Ein Zentrum für Begabte und Leistungsbereite aus aller Welt

Blick auf die Longfellow-Bridge: WKO-Chef Christoph Leitl in Boston
Forscher fühlen sich hier ernst genommen und knüpfen Kontakt zur Wirtschaft.

Auf einem kleinen Platz unweit der Harvard Universität zeigen sich die USA in ihrer ganzen Bandbreite: Im Kaffeehaus tüfteln Studenten und junge Forscher an ihren Projekten, vor der Tür sitzt ein älterer Mann und bettelt: "Spendet für einen obdachlosen Kriegsveteranen." Ein Schild verkündet, dass britische Siedler hier in Cambridge schon 1630 die ersten acht Häuser gebaut haben.

Hier entstand zunächst das neue England, aus der die Weltmacht USA wurde. Heute kommen Neugierige und Begabte aus der ganzen Welt, weil hier mehr Geld für Forschung ausgegeben wird als sonst wo auf der Welt, vor allem aber, weil junge Leute hier ernst genommen werden und alle Chancen haben.

Innovationsträger

Das erzählen uns Österreicher, die wegen Christoph Leitls Besuch zusammengekommen sind. Der Präsident der Wirtschaftskammer sieht die USA noch immer als Innovationsträger Nummer eins. Österreichische Unternehmen, vor allem auch kleine, sollen die Möglichkeit bekommen, von Forschungsergebnissen zu profitieren oder direkt mitzumachen. Leitl wird dafür Abkommen mit der Harvard University, dem MIT und der Stanford University abschließen. Aber es gibt hier in Cambridge bei Boston auch Start-up-Zentren wie das Cambridge Innovation Center CIC, das weltweit größte, wo Österreicher aus dem Bereich Biologie und Medizin Zugang zu Know-how und Kapital bekommen sollen. So etwas nennt man hier Landing-zone, und der Partner dafür ist ACI - Advise.Connect.Inspire.

Für das Beraten, Vernetzen und Inspirieren ist Annika Pierson zuständig, die das für deutsche Unternehmen bereits erfolgreich gemacht hat. "Face to Face, also der persönliche Kontakt, ist auch in der digitalen Welt das Wichtigste beim Aufbau von Vertrauen", betont Tim Rowe, der Gründer des CIC. Viele Erfindungen würden zufällig entstehen, erzählt er. Forscher und Unternehmer müssten sich treffen.

Erfolgreiche Junge

Rowe betont, dass in den USA fast ausschließlich diejenigen Unternehmen neue Jobs schaffen, die jünger als fünf Jahre sind. Also liegt Präsident Trump völlig falsch, wenn er alte Industrien fördern will? "Tiefe Gedanken sind nicht seine Sache", sagt Rowe über den hier ungeliebten Präsidenten.

Das CIC expandiert als Start-up-Zentrum nach Europa. Leitl erwartet von den Kooperationen auch, dass sich die "junge und vibrierende Stimmung" auf unsere Unternehmen auswirkt. Es geht auch um Geld. Im CIC-Gebäude und im Haus nebenan werden rund 7 Milliarden Dollar Wagniskapital verwaltet. Wer von den jungen Österreichern will wieder in die Heimat zurück? Kurzfristig niemand, vielleicht später. Weniger wegen der Pension, eher schon wegen der Lebensqualität in Österreich. Vor allem aber betonen junge Forscher, Professoren und Unternehmer, dass sie hier ernst genommen werden. Dass nicht die Hierarchie zählt, sondern die Leistung. Das bedeutet aber auch, erzählt ein Professor, dass manches Abendessen um neun Uhr plötzlich vorbei sei, die Arbeit ruft noch. Die Lichter sind lange an in Harvard und Umgebung.

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