 160 Millionen Euro.

Die CSI und die SOKO Hypo hatten im Fall Singulus gute Arbeit geleistet und akribisch dargestellt, wie die Bank geschädigt wurde. Tatverdacht Untreue. Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt stellte das Verfahren im September 2013 ein. Die Beweislage sei in „Ansehung der Erweislichkeit eines Schädigungsvorsatzes aussichtslos“.

Eine Hypo-Leiche im Weinkeller
ABD0017_20150603 - WIEN - ÖSTERREICH: NEOS-Fraktionsführer Rainer Hable am Mittwoch, 3. Juni 2015, anl. einer Sitzung des Hypo-Untersuchungsausschusses im Parlament in Wien. - FOTO: APA/HERBERT NEUBAUER
„Wieder ein Fall, bei dem die Begründung der Einstellung infrage zu stellen ist“, kritisiert Rainer Hable, Finanzsprecher der Neos und Vertreter im Hypo-U-Ausschuss, die Kärntner Staatsanwaltschaft.

Hable fordert außerdem, dass die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen in Sachen Hypo generell breiter ansetze. Und zwar nicht nur in Richtung Untreue, sondern auch Betrug, Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Bildung einer kriminellen Vereinigung.

Es sei nicht anzunehmen, dass die ehemaligen straffällig gewordenen Hypo-Manager vorsätzlich immer nur die Schädigung der Bank beabsichtigten. Sondern es entstehe vielmehr der Verdacht, dass sich die Banker persönlich bereichert (Kick-backs) haben könnten. Auch sollten Querverbindungen zwischen Fällen und Personen schärfer geprüft werden.

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