Eine Bank als Selbstbedienungsladen

Rodrigo Rato, Ex-Chef des IWF und früher Präsident der Bankia
Jetzt wird auch Rodrigo Rato, Ex-Chef des IWF und früher Präsident der Bankia, als Beschuldigter geführt.

Die „Selbstbedienungsaffäre“ um die mit Milliarden-Hilfen gerettete spanische Großbank Bankia spitzt sich zu: Der Ex-Chef des Weltwährungsfonds (IWF), Rodrigo Rato, wurde als früherer Bankpräsident offiziell beschuldigt. Der Ermittlungsrichter am Nationalen Gerichtshof in Madrid, Fernando Andreu, habe auch den Ex-Chef des Bankia-Vorgänger-Instituts Caja Madrid, Miguel Blesa, und dessen Nummer zwei Ildefonso Sanchez Barcoj als Beschuldigte zur Vernehmung am Donnerstag vorgeladen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur efe am Mittwoch unter Berufung auf Justizkreise.

Schwarze Firmenkarten

Topmanager, aber auch Politiker und Gewerkschafter, die im Aufsichtsrat der Bank saßen, sollen jahrelang mit „schwarzen Firmenkarten“ unter anderem Restaurantbesuche, Kleidung und Reisen bezahlt, aber auch Bargeld abgehoben haben. Laut Medienberichten geht es um rund 15 Mio. Euro, die am Fiskus vorbeigeschleust worden seien. Betroffen seien insgesamt 86 Personen, die unter anderem auch der Volkspartei (PP) von Ministerpräsident Mariano Rajoy angehören.
Demnach wurden seit Ausbruch der Affäre vor gut einer Woche mindestens zwölf Politiker und Gewerkschafter ihrer Posten enthoben oder traten selbst zurück. Die PP teilte mit, man werde eine eigene Untersuchung einleiten.

Bei einigen Aufsichtsratsmitgliedern hätten sich zwischen 2003 und 2012 mutmaßlich illegale Zuwendungen der Bank von knapp einer halben Million gesammelt, berichtete die spanische Presse unter Berufung auf einen Bericht des Geldinstituts. Die Transaktionen seien als „Fehler des Informatiksystems“ abgebucht worden, hieß es.

Die Affäre droht sich auf andere mit Milliarden vor der Pleite gerettete Geldhäuser auszuweiten. Wirtschaftsminister Luis de Guindos teilte am Mittwoch mit, der Bankenrettungsfonds FROB werde der Staatsanwaltschaft Material über „rund 20 potenziell unregelmäßige Transaktionen“ bei Catalunya Caixa und Novogalicia Banco zuleiten.

Bankia war nach dem Einbruch des Immobilienmarktes zum Inbegriff der spanischen Bankenkrise geworden. Die Ende 2010 durch die Fusion von sieben angeschlagenen Finanzinstituten ins Leben gerufene und im Mai 2012 verstaatlichte Bank hatte 2012 einen Verlust von 19 Mrd. Euro verbucht. Der Fast-Zusammenbruch war mit dafür verantwortlich, dass Spanien ein europäisches Rettungspaket für die Banken über 41 Mrd. Euro beantragte. Davon bekam allein Bankia 22 Mrd. Euro.

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